Tick. Tack. Tick. Tack...
Und schon wieder vergeht eine neue Minute. Es ist 00:04 Uhr und ich kann meine Augen noch immer nicht schließen. Ich habe keinen Drang zu schlafen, da mich irgendetwas davon abhält. Natürlich ist es wieder Elvira, die in meinem Kopf hin und her kreist und mich in ein Durcheinander bringt. Sie verwirrt mich. Entweder durch ihre überraschende Art oder durch ihr fragwürdiges Verhalten. Sie ist so besonders. Etwas Unersetzbares. Etwas Einzigartiges.
Ich schaue in meinem Schlafzimmer aus dem Fenster und beobachte die Umgebung. Ich wohne in einer ländlichen Gegend. Viel Grün, frische Luft und wenige Menschen. Einfach klasse. Neben einem sehr großen Haus besitze ich auch einen Garten, der von zahlreichen Bäume umringt ist, sodass niemand hineinsehen kann. Wenn ich darüber nachdenke, könnten irgendwann meine Kinder hier spielen. Es wäre doch eine interessante Vorstellung. Ich sitze im Garten, beobachte meine Kinder, die herumalbern und grinse vor mich hin. Und dann kommt meine Elvira, die Mutter meiner Kinder und gibt mir einen dicken, fetten Kuss, holt die Kinder rein, damit sie zu Bett gehen. Spät in der Nacht kommt sie und führt mich in unser Schlafzimmer und wir kuscheln uns aneinander. Das wäre doch perfekt. Eine kleine schöne Familie.
Ich entferne mich vom Fenster und beschließe, nach unten zu meiner Frau zu gehen. Ich öffne die Geheimtür und laufe die Treppe herunter. Danach schließe ich so leise, wie es geht die Zimmertür auf, um Elvira nicht aufzuwecken. Langsam und mit vorsichtigen Schritten nähere ich mich Elvira, lege mich zu ihr und ziehe sie näher an mich heran. Ich will sie spüren. Ich will, dass sie mich wie vor ein paar Tagen freiwillig berührt, mich lieb hat, sich nach mir sehnt und mich nicht loslässt. Ich möchte sie an mich binden, damit sie mir nicht mehr entkommen kann.
Ihr fabelhafter Duft strömt in meine Nase, ich inhaliere ihren Körpergeruch. Liebe ihre Nähe und die Wärme, die von ihr ausgeht. Ich genieße es, sie ganz nah an meinem Körper zu haben. Sie fest in meinen Armen zu halten und sie zu betrachten, während sie schläft. Was sie wohl träumt? Vielleicht von mir?
Sie wirkt so geheimnisvoll und ich weiß nicht, was ich tun soll, um sie halten zu können. Heute wollte sie sogar früher schlafen gehen und unterbrach dadurch unseren Abend, aber warum? Wir haben still unser Essen genossen. Ich habe versucht, es so romantisch wie möglich zu gestalten und ich denke, es hat auch ganz gut funktioniert. Dennoch habe ich irgendetwas falsch gemacht... Ich habe es an ihrer Körperhaltung, ihren Gesichtszügen und an ihrer Stimme gemerkt. Habe ich sie zu etwas gedrängt? Ich glaube nicht, dass ich sie zu etwas gezwungen habe. Warum ist sie so verwirrend?
Ich denke nach und gehe in meinem Kopf den gesamten Abend mit ihr durch. Wir haben gegessen, da war sie ganz glücklich. Vor dem Essen war sie auch gelöst und so schüchtern. Sie sah heute wirklich bezaubernd in ihrem Kleid aus. Ich muss ihr mehr Kleider kaufen, damit sie diese anzieht. Trotzdem würde ich sie nie mit solchen Klamotten rausgehen lassen, da ich keine Konkurrenten haben möchte. Außerdem will ich nicht wissen, was passieren würde, wenn meine Eifersucht zuschlägt und sichtbar wird.
Danach habe ich ein Gespräch mit ihr gehabt. Ist dies der Grund, warum sie so komisch drauf ist? Ich habe ihr doch nur die Wahrheit erzählt. Sie ist tot und jeder ist informiert. Glaubt sie mir etwa nicht...? Muss ich ihr einen offiziellen Bericht schicken, damit sie versteht, dass ich es ernst gemeint habe? Das sollte ich vermutlich tun, dann hätte ich das Problem gelöst. Ah, warum verstehe ich sie einfach nicht? Sind alle Frauen so kompliziert? Ich glaube, Elvira ist die einzige Frau, die mich durch ihre hemmende und unsichere Art beeindrucken kann.
Ich fahre mit meinem Zeigefinger ganz leicht ihren Arm entlang, dann umschlinge ich ihre Hand und küsse ihre Wange, ohne sie aufzuwecken. Ich will ihren wunderbaren Schlaf nicht stören, auch wenn ich sie am liebsten wach hätte, um in ihre herrlichen Augen zu sehen.
Noch immer kann ich ihren Mut vor ein paar Tagen nicht vergessen. Sie hat sich getraut, mich einfach so anzufassen und mich in eine Umarmung zu ziehen. In diesem Moment bin ich so glücklich gewesen. Es hätte an diesem Tag nicht besser verlaufen können. In dieser Nacht konnte ich auch sehr gut schlafen und der Grund ist Elvira gewesen. Sie ist besonders und keiner darf sie mir wegnehmen. Niemand.
Wir scheinen so unterschiedlich zu sein, aber das sind wir nicht unbedingt. Ich mag dieselben Dinge wie sie. Ich lese gerne Bücher, außerdem habe ich auch keine wirklichen Freunde. Ich liebe es, mich künstlerisch zu betätigen. Elvira weiß von meiner Tätigkeit nichts, aber wenn sie davon wüsste, würde sie voller Scham rot werden, da ich sie oft zeichne. Ich kenne sie schon gut genug. Wenn ich ihr eines meiner Bilder zeigen würde, würde sie verstummen und verlegen weggucken. Ich schäme mich nicht für meine Zeichnungen, aber ich will die Beziehung mit ihr auch nicht unangenehmer machen. Ihr ist so etwas sofort peinlich und danach wird sie genau wie bei unserem Kuss verschlossen sein und das will ich nicht. Ich will, dass sie gelassen und locker bleibt, mich mit diesen großen Augen ansieht, die so viel enthalten, die ich aber nicht verstehe. Sie macht mich wirklich krank. Besessen von ihr.
Ich atme kurz ein und aus, dann schließe ich meine Augen. Sie hat mich verteufelt, mich gefesselt, mich zu ihrem Besitz gemacht. Sie hält die Fäden und sie weiß es ganz genau. Sie kann alles tun, was sie möchte, da sie mich fest in ihren Händen hält. Mein Herz gehört ihr und keine andere Frau wird es schaffen, mein Herz zu gewinnen. Elvira ist die einzige Frau für mich und keiner wird ihr Konkurrenz machen können. Sie ist so besonders, dass andere Frauen verblassen. Sie muss sich keine Sorgen machen, dass ich verschwinde oder weglaufe. Ich werde bei ihr sein. Durch dick und dünn. Durch alle Schicksalsschläge bis zu ihren glücklichsten Momenten. Ich werde bis zu ihrem letzten Atemzug bei ihr sein. Ich küsse sie wieder auf die Wange. Sie fühlt sich so gut an. Meine Elvira...
,,Ich liebe dich, Elvira", wispere ich schließlich, bis mich der Schlaf übermannt.
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Unheil
TerrorEr sieht dich zufällig an einer Kreuzung, während du nichts ahnst. Er beobachtet jeden deiner Schritte und folgt dir unbemerkt bis zu deiner Wohnungstür. Er wartet auf den perfekten Moment und dann schnappt er dich. Es ist vorbei. Er hält dich fest...