Andre(X)

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Hinter einem dicken und festen Baum betrachte ich die schönen Flammen, die sich über das ganze Gebäude erstrecken und es in Brand setzen. Interessante Farben bilden sich und lassen mich über diese Schönheit staunen. Das tanzende Feuer bewegt sich auf eine geschmeidige Art und bahnt sich schleichend einen Weg zum Nachbarsgebäude. Die Flammen leuchten ganz warm und hell in ihren schönsten Farben. Gelb. Rot. Orange. So viel Wärme steckt in diesem Werk. Ein wunderschönes Spektakel.

In meinem Umfeld hat sich eine Menschenmenge gebildet, die geschockt und voller Panik herumschreit und meine Ohren zum Schmerzen bringt. Es ist furchtbar. Viele laufen hin und her, andere hingegen weinen und quietschen mit ihren hässlichen Stimmen herum. Und dann gibt es noch die Menschen, die alles beobachten und ihre Münder geschlossen halten. Menschen sind wirklich mysteriöse Wesen. Unglaublich. Warum genießt keiner diese Show? Ich verdrehe meine Augen und wende meinen Blick von den Flammen ab, da keiner so reagiert, wie ich es will. Schade... und ich habe mir so viel Mühe gegeben.

Irgendwann nehme ich laute Sirenen wahr. Die Feuerwehr und die Polizei kommen, um für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Ich schmunzele leicht und schaue meine Taten noch einmal genauer an. Das alles bin ich gewesen. Alles ist meins. Es ist eine wahre Kunst, was ich hier zeige. So etwas präsentiert man nicht jeden Tag dem Volk. Ich grinse.

Als ein Polizist in meine Nähe kommt, laufe ich los und verschwinde in der Masse, damit ich nicht entdeckt werde. Ich darf jetzt keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Vorsichtig gehe ich die Straße entlang und entferne mich von meiner toten Geliebten. Leider erkenne ich einen bestimmten Mann, der entsetzt auf dem Boden sitzt und meinen Weg blockiert. Es ist Tom. Ihr Freund. Ihr... Ich beiße meine Zähne zusammen, um den Zorn herunterzuschlucken. Wie konnte sie mich mit einem Verlierer betrügen? Er ist ein Arsch, ein Mistkerl... Ich balle meine Hände zu Fäusten.
Er hat Elvira betrogen und ausgenutzt. Und das Lustige ist, dass Tom mit Elviras bester Freundin seine Spielchen getrieben hat. Ihre ganzen Freunde sind scheußliche Verräter. Und dann verlässt sie mich für solche Menschen? Sie hätte eine bessere Wahl treffen können, anstatt mein Herz zu brechen und aus meiner Brust zu reißen. Wir hätten glücklich sein können, aber sie wollte es nicht.

Sie ist eine würdige Gefährtin und Partnerin gewesen. Immer und immer wieder hat sie mich überrascht und meine Welt auf den Kopf gestellt. Sie hat es geschafft, meine Pläne durcheinander zu bringen, aber sie hat einiges über mich vergessen. Ich habe ihr gesagt, dass ich sie beobachten, suchen und schnappen werde. Und am Ende habe ich gesiegt. Sie konnte sich mir nie entziehen. Ich habe sie ständig in meinen Händen gehalten und nie losgelassen. Ich habe jede Nacht gehofft, dass sie mich nicht vergisst und mich liebt, aber anscheinend ist es nicht so gewesen. Das ist eine schmerzhafte Illusion...

Ich seufze und lächle bitter. Meine Liebe ist endgültig fort. Ich werde keine weitere Frau so sehr lieben können wie sie. Es ist traurig... Sehr traurig sogar. Sie wollte mich nicht... und ich konnte sie nicht überzeugen, bei mir zu bleiben. Sie hat mich verraten und abgelehnt, indem sie geflüchtet ist. Obwohl sie gesagt hat, dass sie mich mag. Sie hat es doch gesagt, oder? Mein Herz schmerzt wieder. Ich habe sie die ganze Zeit vermisst, wollte sie wiedersehen, küssen, in den Armen halten und mit ihr reden... Aber als ich sie mit diesem Jungen gesehen habe, hat sie mich komplett vernichtet. Weshalb berührt sie fremde Lippen? Sie hat mir Schmerzen zugefügt, die unglaublich weh tun.

Niedergeschlagen verschwinde ich von diesem trostlosen Ort und fahre mit meinem Auto, das ich ein paar Straßen weiter geparkt habe, weg. Irgendwann erreiche ich eine Tür und klopfe achtsam an. Die breite Tür öffnet sich weit und eine Gestalt blickt mich wissend an. Meine Mutter steht dort und sieht mich mit einem zuckersüßen Lächeln an. Dann öffnet sie ihre Arme und spricht lautlos: ,,Komm her."

,,Ich habe sie so sehr geliebt", sage ich verletzt und laufe in ihre Arme, die sich wirklich gut anfühlen und mich beschützen. Ich habe dieses Gefühl vermisst.

,,Alles wird gut", sagt sie tröstend, aber trotzdem verschwindet die Enttäuschung nicht. Meine Mutter küsst mich auf die Wange und streicht mir durch meine Haare, als ob ich ein kleiner Junge wäre. Dann schiebt sie mich ins Haus hinein und lässt alte Erinnerungen in meinen Kopf strömen.

Sie hat gewusst, dass Elvira nichts Gutes bedeutet und ich habe ihr nicht geglaubt. Ich sollte mich für meine naive und unreife Art schämen.

Und nun, nach all den Jahren, bin ich wieder alleine. Mein Herz ist leer....

UnheilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt