Hallo meine Lieben, lang habe ich gebraucht, um hier weiterzuschreiben... Jetzt ist es so weit und ich möchte es zu Ende bringen. Keine Angst, nicht mit diesem Kapitel, aber prinzipiell. Diese Geschichte verdient Vollendung, weil sie mir persönlich auch so viel bedeutet - unabhängig davon, wie gut sie lief oder eben nicht. Danke an alle, die gewartet haben - das bedeutet mir viel❤
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Wir sitzen so lange am Strand, lassen unsere Haut von der Sonne wärmen, bis sie in der Ostsee versinkt und der Wind frischer wird. "Wo habt ihr immer übernachtet?", fragt mich Marco schließlich, als wir auf dem Weg zu seinem Wagen sind. "Bei Hilde", erwidere ich lächelnd und er zieht die Augenbrauen hoch. "Bei Hilde?", wiederholt er mit fragendem Blick. "Ja, komm - ich zeig's dir!", schlage ich vor und gebe die entsprechende Adresse in sein Navi ein. Er nickt und folgt den Anweisungen der Computerstimme, nach knapp 10 Minuten erreichen wir unser Ziel. Das kleine Häuschen, welches von einem blühenden Garten umgeben ist, und von Ranken überzogen wird, taucht vor uns an der Straßenecke auf. Die goldgelbe Fassade wirkt in der Dämmerung noch intensiver und in meinem Herzen blühen so viele wundervolle Erinnerungen auf an die Momente, die ich hier mit Josie verbracht habe. Es waren viele traumhafte Abende, die wir auf der Hollywoodschaukel hinter Hildes Haus verbrachten, in denen wir dem fernen Meeresrauschen lauschten und jede Sekunde genossen.
Marco parkt den Range Rover auf dem mit Kies bedeckten kleinen Parkplatz, der zu Hildes Haus gehört und sieht mich erwartungsvoll an. "Bist du sicher, dass du das schaffst?" Unsicher sehe ich in seine grünbraunen Augen, versuche vielleicht darin eine Antwort auf all das hier zu finden. Wieso ich das ertragen muss, Weshalb ausgerechnet meine bessere Hälfte aus dem Leben gerissen werden musste und warum Marco sich um mich kümmert, warum er überhaupt in mein Leben getreten ist. Es vergehen Minuten, in denen ich schweige, mich in dem bernsteinfarbenen Glitzern verliere und mich kaum traue vernünftig zu atmen. Marco erwartet noch immer eine Antwort, doch ich habe keine. Auf keine meiner Fragen und auch keine auf seine. Es ist mir nicht klar, ob ich das hier schaffe, ob ich das alles je verwinden kann, ob mein Herz und meine Seele wieder heilen werden oder ob ich dem Schmerz, der Trauer um Josie doch erliegen werde. Ich habe keine Antworten darauf. "Ich weiß es nicht", flüstere ich, schaue wieder zu Hildes Haus. "Du musst es nicht schaffen. Wenn es nicht geht, sag mir Bescheid." Dabei berührt er wie zufällig meinen linken Unterarm, lächelt mich aufmunternd an. auch wenn es verquer ist, wir uns kaum kennen, aber es tut so gut ihn an meiner Seite zu wissen, zu wissen, dass er bereit ist mir zu helfen, mir Halt zu geben.
So raffe ich mich auf, schnalle mich ab und steige mit wackeligen Knien aus. Die kühle Seeluft streichelt meine Wangen und ich atme tief durch. Auf der einen Seite sträubt sich alles in mir dagegen, Hilde wieder gegenüber zu treten, auf der anderen Seite sehne ich mich danach - weil auch sie mich an Josi erinnert, an das was einmal war, an die unbeschwerte Zeit. Langsam nähere ich mich Hildes Haustür, einen Meter davor bleibe ich stehen - ich kann das nicht, denke ich verzweifelt, kämpfe gegen mein so heftig schmerzendes Herz, dass mir beinah schwindelig davon wird. Wie festgeklebt stehe ich da, starre auf das Namensschild, rühre mich aber nicht. Ich habe Angst, dass die Trauer mich von den Füßen wirft, wenn ich in Hildes faltiges, aber so freundliches Gesicht sehe, wenn sie mich mit einem warmherzigen Lächeln und einer ehrlichen Umarmung begrüßt. Es wird mich dorthin zurückbringen, wo ich nicht sein will - in dieses schwarze Loch, das erfüllt ist mit Tränen, die ich seit Josies Tod schon vergossen habe. Ein Brunnen voller Tränen, ein Meer. Ein Meer, in dem ich klaglos ertrinken werde, um endlich wieder bei ihr sein kann. Um wieder an Josies Seite sein zu können.
Plötzlich spüre ich eine warme Hand in meinem Rücken, sie stützt meinen Rücken, stützt gleichzeitig meine Seele, meine gebrochene Seele. Es hilft und stärkt mich. "Du musst das nicht", sagt Marco leise. Ganz dicht steht er hinter mir, sein Atem streift meinen Nacken, wovon ich Gänsehaut bekomme. Überraschenderweise erschreckt es mich nicht, das macht mir keine Angst -es fühlt sich wirklich gut an, eigentlich viel zu gut. Schuldgefühle Josie gegenüber kommen dennoch nicht auf, was mich allerdings sehr überrascht. "Aber ich möchte es", wispere ich atemlos, wende meinen Blick nicht von dem Klingelschild neben der Tür ab. Ihm jetzt in die Augen zu schauen, davor fürchte ich mich im Moment mehr, als Hilde wiederzusehen. Denn mein Herz spielt verrückt und das nicht wegen dem was war oder was noch kommt, sondern wegen seiner Nähe, wegen Marco. Damit kann ich nicht umgehen, aber ich lasse es zu. Ich lasse zu, dass mein Herz so ungewohnt schnell vor sich hin rast, mir dabei ganz warm wird, ich mich wohl fühle. Wie ihm das gelungen ist - auch das kann ich nicht beantworten.
Um es nicht noch verwirrender für mich zu machen, bleibe ich dabei, Marco nicht anzusehen und drücke endlich die Klingel. Dabei halte ich die Luft an, wappne mich nun doch vor dem, was noch kommt. Es dauert einen Augenblick, dann ertönen Schritte hinter der Haustür. Gerne würde ich jetzt doch einfach wieder kehrt machen, Marcos Hand an meinem Rücken hält mich davon ab. Kurz darauf öffnet sich die Tür und Hildes mir bekannte kleine, etwas untersetzte Figur steht vor mir. Auf ihren Lippen breitet sich augenblicklich ein warmes Lächeln aus. "Summer!", ruft sie freudig, wirft Marco einen unklaren Blick zu und nimmt mich in die Arme. "Hallo Hilde", begrüße ich sie, drücke sie fest. Der typische Duft, den ich von ihr kenne, steigt mir in die Nase. Hilde roch schon immer wie ein ganzes Blumenmeer, nicht nach alter Frau.
"Es tut mir so leid", flüstert sie nun, schlingt ihre Arme noch enger um meine Taille. Ich glaube, eine Träne rollt über ihre Wange und auch meine Augen werden feucht. Sie weiß es. Als würde mein Herz zerschnitten, als würde es in viele kleine Fetzen zerfallen, scheint es aufzuhören zu schlagen, doch der Schmerz - der bleibt und wird umso schwerer zu ertragen. Da ist sie, die Trauer. Unwillkürlich verkrampfe ich, versuche zu verhindern, dass dieses Gefühl von meinem Körper Besitz ergreift, aber es ist eh schon zu spät - es ist schon geschehen. Hilde löst sich von mir, umarmt Marco, der darüber ziemlich verdutzt zu sein scheint, bittet uns hinein. Ohne Umschweife legt sie einen weißen Briefumschlag vor mich auf den Küchentisch. Mein Atem stockt. Josies Handschrift. Schon wieder, wie oft denn noch? Wie viele Briefe warten noch auf mich, an wie vielen Orten? Wo wird Josie noch überall auf mich warten.
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Eine neue Erinnerung, ein neuer Brief... Wird Summer ihre Trauer je überwinden können? Welche Rolle spielt Marco dabei?
Ich hoffe, ihr freut euch, dass diese Geschichte weitergeht?
Fühlt euch umarmt,
Eure Floraly ❤
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Klatschmohn & Lilien [Marco Reus]
Короткий рассказKlatschmohn und Lilien, das waren wir. Josie und Summer. Beste Freundinnen fürs Leben, den Tod und die Ewigkeit. Dich zu verlieren, bringt mein Leben zum Einsturz. Ich ertrage diese Welt nicht mehr und versuche mich mich mit Alkohol und...