Kapitel 36

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'Cause this is the end, you know... Ja, wir sind (so gut wie) am Ende. Ich weiß, es hat auf sich warten lassen. Trotzdem hoffe ich, dass ihr es jetzt kaum noch erwarten könnt! ;)

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Mit dem vertrauten Klicken sprang die Haustür auf. Der Geruch von frisch gebackenem Kuchen strömte mir entgegen und sorgte augenblicklich dafür, dass mir das Wasser im Mund zusammen lief.

Diesen Duft war ich schon länger nicht mehr gewöhnt; aber in den letzten paar Tagen hatte Noah seine Begabung zum Backen entdeckt. Wenn er in Schürze herumsprang und dabei mit dem Mixer hantierte, machte er langsam einen professionellen Eindruck.

Ich betrat das Haus und fand sie alle rings um den Küchentisch versammelt. Mein Vater. Noah. Auch Kate war da. Mein Blick fiel sofort auf das weiße Blatt Papier, das mein Vater in den Händen hielt, ohne es zu lesen.

Noah, der sich gerade eine Gabel Kuchen in den Mund schob, schien mich als Erster zu bemerken. „Ava!", schmatzte er.

Dad sah auf. Seine Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln, für das sanfte Lächeln, für das ich ihn so liebte, als er mich ansah.

„Mum hat geschrieben. Anscheinend geht es ihr schon jetzt besser."

Nachdem ich vor gut drei Tagen aus dem Krankenhaus Zuhause angerufen hatte, war meine Mutter endgültig zusammengebrochen. Sie hatte endlich zugegeben, dass sie seit Noahs Unfall damals überfordert gewesen sei. Dass sie und Dad sich deshalb aus dem Weg gegangen waren. Sie hatten eben unterschiedliche Strategien zur Bewältigung: Während Dad sich in die Arbeit stürzte, bis es ihm schließlich irgendwann besser ging, war Mum die Last alleine zu viel geworden.

Ich hatte am Telefon schon gemerkt, dass etwas anders war, aber erst als ich nach Hause gekommen war und mein völlig aufgelöster Bruder mich an der Haustür abpasste und das krampfhafte Schluchzen meiner Mutter aus dem Wohnzimmer drang, realisierte ich es wirklich.

Es war grauenhaft gewesen.

So hatte ich meine Mutter noch nie zuvor gesehen. Sie war ein Häufchen Elend; ihre Haare waren zerzaust und nass von den Tränen, die ihr in Bächen über die Wangen liefen. An ihren Klamotten klebte noch der Ton vom Töpfern und ihr Gesicht war eingefallen, als hätte sie tagelang nichts zu essen bekommen, und weiß wie der Schnee.

„Ava", schluchzte sie so heftig, dass ich Schwierigkeiten hatte, sie überhaupt zu verstehen, als ich ins Wohnzimmer trat, „es tut mir so leid." Die Tränen liefen ihr weiter über das Gesicht, tropften auf ihre dreckige Bluse. „Ich habe nicht einmal mitbekommen, dass ihr euch beide verliebt habt." Ihre Stimmte zitterte und ich konnte ihre Verletzlichkeit, ihre Wut auf sich selbst beinahe mit bloßen Händen greifen.

Jetzt war sie seit fast drei Tagen in psychiatrischer Behandlung; sie hatte sofort zugestimmt, als wir ihr vorgeschlagen hatten, sie am gleichen Tag noch dort hinzubringen. Es beruhigte mich, dass sie dort bereits auf dem Weg zur Besserung befand.

Dad hatte sich ein paar Wochen frei genommen. „Die Firma kann auch mal ohne mich auskommen", hatte er gemeint. „Eure Mutter ist jetzt das Wichtigste."

Es machte mich glücklich, dass mein Dad wieder der Alte war. Dass es meiner Mutter endlich besser ging. Dass Noah nun mit seiner Prothese so gut lief, dass man meinen könnte, er hätte sein richtiges Bein noch. Dass er mit Kate glücklich war.

Diese lächelte mich über den Tisch hinweg an. „Warst du heute schon bei Liv?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, da wollte ich jetzt gleich hin."

this is lycanthropy (Embry Call)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt