13. Kapitel

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In die Finsternis hineinzustürmen, ohne einen Plan und ohne ein Ziel, war ein gutes Gefühl. Auch, wenn ich hin und wieder mit meinen Pfoten über die scharfen Kanten von Steinen auf dem Boden streifte, oder mit dem Kopf hin und wieder unvorbereitet gegen eine Wand stieß und mittlerweile Sterndus tanzen sah.
Die stickige Luft machte das nicht besser. Meine Kehle brannte vom Rennen, meine Füße schmerzten und Samatha würde mir vermutlich den Hals umdrehen, wenn sie mich erwischte. Aber das alles war mir egal. Der Wunsch, zu flüchten, von all dem davonzurennen war einfach zu groß.

Und so blieb ich erst stehen, als mit ein aus der Wand hervorragender Kristall überraschend am Knöchel traf und ich mich mit der Nase vorran der Länge nach in den Staub legte.
Stöhnend schloss ich die Augen und versuchte, mich wie schon so oft der Dunkelheit zu übergeben. Doch dieses Mal gelang es nicht. Mein Bewusstsein wollte mich einfach nicht verlassen, und so verbrachte ich eine gefühlte Ewigkeit damit, von Schmerzen geplagt auf dem Boden zu liegen, während vor meinem innigen Augen wieder und wieder die gleichen Bilder vorbeizogen.
Lazzly, wie bedrohlich das elegante Pokemon in der Dunkelheit gewirkt hatte. Solana, wie sie zuckend und schreiend aus dem Boden lag, während Lazzly sie fest in ihrem Kiefer hielt. Und Espasa, die reglos daneben gestanden und zugesehen hatte.
Die Vorstellung kostete mir die letzten Nerven. Wütend jaulte ich auf, trommelte mit den Pfoten wild auf den Boden und schlug meine Stirn gegen das harte Gestein.
Und in diesem Moment geschah es. In der Sekunde, in der meine Wut und meine Verzweiflung Überhand nahmen und durch meine Adern schossen wie ein tödliches Gift, in genau diesem Moment gab es einen grellen, gelben Blitz. Und in der nächsten Sekunde erfüllte ein schwaches Leuchten den Gang um mich herum.
Verwirrt und mit vor Schmerz tränenden Augen hob ich den Kopf und versuchte, eine Quelle für dieses plötzliche Licht auszumachen. Doch ich konnte nichts entdecken, was das hätte verursachen können.
Erst, als ich mich unter Aufwand meiner letzten Kräfte schließlich auf die Pfoten hievte, realisierte ich es: Das Licht stammte von mir.
Die gelben Ringe an meinen Ohren und Pfoten, sowie an meinem Schweif und meinen Schultern hatten zu Glimmer begonnen. Nur ganz schwach, aber das reichte schon aus um einen hellen Schein an die erdigen Wände zu werfen.
Rau und uneben waren diese Wände, mit vielen Kuhlen, in die das Licht meiner Ringe nicht fiel und die somit im Schatten lagen.
Dass Nachtara mit ihren Ringen Licht erzeugen konnten, das hatte ich bisher nur aus Geschichten. Selbst gesehen oder getan hatte ich es noch nie.

Mit neuem Mut tappste ich weiter. Meine Pfoten und Gelenke schmerzten zwar noch immer, aber meine neu erlangte oder vielmehr neu entdeckte Fähigkeit verlieh mir die Kraft, die ich im Moment brauchte. Wonach ich eigentlich suchte, dass wusste ich nicht, aber es tat gut, endlich mal die Umgebung zu sehen, in der ich festgehalten wurde.

So vertieft in meine Suche nach gar nichts merkte ich erst nach einiger Zeit, dass ich meinen Weg nicht alleine ging. Als ich Schritte hinter mir vernahm, blieb ich erneut stehen und spitzte erschrocken die Ohren. Das tappsende Geräusch verstummte. Auf einmal spürte ich, wie Wut durch meine Adern zu pulsieren begann. Als ich das letzte Mal von jemandem verfolgt worden war, war das damit geendet, dass mich ein unbekanntes Pokemon in einen See mit einem aggressiven Tandrak gestoßen worden und wäre beinahe aus dem Leben geschieden. Aber ich hatte überlebt. Und möglicherweise wollte dieses mysteriöse Pokemon jetzt das vollbringen, was ihm beim letzten Mal misslungen war. Ich spannte meine Muskeln an, knurrte leise und wirbelte kampfbereit herum. Meine Erfahrungen in Kämpfen konnte man zwar an einer Pfote abzählen, an drei Zehen um genau zu sein, aber dieses Mal würde ich mich nicht kampflos ergeben. Um den Überraschungseffekt nutzen zu können, stieß ich mich vom Boden ab und rammte mich mit voller Kraft gegen meinen mir immernoch unbekannten Verfolger. Ich merkte nur, wie sich etwas hartes gegen meine Stirn drückte, es fühlte sich an wie ein sehr kleiner, knochiger Schädel. Ich hörte ein überraschtes Zischen, dann taumelte das Wesen nach hinten und ich schlug hart auf den Boden auf. Glücklicherweise bestand dieser hier nicht aus hartem Fells, sondern aus lehmiger Erde. Trotzdem reichte dieser Aufschlag, um mich so weit zu erschüttern, dass meine Ringe ihre Leuchtkraft verloren und die Welt um mich herum wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Im nächsten Moment flammte eine unglaublich helle Feuerzunge auf, die die Spitzen meiner Ohren nur um eine Krallenbreite verfehlten. Doch in dem kurzen, feurig aufblitzenden Licht erblickte ich zum ersten Mal meinen Gegenüber. Wenn auch nur für einen kurzen Moment. In diesen wenigen Sekunden konnte ich nicht viel mehr als einen schlanken, vierbeinigen Körper mit langen Beinen, hervorstehenden Rippenknochen und zwei großen, nach hinten gebogenen auf dem Kopf erkennen. Dann erlosch dass Feuer und der beißende Geruch von Rauch stach mir schmerzhaft in die Nase. Keuchend schnappte ich nach Luft und hustete den Rauch aus.
„Alles in Ordnung, Kaito?", vernahm ich kurz darauf eine mir absolut unbekannte Stimme. Wer auch immer sprach, seine Stimme war tief und kratzig und er kannte meinen Namen. Aber wenn ich mich recht erinnerte, dann hatte Espasa mal erwähnt, dass das ohnehin jeder hier tat.
Mühsam presste ich meine Lippen aufeinander. Ich wollte nicht antworten. Wenn meine Vermutung stimmte, dann hatte mich mein Angreifer angesprochen. Und das war dann vermutlich eine Falle. So schwieg ich also und hielt still, solange bis erneut ein warmes, flackerndes Licht den engen Gang aufhellte. Blinzelnd hob in den Kopf und starrte auf das Pokemon vor mir.
Sein Körper war in ein dunkles, beinahe schwarzes Grau getaucht, sein Bauch und seine Schnauze zeichneten sich farblich durch ein rötliches Orange ab. Hellgraue Knochen umschlossen seine Fußgelenke, seinen Brustkorb und seinen Hals, und vorne an seiner Brust prangte genau der kleine Schädel, gegen den ich vorhin gestoßen war. Ein Hundemon. Ein düsteres Wesen, dass sich die Kräfte der Dunkelheit und die des Feuers zunutze machen konnte. Seine Schnauze hatte das Hundemon ein Stück geöffnet, zwischen den spitzen, weißen Zähnen glühte ein Feuerball, der für besagtes Licht verantwortlich war. Die schmalen, hell orangenen Augen des Pokemons hatten ihren Blick auf mich gerichtet, doch entgegen all meiner Erwartungen erkannte ich darin weder Wut, noch Rachsucht oder Kampfeswillen. Er klappte sein Maul zu, und das flammende Licht verschwand. „Ich wollte dich nicht angreifen.", hörte ich das Hundemon durch die Dunkelheit sprechen. „Ich hab mich lediglich aus Reflex gewehrt. Und jetzt, beruhig dich und mach das Licht wieder an." Ich schluckte ein paar Mal, dann konzentrierte ich mich und versuchte mit allen Mitteln, meine Ringe erneut zum Glühen zu bringen. Was mir unter großer Anstrengung auch gelang, wenn auch deutlich schwächer als zuvor.                                           „Sehr schön.", knurrte das Hudemon zufrieden und peitschte mit seinen dünnen Schweif, der am Ende eine dreieckige Spitze besaß. „Was machst du alleine hier draußen?" Ich atmete einmal durch. Ein angenehmes Gefühl, nach all der Zeit mit Samatha, auch mal wieder gefragt zu werden und nicht einfach nur harte befehle zu erhalten. „Ich bin weggelaufen.", gab ich zu. Das Hundemon erschien mir irgendwie vertrauenswürdig. „Ich hab nicht ertragen, wie Lazzly Solana getötet hat."
Langsam neigte das Hundemon den Kopf. „Verstehe. Dann bist du der Gefangene von Espasa." „Ja, der bin ich.", es erstaunte mich ehrlich gesagt nicht, dass er das alles über mich wusste. „Und wer bist du?" Ein langes Schweigen folgte. Ich konnte im schwachen Licht meiner eigenen Ringe sehen, wie er seine Lefzen zurückzog, seine Zähne entblößte und mich von oben bis unten nachdenklich musterte. „Doom.", meinte er schließlich. „Das ist mein Name. Doom. Er passt, finde ich." Demonstrativ scharrte er mit seinen Krallen über den Boden. Das daraus entstehende Geräusch ließ mich zusammenzucken und jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Ich ließ die Ohren hängen und wich einen Schritt zurück. Doom lachte auf. „Hey, keine Angst kleines. War nur ein Scherz. Im Gegensatz zu den meisten anderen hier bin ich nicht darauf aus, dich umzubringen." Das beruhigte mich auch nicht unbedingt, sondern setzte mir nur einen dicken Kloß in den Hals. „Wieso eigentlich?", fragte ich ohne nachzudenken einfach frei heraus, bereute es im nächsten Moment allerdings auch schon wieder. Man fragte seine Angreifer nicht einfach nach dem Grund ihres Handelns, dass würde sie vermutlich nur noch mehr reizen. Doch Doom zeigte überhaupt keine Anzeichen von Verärgerung. Stattdessen glühten seine Augen auf und sein Maul verzog sich zu einem verschwörerischen Grinsen. „Das kann ich dir gerne sagen.", sagte er gedämpft und wandte sich von mir ab. „Nur nicht hier. Komm mit." Er trottete los und sah über seine Schulter zu mir zurück. „Oder bleib hier, wenn du mir nicht vertraust. Nur wirst du so keine Antworten bekommen." Ich zögerte eine Sekunde, dann schüttelte ich heftig den Kopf und spazierte ihm nach, ohne mir meine Unsicherheit anmerken zu lassen. Ich musste das riskieren. Es war aktuell meine einzige Möglichkeit, Antworten zu bekommen. 

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Jay, ich habe Internet.
Es tut mir leid, dass ich aktuell so unregelmäßig update, aber ich kann es leider nicht ändern. Die nächsten sechs Wochen kann ich auch leider nicht versprechen, dass zu bessern, weil ich nicht weiß ob ich Internet habe. Aber wenn, dann werden vermutlich mehr Updates kommen^^
Ja, das wollte ich unbedingt loswerden, deswegen heute leider etwas weniger Handlung im Kapitel^^" ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen :3

Angel of Darkness (Pokémon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt