Elvira (X)

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,,Ihr seid also in einer festen Beziehung?", fragt Andres Mutter skeptisch, während sie die Tomaten für den Salat kleinschneidet. Dabei schaut sie nicht einmal in meine Richtung, sondern zeigt mir die kalte Schulter. Ich weiß längst, dass sie mich nicht besonders mag. Zwar verstehe ich nicht, warum, aber ich muss es wohl akzeptieren. Nun sind wir zusammen in der Küche und bereiten das Mittagessen vor. Sie hat mich gefragt, ob ich ihr nicht helfen könnte, und jetzt bin ich hier und starre auf ihren Rücken, während Andre im Wohnzimmer mit seinen Schwestern zusammen sitzt. Er hat es wahrlich gut. Ich werde hier noch von ihr in kleine Stücke zerteilt, sodass nichts mehr von mir übrig bleibt. Sie wird mich auseinandernehmen. Ich tippe mit meinem Finger auf den Tisch, dadurch entsteht ein Ton, der ihr wiederum nicht passt. Daraufhin stoppe ich und gehorche ihr.

,,Du scheinst nicht gerne zu reden, oder?", hakt sie erneut nach. Ich gebe auf und antworte ihr. ,,Ich bin seine Freundin." Sie stoppt in der Bewegung und dreht sich um. Mit ihren Augen macht sie mich klein, sie macht mir Angst. Ich spüre ihren Hass so deutlich wie noch nie. Wie kann eine wunderschöne Frau nur so viele negative Gefühle in sich tragen? Das ist doch nicht gut für den Körper und die Seele.

,,Was ist los? Schüchtere ich dich ein?", mit ihrem furchtbaren Blick durchbohrt sie mich. Ich nicke. Das tut sie wirklich.
,,Warum? Ach, vergiss es.  Tut er dir etwas an? Schlägt er dich?", fragt sie und kommt mir mit dem Messer in ihrer Hand näher. Ich weiche zurück.
Andre hat mich geschlagen, aber dieser Vorfall liegt in der Vergangenheit. Ich habe ihm einigermaßen verziehen. Er hat sich bei mir entschuldigt und er meint es auch ernst. Ich glaube ihm, dass er es nicht absichtlich getan hat, trotzdem muss ich bei ihm vorsichtig bleiben. Doch egal, was er gemacht hat, seine Mutter kann ihm doch nicht so viele Vorwürfe machen. Er hat es nicht verdient, solche Dinge von seiner eigenen Mutter zuhören. Müssen die eigenen Eltern nicht ihre Kinder verteidigen? Andre hat wirklich recht, die Beziehung zwischen ihnen ist angespannt und nicht die beste.

,,N-nein, er ist sehr... nett zu mir. Er zeigt mir seine Gefühle...Tag für Tag", erwidere ich. Natürlich ist mir bewusst, dass ich sie gerade anlüge und mit meiner Antwort ausweiche, aber ich will Andre nicht in ein schlechtes Licht stellen. Ich will ihn beschützen. Immerhin ist es nicht ihr Problem... Wenn Andres Mutter sich einmischt, kann etwas Schlimmes passieren und das will ich nicht. Keiner soll wegen mir leiden. Ich weiß, dass Andre unberechenbar ist.

,,Nett? Bedrängt er dich vielleicht? Droht er dir? Er schaut dich ständig so an, als ob er etwas befürchten muss.  Bist du seine Affäre? Willst du Geld?" Sie stellt ihre ganzen Fragen und steht nun ganz nah bei mir. Mein Herz klopft. Sie macht mir wirklich Angst. Die Ähnlichkeit zu Andre wird mir immer mehr bewusst. Ich verstehe die Welt einfach nicht mehr. Was meint sie nur mit alldem?

,,Was? Nein, nein, ...", versuche ich mich zu verteidigen, aber dann spricht sie in meinen Satz hinein. ,,Was magst du an ihm?" Ich schlucke und weiche ihrem Blick aus. Sie stellt viel zu viele Fragen. Warum bedrängt sie mich die ganze Zeit? Ich seufze und nehme meinen ganzen Mut zusammen, um ihr zu antworten. Dieses Mal mit sehr viel Ehrlichkeit...

,,Andre ist besitzergreifend, wild, leidenschaftlich. Er weiß, was er will und sagt es mir auch ganz deutlich. Er ist stark, macht mir ab und zu Angst. Das bestreite ich nicht, dennoch ist er liebevoll, süß und zaubert mir oft ein Lächeln ins Gesicht. Er hat wunderschöne Augen. Dieses Blau... Es strahlt einfach nur. Seine Augen zeigen so viele Gefühle, und sie wecken bei mir etwas auf. Ich kann es einfach nicht beschreiben. Außerdem fühle ich mich geborgen, beschützt und von ihm geliebt. Er lässt mich nicht los, er will bei mir bleiben. Er kämpft um mich. Ich gebe es zu, zu Beginn ist er nicht sehr vernünftig gewesen und hat mich wirklich überfallen, aber nach einiger Zeit hat er es geschafft, dass ich ihn gern habe. Ich mag ihn. Ich mag ihn wirklich, auch wenn mir keiner glaubt. Es ist mir egal, was du über uns denkst. Ich bin seine Freundin."

,,Kleine... Renn lieber so schnell wie möglich weg. Er ist es nicht wert. Du bist ein hübsches Mädchen. Klug scheinst du auch zu sein, aber er ist launisch. Nichts für dich. Du kannst ihn nicht halten, da er zu gefährlich ist. Verschwinde lieber, wenn du lebendig bleiben möchtest", empfiehlt sie und läuft wieder zu ihren Tomaten.

Ihre Warnung ist eindeutig bei mir angekommen. Mein Mund ist staubtrocken, ich zittere, und mir kommen fast die Tränen. Ich habe ihr gerade meine Gefühle für ihren Sohn gebeichtet und sie will, dass ich verschwinde. Ich verstehe diese Frau nicht. Sie ist schwierig - genau wie Andre selbst. Schweigen füllt den Raum, man hört nur, wie sie mit dem Messer herumfuchtelt.

UnheilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt