Zum ersten Mal seid meiner Entführung fühlte ich mich ausgeschlafen und erholt, was sich positiv auf meine Laune auswirkte. Espasa hingegen wirkte so, als habe sie die ganze Nacht nicht geschlafen - was sie wahrscheinlich auch getan hatte. "Also." Ihre Stimme klang müder als die eines Flegmons. "Ich habe mit dem Boss gesprochen und die Wachen gefragt und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: Scheinbar hat dich irgendjemand in den See gestoßen und Tandrak, das ist ein Pokemon das in diesem See lebt, hat dich mit Beute verwechselt und attackiert." Sie verstummte für ein paar Sekunden. "Naja, und dann hat Sylv dich wohl gefunden und rausgezogen." Fügte sie dann widerwillig hinzu. Wieso hasste sie Sylv eigentlich so? Eine von vielen unbeantworteten Fragen, die ich ihr irgendwann mal stellen musste. Denn wenn ich eines genau wusste, dann war es, das meine Tage gezählt waren. Das spürte ich sehr deutlich. Doch immoment hatte ich andere Dinge im Sinn. "Und...wer hat mich ins Wasser gestoßen?" Fragte ich. "Naja..." Espasa sah auf ihre Pfoten. "Um ehrlich zu sein, das wissen wir nicht. Aber wir finden es schon noch heraus!" Bei ihren letzten Worten riss sie den Kopf nach oben und funkelte mich an. Wag es ja nicht zu denken, das wir die Lage nicht unter Kontrolle haben! schien ihr Blick mir zu sagen. Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. "Spätestens morgen wissen wir es..." Espasas Augen fielen für einen Moment zu, erschrocken riss sie den Kopf nach oben und schüttelte sich, als sei nichts geschehen. Sie sah wirklich sehr fertig aus. Auch ihr Fell sah irgendwie noch schmutziger und verfilzter aus, was ihre Rippen umso deutlicher hervorstechen ließ. "Du brauchst Schlaf." Hörte ich mich selber sagen. Espasa sah mich erstaunt, beinahe vorwurfsvoll an, dann aber ließ sie erschöpft den Kopf hängen. "Ich schlafe erst, wenn du mir versprichst keinen Mist zu machen" Murrte sie. Ich wollte ihr antworten, aber sie ließ mir keine Zeit, trottete in ihr Nest und kuschelte sich in das Stroh. Wie sie da so lag, hilflos und komplett erschöpft, erinnerte sie mich in gewisser Weise an Glace. Seufzend wante ich den Blick ab. Glace. Was sie wohl grade tat? Vielleicht suchte sie nach mir. Ich sah sie quasi vor mir, krank vor Sorgen und mit von Tränen geröteten Augen....
Wimmernd kauerte ich mich auf den Boden und vergrub meine Schnauze unter meinen Pfoten. Glace so zu sehen, wenn auch nur in meinen Gedanken, brach mir das Herz. Ich spürte meine Tränen durch mein Fell laufen und hörte sie auf den Boden tropfen. Mein Schluchzen war das einzige, das durch die Stille in mein Ohr drang. Ich weiß nicht, wie lange ich weinend auf dem Boden lag, aber es muss sehr lange gewesen sein. "Naja..." flüsterte ich zu mir selber. "Schlimmer kann es ja jetzt nicht mehr werden." Mein Schicksal hatte die Güte, mich drei wunderbare Sekunden lang in diesem Glauben zu lassen. Drei wunderbare Sekunden. Dann drang eine Stimme in mein Ohr, und irgendjemand stieß mich in die Seite. "Wer bist du und wieso flennst du da so rum?" Ich hob den Kopf und blickte in die dunklen Augen eines gelben, vierbeinigen Pokemon. Sein Fell war ziemlich zerzaust und stand in Zacken von seinen Körper ab. Eine weiße Fellkrause zierte seinen Hals. Ein Blitza. Er war mir auf den ersten Blick unsympathisch. "Ich heiße Kaito. Und wieso ich hier "flenne" geht niemanden ausser mich etwas an." Ich untermalte meine Worte mit einem Knurren. Das Pokemon schnaubte. "Na schön. Wo ist Espa?" Die Art wie er "Espa" aussprach, gefiel mir überhaupt nicht. Wenn ich mich nicht beherrschen würde; würde ich ihm ohne Grund an die Kehle gehen. "Sie....ist dahinten und schläft, falls du Espasa meinst." Antwortete ich und beherrschte mich. Mein Gegenüber grinste überheblich. "Ach stimmt. Für dich ja Espasa." Mit diesen Worten trottete er an mir vorbei. Ich konnte ihn jetzt schon nicht leiden, obwohl ich ihn eben erst kennen gelernt hatte. Wütend stapfte ich aus der Höhle, ohne dem fremden Blitza oder Espasa noch einmal anzusehen. Ohne wirklich zu wissen, wohin ich ging, stampfte ich durch die Dunkelheit, bis ich mit dem Kopf eine Wand stieß. Mit brummendem Kopf setzte ich mich auf und sah mich um. Wirklich viel sah ich nicht, da es sehr dunkel war. Das brachte mich zum Rasen. Du bist ein Unlicht-Pokemon! Schrie ich mich selbst in Gedanken an. Doch es half nichts. Kurz bevor ich erneut in Tränen ausbrach, gab es einen ohrenbetäubenden Krach, der Boden begann zu beben, Risse zogen sich durch die Wände, Steine fielen von der Decke. Ich schrie auf, fiel auf den Boden und kniff die Augen zusammen. Doch so schnell wie er begonnen hatte, hörte der Spuk auch wieder auf. Eine Sekunde lang herrschte Stille. Dann brach das Chaos aus. Panische Schreie drangen von überall, manche Pokemon riefen nach ihren Jungen andere wiederum nach Freunden, Eltern oder Geschwistern. Schritte halten wie prasselnder Regen durch die Höhle, gemischt mit dem Weinen junger Pokemon. In der nächsten Sekunde raste ein weißes, vierbeiniges Pokemon mit langem, weißem Fell an mir vorbei, gefolgt von einem Schwarm lilaner Pokemon, die im Grunde nur aus Flügeln, Kopf und Beinen bestanden. Heftig schlugen sie mit den Flügeln und stießen dabei schrille Schreie aus. Als sie an mir vorbei rasten, schlug mein Hinterkopf gegen die Wand, und für ein paar Herzschläge schwebte ich zwischen den Sternen des Universums. Dann holte mich die Stimme von Espasa in die Realität zurück. "Kaito? Kaito bist du das?" Ein rotes Licht blitzte auf, dann sah ich sie vor mir stehen. Der Stein auf ihrer Stirn hatte wieder zu leuchten begonnen, und in seinem Licht sah ich das Blitza von vorhin hinter ihr stehen. Das hob meine sowieso schon schlechte Laune auch nicht weiter. "Ja ich bins." Murrte ich. "Könnt ihr mir sagen was hier los ist?" Espasa schnaubte. "Genau wissen wir das nicht. Irgendjemand hat ein Erdbeben ausgelöst. Wir suchen grade die Ursache." Mit diesen Worten tappte sie weiter. Das Blitza folgte ihr und warf mir im Vorbeigehen einen überlegenen Blick zu. Ich sah das einfach mal als Einladung, den beiden zu folgen.Geleitet vom Licht des roten Steines von Espasa schlichen wir durch die Gänge. "Wir sind ziemliche nahe an..." fing Espasa nach einiger Zeit an, doch sie verstummte wieder. "Nicht so wichtig. Achtet einfach darauf, dass ihr einen klaren Kopf behaltet." Fuhr sie nach einiger Zeit fort. Niemand antwortete. Die Schreie waren wieder verstummt, und die übliche, drückende Stille erfüllte die Luft. Hin und wieder huschte etwas über meinem Kopf durch die Luft, aber es war verschwunden bevor ich es erkennen konnte. Vorsichtig setzte ich eine Pfote vor die andere, aus Angst, ein zu festes Auftreten könnte die von Rissen durchzogene Decke zum Einsturz bringen. Plötzlich blieb Blitza ruckartig stehen, und ich konnte grade so einen Zusammenstoß vermeiden. "Was ist los Espa?" Hörte ich ihn fragen. "Kommt her und seht es euch selbst an." Flüsterte Espasa zurück, ihre Stimme klang schockiert. Blitza trat vor, in einen Höhleneingang der vor uns lag. Ich folgte ihm und wäre um ein Haar wieder in jemanden reingerannt. Diesmal war es ein auf dem Boden liegendes Pokemon. Alles an ihm war irgendwie merkwürdig verdreht, und der komplette Körper in eine merkwürdige, leblose Stille gehüllt, obwohl sich die Brust des Pokemons gleichmäßig hob und senkte. Hin zu wieder zuckte eines der schlaffen Glieder nervös. Ein seltsamer, lilaschwarzer Dunst entwich seinem Körper und zog ziellos durch die kleine Höhle. Ich wusste sofort, dass ich dieses Pokemon schon einmal gesehen hatte, doch ich erkannte es erst auf den zweiten Blick.
Es war Slashy.

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Angel of Darkness (Pokémon FF)
FanfictionDas Leben des jungen Nachtaras Kaito, den alle seine Freunde nur Shine nennen, ist nahezu perfekt. Er hat alles, was er sich wünschen kann. Doch das Leben von Shine ändert sich rasant, als er eines Nachts in die Fänge von finsteren Gestalten gela...