15. Kapitel - Ein Grinsen der Kreatur

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Alleine. Zitternd und alleine saß ich hier, auf den Rollstuhl in mitten des Ganges. Ich war verletzt und zitterte am ganzen Körper. Angst übermannte mich wie eine heimsuchende Hand. Ich hatte keine Ahnung wie lang ich schon hier saß, so alleine, mit meinen Wunden und den Schmerzen. Konnte mich nicht bewegen, da ich fest gebunden war. Das Licht des Ganges schien irgendwann an zu flackern. Ich war mir nicht bewusst wie lange ich schon hier saß. Bemerkte nicht den Hunger in mir, nicht meine ausgetrocknete Kehle und nicht das Zittern, das nicht zu Enden schien. Keiner einzigen Menschenseele begegnete ich. Fragte mich immer und immer wieder verzweifelt, wieso denn niemand diesen verdammten Gang denn besuchte? Wieso hat die Frau mich hier einfach so stehen gelassen? Hat sie mich vergessen? Wie lang sitze ich schon hier fest? Erst seit ein par Minuten, seit ein par Stunden, Tage, Wochen, Monate? Ich kann mich nur noch an das grauenhafte, laute Lachen des Mannes erinnern. So wie er Freude an mir gefunden hatte mich zu quälen, mich zu verletzen und dann stoppte er mitten in seiner Arbeit und ging einfach weg. Er verschwand einfach und kam nicht mehr wieder zurück. Ich fürchtete mich bei jedem kleinen Laut, dass es der Mann war, der wieder kam um weiter mich verletzen zu wollen. Aber er kam nicht wieder.

Auf einmal erlosch das flackernde Licht im Gang, dass einzige, was mir in dieser momentanen Lage Trost und Sicherheit zu spenden schien, verschwand. Mein Zittern hörte nicht auf, meine Furcht und Angst, die mir immer weiter empor kroch, übermannte nun meinen Hunger endgültig. Der Gang in dem ich fest saß, war in unendliche Dunkelheit getaucht. Ich fühlte mich wie eine Blinde. Meine schnelle Atmung schallte an den kahlen Wänden wieder und drangen wie lautes Mammut Getrampel in mein Ohr zurück. Es waren Tantalus Qualen, die mich hier nach dem ungewissen greifen ließen. Ich wusste, dass gleich etwas passieren wird, wünschte mir fliehen zu können, doch ich war festgebunden. Ich war kurz davor von den Schmerzen in Bewusstlosigkeit zu fallen. War kurz vor dem Fliehen, doch ich konnte es nicht. Das Adrenalin war noch in meinem Blut. Es war eine Qual zu wissen, dass ich jedermann wie ein Junges ohne ihre Mutter ausgeliefert war. Als ich voller Angst meine Augen schloss und hoffte, dass das alles nur ein Traum war, konnte ich einen ganz kleinen Windhauch an mir vorbei spüren. Sofort versteifte ich mich, ballte meine Hände zu Fäusten und drückte mir mit meinen Fingernageln in die Handfläche, wobei sich Halbmondförmige druck stellen abbildeten. Mit meinem Kiefer zerdrückte ich das Seil um meinen Mund und konnte diesen ekligen Geschmack von Stoff, der zu alt war, schmecken und ich wollte nicht wissen, wie viel andere Leute vor mir diesen Stoff schon im Mund hatten. Aber als ich meine Augen wieder öffnete, konnte ich plötzlich eine Gestalt, die etwas hinter sich schweres ziehend zu mir herkommen, sehen. Ich konnte durch meine geschlossenen Lieder was aufflackern sehen und als ich diese öffnete, erblickte ich gerade aus hinein in ein Clownsgrinsegesicht, dass mich mit einem breiten Grinsen und dreckigen Zähnen, sowie blutroten Augen, die aussähen, als hätte es mit seinen Augen das Blut anderer Menschen getrunken, anstarrten. Sofort fing ich so gut es ging zu schreien an, zappelte um mich herum, versuchte mit dem Kopf verzweifelt zu schütteln. Meine Atmung ging nur noch stoßweise und schnell, man hätte meinen können ich wäre eine Asthmatikern in Atemnot. Doch diese bestialische Kreatur, die keiner Beschreibung auch nur ansatzweise ähneln könnte, kam mir immer näher. Der schwere schleifende Gestein des Hammers, ergab einen widerwärtigen Geräusch von sich. Es war kaum noch auszuhalten. Das Echo des Hammers hallte in meinen Ohren wider und schien mein Trommelfell zu zerplatzen wollen. Ich wollte mir die Hände gegen meine Ohren halten, doch ich war immer noch festgebunden. Wollte diesem zu lauten bass Ton nicht in mich wider erklingen lassen, doch ich war ja festgebunden. Auf einmal konnte ich etwas warmes aus meinen Ohren, langsam meinen Hals herunter fließen spüren. Meine Panik verbreitete sich in Sekunden schnelle. Mein Herz schlug zu schnell. Es hatte den Anschein, als wolle es aus meiner Brust springen und flüchten. Ein klägliches Wimmern entrang meiner Kehle und die Kreatur stoppte. Ich atmete viel zu schnell, dass ich eher zu hecheln begann. Die Luft konnte nicht meine Lungen erreichen, sondern schien viel mehr in meiner Luftröhre nur schnell ein und aus gehen zu können. Lange konnte ich es nicht mehr aushalten. Ich spürte so langsam den Luftmangel in mir, versuchte langsamer zu atmen, doch ich bewirkte das genaue Gegenteil. Als ich bemerkte, dass ich langsam von der endlosen Dunkelheit ergriffen wurde, sah ich wie die Kreatur ihren schweren Hammer hob, noch breiter zu grinsen anfing und etwas durch meine blutenden Ohren zu rauschen verstand: „Es ist alles nur in deinem Kopf."

Dann riss ich meine Augen genau da auf, wo diese Kreatur mit dem Hammer auf mich einschlagen wollte und das letzte was ich spüren konnte war, wie die eiserne Hand der Finsternis sich um meinen Hals legte und die andere Hand, die Hand des kalten Nichts, mich fest um meine Stirn packte, meinen Kopf nach hinten zog, ich alles vor mir fallen sah und zum Schluss, selber fiel.



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„Ich hoffe doch, dass alles nach Plan läuft." Sprach ich durchdringend in das Handy.

„Alles verläuft nach plan Ma'm." Als ich das gehoffte geantwortet bekam grinste ich erfreut auf. „Sehr gut Charles. Achten sie einfach darauf, dass alles wie besprochen läuft. Sie haben nur einen einzigen Job zu tun und deshalb wird es auch wohl kaum schwer sein, die Vorschriften nicht zu befolgen. Habe ich recht, Charles?" Gelangweilt starrte ich meine neu gemachten Nägel an und war schon sehr zu frieden mit ihnen.

Ich konnte ein schweres Schlucken von ihm schon aus dem anderen Ende der Leitung hören und ich fing siegessicher an zu grinsen. „Ja, Ma'm. Ich werde alles befolgen. Die Drog-" „Na, Charles", gespielt verärgert schnalzte ich mit der Zunge, „doch nicht am Telefon. Das weißt du doch. Wir wollen doch nicht, dass es die Runde nimmt. Nicht wahr?" Wieder ein schweres Schlucken und ein zögerndes: „Ja, Ma'm", folgte. Pf, elendes Häufchen. „Gut, ich werde alles nach Plan befolgen, ich werde sie auch nicht enttäuschen und", genervt von seinem Redeschwall legte ich einfach auf und schmiss das Handy auf meinen Schreibtisch. Leicht schief grinsend stand ich von meinem braunen ledernden Sessel auf und ging elegant zu meinem runden mit Diamanten geschmückten Spiegel hin. Langsam glitt ich mit meinem Finger sachte über die Diamanten, bis ich eine kleine Lücke fand. Tief atmete ich ein und sah mit erhobenem Kopf kalt in den Spiegel. „Keine Sorge Kleine", sprach ich leise zu mir selbst und griff nach dem tiefroten Lippenstift auf dem kleinen Tischen vor dem Spiegel. „Du hast auch nicht mehr all zu lang", und als ich den Lippenstift öffnete kam ein leises ‚plopp' zu hören und ich malte meine Lippen in ein tiefes rot nach. Als ich fertig war legte ich den Lippenstift wieder zurück, grinste wieder breit und mit teuflisch böse funkelnden Augen.

Dann fing ich wieder an mit meiner Fingerkuppe den Diamantenrand leicht zu berühren. Bei der Lücke wieder angekommen, lachte ich einmal böse auf und drehte mich geschwind um. Dabei griff ich nach dem Dolch, der mit wunderschönen Verzierungen von so mancher Namen, die mal alle gelebt haben verzerrt war. Immer noch mit erhobenem Hauptes betrat ich den Raum neben an, biss mir schon vorfreudig auf die Unterlippe und machte endlich das Licht an. Und im ganzen Haus konnte man das plötzliche erstickte Schreien eines Mannes hören. Und das wird auf jeden fall ein Spaß.

Unreal     *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt