Ich hatte meine Pfoten ausgestreckt, mein Kinn auf den Boden gelegt und alle Glieder von mir gestreckt, als Espasa sich endlich wieder rührte. Zuvor hatte sie stundenlang reglos auf dem Boden gelegen, nur ihre Brust hatte sich durch ihre Atmung bewegt, und die Bewegung hatte sich auch auf ihre Flanke übertragen. Jetzt allerdings blinzelte sie, hob den Kopf, streckte die Beine nach vorne und gähnte hörbar. Dann rappelte sie sich auf, streckte sich noch einmal und warf einen fragenden Blick in meine Richtung, sagte aber nichts.
Etwas peinlich berührt zog ich die Beine unter meinen Körper und drückte mich nach oben. Meine Gedanken waren in den letzten Stunden abgeschweift, zu dem Tag, an dem Espasa mich entführt und in diese Höhle gebracht hatte. Nur kurz davor hatte ich noch genau so auf der Wiese in der Sonne gelegen und die Wärme genossen.
Schweigend wandte Espasa sich wieder ab, ließ sich neben ihrem Nest nieder und begann, mit schnellen Zungenstrichen ihr Fell zu putzen. Ihre Augen waren leer und komplett ausdruckslos. Ich beobachtete sie einen Moment, dann tat ich es ihr gleich. Wenn man schon geopfert wurde, konnte man dabei ja auch sauber sein.
Die Luft war erfüllt von Spannung. Überall von außerhalb der Höhle konnte ich Schritte, Geplapper und vereinzelte Rufe hören. Feierliche Stimmung herrschte.
Wir hatten gerade unsere Wäsche beendet, als ein Pokemon in die Höhle gestürmt kam. Ganz in dunkelgrau getaucht, mit vereinzelten dunkelroten Elementen. Eindeutig, es war Mirage.
"Espasa? Wir wären soweit." Ihre Stimme war viel ruhiger und entspannter als damals, wo ich sie zum ersten Mal getroffen hatte.
Das Psiana sah auf, in ihren Augen lag Leere. "Klar", meinte sie, "Wir kommen."
Sie sah mich auffordernd an, also rappelte ich mich schnell auf die Pfoten und hastete zum Ausgang der Höhle, wo Mirage stand. Sie schnurrte zufrieden auf, dann stürmte sie zurück in den dunklen Gang, aus dem sie soeben gestürmt gekommen war. Einmal holte ich tief Luft, sah über meine Schulter noch einmal zu dem Psiana, das mich hergebracht hatte, dann akzeptierte ich mein Schicksal und machte einen Schritt in den Gang hinein.
Die Höhle war gefüllt mit Pokemon aller Art. Ich erblickte ein Dragonir, ein Luxtra, ein Libelldra, ein Snobilikat, ein Arkani, eine Horde Magnayen, zwei Geradaks, ein Pachirisu, mehrere Pionskora und unglaublich viele Pokemon, die ich nicht erkannte oder noch nie gesehen hatte. Sie alle wichen zur Seite, als ich, flankiert von Mirage und Epasa, durch die Gänge stolperte. Meine Orientierung war schon lange verloren gegangen, aber ich spürte, wie der Boden anstieg. Leichter Nebel trübte meine Sicht und die Pokemon, die wir passierten, wurden immer stiller und ihre Gesichter immer ernster. Schließlich blieben wir vor einem düsteren Eingang stehen. Rauch und düsterer, lila-schwarzer Nebel waberte aus der Öffnung hervor, flackerndes Licht fiel in den Gang. Mirage neigte den Kopf, dann trat sie zur Seite. "Euer Weg", säuselte sie feierlich.
Ich nickte ihr zu, wie als wollte ich sie in den letzten Minuten meines Lebens noch einmal freundlich grüßen, dann trat ich, gefolgt von Espasa, in den Raum hinter dem Eingang.
Die Höhle, in die wir traten, war größer, als alle, die ich bisher gesehen hatte. In der Decke klaffte ein gewaltiges Loch, dass allerdings von unzähligen, beindicken Fäden so fest verschlossen schien, dass kein Licht hindurch fiel. Dabei musste die Sonne schon lange aufgegangen sein - zumindest dachte ich mir das. Die Wände waren gepflastert von schwarzen Kristallen, die den Raum dunkler wirken lassen, als er eigentlich war. Die zwei kleinen Feuer, die in neben dem Eingang in kleinen Kuhlen brannten, reichten aus, um das Gröbste zu beleuchten.
Doch das auffälligste und eindrucksvollste war der riesige Kristall, der mittig an der hinteren Wand aus einem Loch im Boden ragte. Dunkellilaner Nebel entwich aus der Öffnung, die Schwaden schwebten durch die Luft und erzeugten eine dunkle Stimmung. Der Kristall erinnerte mich an den, den ich an der Decke des Raumes mit den schlafenden Pokemon gesehen hatte, nur viel größer. Wie als sei das der obere Teil. Die Spitze des Eisberges.
DU LIEST GERADE
Angel of Darkness (Pokémon FF)
Fiksi PenggemarDas Leben des jungen Nachtaras Kaito, den alle seine Freunde nur Shine nennen, ist nahezu perfekt. Er hat alles, was er sich wünschen kann. Doch das Leben von Shine ändert sich rasant, als er eines Nachts in die Fänge von finsteren Gestalten gela...