11.Kapitel

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Ich saß dort, keine Ahnung wie lange, aber ich saß dort. Irgendjemand schob mir immer durch eine Lucke in der Tür mein spärliches Essen zu. Doch ich bewegte mich nie. Blieb dort sitzen und starrte wie hypnotisiert auf die Tür gegenüber. Sie sah schon recht sauber aus.

Ab und zu konnte man von den Räumen nebenan Schreie und Verwünschungen hören, aber es interessierte mich nicht. Ich machte mir über nichts mehr Gedanken. Mein Körper musste von außen wie eine leere Hülle wirken. Ich spürte auch nichts mehr. Meine ausgestreckten Beine lagen immer noch in dem Gips. Die unregelmäßigen nahten auf meinem Arm ließen mich an etwas erinnern was ich nicht wollte. Sagt man nicht Erinnerungen sind Salben für das Herz. Was für ein Quatsch! Momentan gab es für mich keine Erinnerung die mir gut tat. Mir kamen nur die Falschen ins Gedächtnis. Ich schloss meine Augen, die sich so trocken anfühlten und ließ meinen Hinterkopf hart auf die Wand, an der ich angelehnt auf dem Boden saß, aufschlagen. Mich durchzuckte ein stechender Schmerz an der Stelle. Aber ich konnte nach einer gefühlten Ewigkeit endlich irgendetwas Spüren. Vielleicht sollte ich mir Schmerzen zufügen um nicht so verrückt wie die Leute nebenan zu enden. Langsam öffnete ich wieder meine Augen, blinzelte ein paar mal und betrachtete das Tablett vor meinen Füßen. Diese Schweine! Sie hatten dort neben dem getrocknetem Brötchen mir ein Messer hingelegt. Als würden sie hoffen, dass ich mich umbringen würde. Aber diesen Gefallen würde ich denen nicht tun.

Als ich versuchte meine unverletzte Hand nach dem Tablett zu greifen, bewegte sich nichts. Meine Muskeln waren erschlafft und mein Körper wollte nicht auf mein Gehirn reagieren.

Nach weiteren Versuchen, klappte es irgendwann mich vorbeugen zu können. Ich schob das beladene Tablett neben mir und starrte es an. Plötzlich hörte ich in meiner nähe ein grummeln und zuckte zusammen. Was war das? Als es nochmal kam, fiel mir auf, dass es mein Magen war. Erleichtert griff ich nach dem getrocknetem Brötchen, dass seit, keine Ahnung wann schon hier lag und tunkte es in das Glas Wasser. Ich nahm einen Bissen und auf einmal packte mich die Gier des Hungers. Ich verschlang wörtlich das Brötchen und xte das Glas Wasser.

Auf dem Tablett befand sich noch ein Klecks Marmelade und das Messer. Mit meinem Finger aß ich die Marmelade und leckte den süßlichen Geschmack von Erdbeere ab. Ich aß jeden Krümel, jeden Klecks und trank jeden letzten Tropfen bis nichts mehr da war. Doch mein Hunger war nicht gestillt worden. Mein Magen gab immer noch Hungerslaute von sich und ich wollte mehr. Ich fing an, an meinem, mit vorhin noch mit Marmelade beschmierten Finger, wie ein Kleinkind, an zu Lutschen. Meine Augen huschten durch den Raum, hin und her, hin und her und ich stoppte. Ich hatte so plötzlich Eisengeschmack im Mund, kurz spielte ich mit den Gedanken aufzuhören, doch ich lutschte weiter und immer weiter und der Geschmack von Eisen verstärkte sich. Ich schluckte und konnte spüren wie mein eigenes Blut meinen Rachen runterfloss und meinen Magen zufrieden auf grummelte. Es stillte meinen Hunger. Ich zog noch einmal feste daran und schluckte noch einmal, bis mir plötzlich das Messer neben mir wieder einfiel. Sofort griff ich danach und zog meinen Finger aus meinen Mund. Mein Finger war sehr rot unterlaufen und man konnte beim genauen hinsehen kleine, unzählige Löcher erkennen aus denen Blut herausquoll. Ich leckte noch einmal drüber und griff nach dem Messer. Langsam ließ ich es an meinem Unterarm streifen. Die kälte des Messers ließ mich erschaudern und ich starrte wie gebannt auf meinen Handrücken, streichelte es weiter mit dem Messer, bis ich einen stechenden Schmerz dort Spürte. Ich musste Lächeln, es gab doch noch Gefühle, ich würde also nicht verrückt werden. Ich blickte an mir herab und zog die Kleidung etwas hoch. An meinem Bauch ließ ich das Messer gleiten und hinterließ dabei sanfte Blutspuren. Es war ein Schmerz der mich zischen ließ, doch es tat mir gut, gut etwas fühlen zu können, gut zu wissen das ich noch lebe. Meinen Handrücken ließ ich an meinen Mund gleiten und leckte mit der Zunge über die kleinen Wunden. Als ich mein eigenes Blut zu schmecken begann, begann ich wie eine verrückte daran zu saugen. Ich schluckte und konnte nach einer Zeit zufrieden feststellen, dass mein Hunger gestillt worden war. Meine Hand ließ ich erschöpft in meinem Schoß fallen, dass Messer immer noch in der anderen Hand fest umklammert und mein Kopf erschöpft an der Wand angelehnt. Meine Lippen bildeten ein kleines, schwaches Lächeln, dass irgendwann zu einem breiten Grinsen kam. Mir fiel aus meinem linken Mundwinkel ein Tropfen warme Flüssigkeit und rann meinen Hals runter, über mein Bauch, auf dem Boden. Mein Blut, dass ich geschluckt hatte. Es mag krankhaft klingen, was es auch ist, doch es ließ mich nicht so wie die anderen verrückt machen. Ich konnte deswegen wieder klarer denken und das ist das wichtigste in diesem Gebäude, klar zu denken, denn wenn nicht, war man in deren Griffen gefangen.

Als ich die feinen Striche an meinem Bauch musterte, musste ich plötzlich anfangen zu lachen. Mein lachen erfüllte den Raum und ich war mir sicher, dass die anderen nebenan es hören konnten, denn auch sie fingen an hysterisch zu lachen. Mann konnte unser Lachen bis weit in den Gängen hören und die strich, die ein grinsendes Gesicht auf meinem Bauch darstellten, ließen hier und da ein paar tropfen Blut herunter fließen. Und obwohl das Lachen mir weh tat, wusste ich, dass ich-nein, wir den Leuten in diesem Gebäude, unseren Feinden die uns verrückt werden ließen, Angst machten und das diesmal unsere Regeln hier nun galten.


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Ich möchte mich Entschuldigen, dafür dass so lange nichts mehr kam. Sorry.

Aber ich werde versuchen wieder regelmäßig zu updaten.

Bis dene^^

Unreal     *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt