Vierzehnter Juli 2015
15:47 Uhr DienstagDas Meer trug mit sich die Wellen, die ihre Macht mit ihrem Schwung präsentieren. Sie waren eine reine Verlockung für den Menschen, doch konnten schnell den Tod für diesen bedeuten. Rasch können die Wellen den menschlichen Körper hinunter, in das tiefe Blau, reißen und den Menschen in seine Gefangenschaft nehmen.
Wunderschön spiegelten sie den göttlichen Himmel in einem starken Türkis und vermittelten eine angenehme Dynamik, die nur dazu einlud sich in das kalte Wasser zu bewegen. Ebenfalls trug die Sonne dabei, die sich wie tausende kleine Diamanten auf den Wellen widerspiegelte und alles nur noch klarer und schöner wirken lies.Auch wenn sich Avas Füße in harten Kies eingruben und einen leichten Druck auf ihre Zehen verübten, der zunächst ihren Körper leicht anspannen lies, fühlte sie sich wohl und fiel keineswegs auf die Verführung des Meeres rein. Denn sie betrat dieses Element in so einer gewaltigen Größe nicht. Nicht mehr.
Der Geschmack auf Ihrer Zunge, der wie versalzene Nudeln glich und ihre sich langsam kräuselnden Haare sprachen nur zu ihr, dass sie sich am Meer befand.
Heute war der Küstenwind besonders stark, weswegen Ava ihre mittelbraunen Haare zu einem leichten Dutt gebunden hatte, damit nicht jede Sekunde eine lästige Haarsträhne in ihr Gesicht fiel.
Nachdenklich schaute sie hinaus und leichte Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, da ihr die knapp fünfunddreißig Grad im Schatten doch zu schaffen machten.-"Ava kommst du?", riss ihre Mutter sie aus den Gedanken. Ava drehte ihren Oberkörper zu ihrer Mutter und würdigte ihr einen kurzen Blick, ehe sie seufzend vom Kies aufstand und ihr kurzes Sommerkleid zurecht zupfte.
-"Alles gut bei dir, Schätzchen? 'Siehst so müde aus.", fragte Eliza besorgt und schaute nachdenklich auf ihre mittlerweile siebzehn jährige Tochter.
Sie konnte es immer noch nicht glauben, dass sie schon so erwachsen geworden war. Eliza freundete sich ebenfalls immer noch nicht mit den Gedanken an, dass sie bald die Schule beendete und dann das Elternhaus verlassen würde, denn Ava hatte Ziele, beruflich wie auch privat, die sie anscheinend zu erfüllen hatte.
Zwar drängten ihre Eltern sie zu nichts, bezüglich beruflichen Erfolgs, aber Ava wusste, welches Wunschdenken ihrerseits war.
Und sie wollte ihre Eltern stolz machen.-"Alles okay, Mum, mach dir keinen Kopf.", antwortete Ava mit einem schwachen, unglaubwürdigen Lächeln.
Eliza nickte nur und griff um Avas Taille während sie entlang der Promenade spazierten.-"Was machen wir heute Abend noch? Also ist irgendetwas geplant?", fragte Ava, damit der Spaziergang nicht mit unangenehmer Stille verlief.
-"Nein eigentlich nichts, da es Papa wieder nicht so gut geht.", erwiderte daraufhin die achtundvierzig jährige.
-"Ich möchte, dass er sich 'mal durchchecken lässt, so geht das nicht weiter, Mum!", sagte sie nun lauter und energischer.
-"Du kennst doch Dad. Ein wahrer Sturkopf. So wie du, Schätzchen!", sagte Avas Mutter mit sanfter Stimme und fuhr über ihr Haar.
Ava seufzte nur und erkannte, dass sie schon in ein paar Schritten, die Veranda des Hauses erreichten.
Sie liebte das Haus. Die babyblaue, hölzerne Fassade und die weißen Rahmen der Fenster harmonierten perfekt. Der kleine Vorgarten besaß ihre Lieblingsblumen und eine weiße Hollywoodschaukel.
Avas Zimmer lag genau über der Veranda, weswegen sie des Öfteren nachts gut abhauen konnte ohne bemerkt zu werden.
Meistens lief sie zum Meer, setzte sich im feinen, grauen Kies nieder und dachte nach. Am Meisten über die Vergangenheit, die sie so sehr vermisste, doch sich in einer Weise nicht wieder wünschte. Sie konnte es selber nicht erklären, aber suchte immer wieder Antworten in den Wellen.
Da wo alles begann und wo sie alles verlor.
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Ocean Heart #Wattys2016
Genç KurguAls das junge Mädchen Ava erfährt, dass ihr Bruder Jeremy in ein Unfall verwickelt worden war, bricht für sie eine Welt zusammen. Und als sie auch noch total aufgelöst im Krankenhaus auftaucht, muss sie sich damit abfinden, dass ihr Bruder kein Einz...