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*Go Da Hyun's Sicht*

Ich hätte nie erwartet, ihn nochmal zu sehen. Er hat sich sehr verändert.
Er ist männlicher geworden. Erwachsener. Schöner.
Aber man konnte noch immer den Xiumin, von damals erkennen.
Vom Camp.
Ich weiss es noch ganz genau: Die Zeit mit ihm war... Unbeschreiblich schön.
Für einen Moment, für einen kleinen Moment, dachte ich, dass es so weiter gehen würde.
Ich würde mich ihm immer mehr und mehr öffnen. Ich wäre zu einer fröhlichen, offenen Person geworden.
Er und ich wären glücklich gewesen.
Zusammen. Wir hätten geheiratet, Kinder bekommen. Enkelkinder. Und immer so weiter, bis wir alt und grau wären.

Traurig lächelnd schüttelte ich den Kopf.
Es ist eine schöne Vorstellung, doch jeder muss irgendwann aufwachen,
Ich blickte kurz zu Chen.
Dank ihn bin ich nun jetzt die Person, die ich jetzt bin.
Minseok hatte mich verletzt. Sehr verletzt.
Ich hatte ihm mein Geheimnis anvertraut. Dass mein Vater ein Mörder ist und meine Mutter und meinen Bruder auf den Gewissen hat.
Dass ich mich schuldig deswegen fühlte.
Dass ich nur im Camp war, um meine Schuld zu begleichen. Irgendwie.
Schon vorher kam es zu unserem ersten Kuss.
Irgendwie... Irgendwie konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich wollte ihn küssen. Ihn berühren. Nur bei ihm sein und seine Wärme spüren.
Trotzdem konnte ich den Schritt nicht überwinden und habe mich zurückgezogen.
Unerwartet hatte er mich dann geküsst.
So schön. So weich. So perfekt, auf unsere Art.
Noch immer spüre ich seine Lippen auf meinen.

Aber dann kam Xiumin's Freundin.
Ich war zu dem Zeitpunkt eifersüchtig gewesen. Sie war perfekt für Xiumin. Klein, süss, hübsch. Alles, was ich nicht war. Bin.
Das dachte ich jedenfalls, bis ich Chen traf.
Ich konnte den Schmerz, die Einsamkeit nicht ertragen und verabschiedete mich so schnell wie möglich von Xiumin. Etwa vier Jahre später, da war ich schon 21 Jahre alt. Ich war auf dem Weg zu meinem Vater.
Und sah ihn. Chen.
Er stand da. Ein Obdachloser, der auf den Strassenrand einpaar geklaute Äpfel verkaufte. Dreckige, zerissene und dünnen Klamotten.
Ich wusste nicht, was geschah, aber ich hielt an und stieg aus.
Zuerst sah er mich nicht.
Er war dabei, seine Münzen zu zählen.
So konzentriert wie er war, das brachte mich leicht zum lächeln.
Das war das erste Mal, dass ich in den vergangen Jahren richtig lächelte. Seit ich von Xiumin getrennt war.

Ich hatte mich dann leicht geräuspert und er schreckte auf.
Er sah mich erst verwirrt an und dann das Auto hinter mir.
Angst war in seinen Augen aufgetaucht und er sah mich mit Tränen in den Augen an.
»B-Bitte n-ehmen Sie mir n-nicht m-meine k-leine Sch-Schwester weg. S-Sie k-kann nicht oh-ohne mich... «
Sein Gestotter brachte mich leicht zum lächeln.
Dann hatte ich meinen Kopf geschüttelt.
»Ich möchte einen Apfel kaufen.«, sprach ich leise aus und sah auf die Äpfel.
Es waren sicher gestohlene Äpfel, hatte ich mir gedacht.

Als ich aufsah, sah ich, wie er mich anschaute, dann erleichtert die Luft ausstiess und mich angelächelt hatte.
Ich setzte meinen kalten Blick auf.
Es darf nicht das Selbe passieren, wie mit Xiumin!
»Gib mir zwei Äpfel, bitte.«, sagte ich leise und blickte auf den Boden.
Sein Blick hatte mich etwas verunsichert.
Er gab sie mir und ich ihm den entsprechenden Betrag, plus sozusagen Trinkgeld.
Dann sah ich auf die zwei Äpfel in meinen Händen.
Einen hatte ich ihm gereicht. Er hatte mich dann komisch angeschaut.
»Der ist für dich.«, sagte ich leise und drehte mich um, um zu gehen.
»Warte!«, hatte er geschrieen.
Ich blieb stehen, drehte mich aber nicht um.
Ich hatte Schritte gehört und dann spürte ich, dass er hinter mir stand.
»Danke, aber das Trinkgeld und den Apfel kannst du gerne behalten. Ich schaffe es schon.«, hatte er leise gesagt.

Ich hatte mich umgedreht und ihn angesehen.
»Mit dem Geld kannst du mir, wenn wir uns irgedwann wieder sehen, ein Eis spendieren.«, hatte ich nur gesagt und stieg in das Auto ein.
Dann fuhr ich davon.

Kälter als Eis||EXOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt