„Und er hat nichts gesagt? Gar nichts?", hakte Liv noch einmal nach.
„Nein."
„Krass."
Es war Montag. Gerade hatte es zur Mittagspause geklingelt und wir befanden uns auf dem Weg zur Cafeteria. Und Olivia hatte mich den ganzen Tag über das Gleiche gefragt. Anscheinend konnte sie es gar nicht fassen.
Ich konnte es auch nicht fassen. Langsam glaubte ich wirklich, dass ich mir diesen Moment zwischen ihm – ich verbot mir seinen Namen auch nur zu denken – und mir nur eingebildet hatte. Vielleicht waren ja meine Hormone mit mir durchgegangen.
Nachdem Liv sich eine Portion Spaghetti auf ihr Tablett geladen und ich mir nur einen Salatteller ausgesucht hatte, setzten wir uns zu Samantha und Kate, Sams bester Freundin. Mein Blick schweifte durch die Mensa und blieb schließlich an Matt hängen, der uns grimmig anstarrte.
Liv folgte meinem Blick und sah dann sofort wieder auf ihre Spaghetti.
„Autsch", meinte ich.
Sie seufzte. „Kann man so sagen."
Samantha und Kate redeten ununterbrochen über die bevorstehende Party. „Was meint ihr, was für Drinks sollen wir da ausschenken?"
Als keiner von uns beiden reagierte, hakte Sam noch mal nach: „Ava? Liv? Hallo?"
„Tut mir leid, was hast du gesagt?", musste ich noch einmal nachfragen. Olivia schenkte jetzt abwechselnd Sam und ihren Spaghetti ihre Aufmerksamkeit.
„Was ihr meint, was man in den 50ern so getrunken hast", wiederholte sie genervt und Kate kicherte.
„Cocktails?" Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte, Cocktails in Verbindung mit den 50ern schon mal gehört zu haben.
Samantha strahlte. „Cocktails! Cocktails sind immer gut."
„Ich hoffe es gibt auch noch was Richtiges zu trinken."
Erschrocken drehte ich mich um und ließ sogar meine Gabel fallen. Logan hatte sich von hinten angeschlichen und stand direkt hinter uns.
„Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken", entschuldigte er sich bei mir und schenkte mir ein leichtes Lächeln.
„Kein Problem." Ich lächelte zurück. Auch wenn er sich in letzter Zeit von mir distanziert hatte, woran ich diesem Ian die Schuld gab, war Logan mein bester Freund. Ich konnte nicht ewig böse auf ihn sein.
„Können wir mal kurz reden?", fragte er unsicher. „Unter vier Augen?"
Liv musterte mich eindringlich, schob sich aber, statt etwas zu sagen, ihre Gabel in den Mund.
„Klar." Ich stand auf und folgte Logan aus der Cafeteria. Er ging den Gang entlang und blieb schließlich beim Anfang des Chemietraktes stehen.
Abwartend sah ich ihn an.
Logan atmete tief durch, bevor er anfing zu sprechen. „Hör mal, Ava, es tut mir leid. Wirklich. Ich weiß, dass ich in letzter Zeit nicht viel bei euch war."
Ich schwieg.
„Aber ich hänge gern mit den Jungs ab. Ich brauch das, ich kann nicht immer nur bei dir und Liv sein."
Seine Erklärung machte mich wütend. „Es sagt ja keiner, dass du außer uns keine Freunde haben darfst, Logan. Im Gegenteil, ich freu mich sogar für dich. Aber es ist etwas anderes, sich bei seinen alten Freunden überhaupt nicht mehr zu melden, weil man jetzt bessere hat."
Logan sah mich ein wenig erschrocken an und ich wunderte mich selbst über meinen harschen Tonfall. „Du weißt, dass das nicht wahr ist", sagte er gekränkt.
Ich versuchte, tief durchzuatmen und meine Wut ein bisschen runterzuschlucken. „Wieso hast du uns diesen Ian dann nicht vorher vorgestellt?"
„Er ist kein guter Umgang für euch", sagte er ausweichend.
Das brachte mich dazu, hämisch aufzulachen. „Aber für dich schon, oder wie? Was macht ihn denn zu so einem schlechten Umgang, deinen Ian?"
„Ava." Logans Stimme wurde leise. Vielleicht wollte er mich so beruhigen.
„Was, Logan?", schleuderte ich ihm entgegen und vergrößerte den Abstand zwischen uns.
„Es gibt Dinge, von denen du nichts verstehst", meinte er schlicht und fuhr sich durch die dunklen Haare.
Ich schäumte vor Wut. Woher nahm er sich das Recht, mich wie ein Kleinkind zu behandeln? Ich drehte mich um und wollte gehen.
„Nein, warte." Er zog mich am Arm zurück. „Warum verstehst du es denn nicht? Ich will nur das Beste für dich." Sein Blick war flehend und seine Augen glitzerten feucht.
Es tat mir auch weh, aber ich konnte es auch nicht auf mir sitzen lassen, wie er mit mir umging. Ich war seine beste Freundin; mit mir konnte er über alles reden. Warum also sagte er mir nicht, was los war?
Also erwiderte ich nur: „Du hast Recht. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe dich nicht."
Dann ging ich aufgelöst zurück in die Cafeteria.
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this is lycanthropy (Embry Call)
FanfictionIch war schon immer fasziniert von Märchen und Legenden gewesen. Sie ließen einen in eine andere Welt eintauchen, durch die man die Wirklichkeit um sich herum vergessen konnte. Und die magischen Wesen, die Monster - die zogen mich am meisten in den...