Drei Tage später, Sonntagabend, waren die Schmetterlinge einem alles verschlingenden schwarzen Loch gewichen.
Embry hatte nicht angerufen.
Nicht geschrieben, gar nichts.
„Meinst du, ich hab mir das alles nur eingebildet?", fragte ich Olivia aufgelöst, mit der ich eine Krisenbesprechung über das Handy führte.
„So wie du mir das am Freitag erzählt hast, würde ich sagen Nein. Andererseits ist das der erste Typ, den du interessant findest, deswegen weiß ich nicht, ob dir dein Herz einen Streich spielt", warf meine beste Freundin ein. Olivia war völlig ausgerastet, als ich ihr am Freitag in der Schule von dem Abend am Lagerfeuer erzählt hatte. Sie konnte es irgendwie nicht fassen, dass ich mich für einen Jungen interessierte – und dass sie nicht dabei gewesen war, als dieses Ereignis eingetreten war.
Interessant finden war maßlos untertrieben. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass Embry mein kompletter Lebensinhalt war. Es brannte mir förmlich unter den Fingernägeln, einfach nach La Push zu fahren. Es zog mich ins Reservat. Zu ihm.
Ich hatte Liebeskummer – meinen allerersten Liebeskummer – wegen einem Typen, den ich eigentlich gar nicht kannte.
Ich fragte mich, ob ich durchdrehte. Vielleicht hatte Liv ja recht und ich bildete mir zu viele Gefühle ein.
„Wieso fragt er mich dann nach meiner Handynummer? Und ruft erst gar nicht an?", empörte ich mich.
„Verstehe ich auch nicht", gab Olivia zu.
Ich seufzte. Irgendwie hatte ich gedacht, sie wäre eine größere Hilfe.
„Ach, Süße", klang es dann tröstend durch die Leitung, „es kommen noch ganz andere Typen. Du brauchst erstmal Ablenkung. Soll ich vorbeikommen?", bot sie mir an.
„Nein, ich muss meine Arbeit fertig schreiben, sonst werde ich bis Dienstag nicht fertig. Vielleicht ist das ja Ablenkung genug", lehnte ich ab.
„Verdammt, das sollte ich auch mal machen", stöhnte Liv und brachte mich damit zum Lachen. „Na gut, Mäuschen, dann sehen wir uns morgen in der Schule."
Ich verabschiedete mich: „Bis morgen", dann drückte ich auf den roten Hörer.
Ich atmete tief durch. Ich sollte mich wirklich mit etwas anderem beschäftigen und meine Hausarbeit kam da gerade recht. Ich startete meinen Laptop und kramte meine Unterlagen hervor.
Nur – wo war mein Block?
Ich suchte meinen kompletten Schreibtisch ab, sah im Wagen nach, aber da war nichts. Genervt fuhr ich mir durch die roten Haare. Ich hatte ihn liegen lassen.
In La Push.
Auf einmal wollte ich doch nicht so dringend ins Reservat, jetzt, wo ich einen richtigen Grund hatte. Und ich brauchte diesen Block, sonst konnte ich meine Arbeit nicht schreiben.
Widerwillig setzte ich mich also in den Wagen und machte mich auf den Weg nach La Push, während es mir so vorkam, als ob die zwei Hälften meines Gehirns Krieg miteinander führen würden. Die eine schrie entzückt, dass sie ihn wieder sah, die andere fauchte erbost, was mir einfiel, dorthin zu fahren. Ich wollte wirklich nicht so wirken, als ob ich ihm nachlaufen würde – zum Glück, wollte ich ja eigentlich nicht wegen ihm ins Reservat.
Ich parkte wieder vor dem Haus der Blacks und klingelte. Ich wartete eine Weile, weil ich ja wusste, dass Billy vielleicht länger brauchte, bis er das Haus durchquerte, aber auch nach sich schier endlos ziehenden fünf Minuten öffnete sich die Tür nicht.
Na super. Was sollte ich jetzt machen?
Ich versuchte mich daran zu erinnern, wo Quil wohnte. Er hatte es mir erklärt, als wir gestern am Feuer Marshmallows für Claire gegrillt hatten, aber ich war mir nicht mehr hundertprozentig sicher. Und die Chance schien mir irgendwie zu hoch, dass ich versehentlich bei Embry klingelte.
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this is lycanthropy (Embry Call)
FanfictionIch war schon immer fasziniert von Märchen und Legenden gewesen. Sie ließen einen in eine andere Welt eintauchen, durch die man die Wirklichkeit um sich herum vergessen konnte. Und die magischen Wesen, die Monster - die zogen mich am meisten in den...