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-------------- Kacie's Sicht ------------

Ich schrecke aus dem Schlaf, weil irgendwas Lautes mich geweckt hat. So wie jeden Tag um 7 Uhr werden wir mit einer lauten Glocke geweckt, damit wir uns fertig machen und zum Frühstück gehen. Um 8 Uhr beginnt nämlich der Unterricht und wenn wir zu spät kommen, haben wir eine Woche Küchendienst, was mit den richtigen Leuten hier im Waisenhaus schon Spaß machen kann, aber wenn man es alleine machen muss, dann ist es eine echte Bestrafung.

Ich stehe auf und im Bad schaue ich in den Spiegel. Was ich sehe, sind leichte Augenringe unter meinen blauen Augen. Meine Haare sind auch total durcheinander.
Fünf Minuten später bin ich auf dem Weg nach unten mit meiner besten Freundin Svea. Sie hat leicht rötliche Locken, ihr linkes Auge ist blau und das andere braun. Das kommt von dem sogenannten Waardenburg-Syndrom. Sie hat mir erzählt, dass ihr Vater das auch hatte und sie es von ihm geerbt hat.

Unten angekommen betreten wir den Speisesaal, in dem schon mehr als die Hälfte der Kinder sitzen. Wir fangen aber alle zusammen an zu essen, das ist hier üblich.
Nach einiger Zeit sind auch die letzten eingetroffen und wir beginnen mit dem Frühstück. So wie jeden Morgen gibt es Rührei, Toast, Brötchen und die üblichen Dinge, die normale Menschen eben frühstücken würden.

Danach gehen Svea und ich wieder in unser Zimmer, um unsere Schulsachen zu holen.
"Wusstest du, dass heute Nachmittag ein paar Leuten kommen, die vielleicht jemanden adoptieren werden?", fragt Svea mich auf dem Weg zu den Klassenräumen. Ich höre schon aus ihrer Stimme raus, dass die hofft, die Leute möchten sie adoptieren. Ich glaube aber so gut wie jeder hier wünscht sich das.
"Nein wusste ich nicht. Aber vielleicht sind sie ja gar nicht an die Kinder ab 12 interessiert", erwidere ich.
"Hhmm." Svea's Hoffnung ist wohl etwas gesunken, denn jetzt klingt sie nicht mehr so überzeugt. "Was haben wir jetzt?"
Nach kurzem Nachdenken fällt es mir wieder ein, "Ich glaube Chemie".

Als die Glocke nach dem Unterricht klingelt, sind wir gerade auf dem Weg zum Speisesaal um Mittag zu essen, doch wir werden plötzlich von Direktor Hamilton aufgehalten.
"Miss Wood wir haben da jemanden, der Sie gerne mal kennen lernen möchte."
"Mich?" Ich kann meinen Ohren kaum glauben. Jemand möchte mich kennen lernen. Das ist in den ganzen 14 Jahren, die ich hier verbracht haben erst ein mal passiert und da war ich 2. Leider musste ich dann natürlich direkt auf den Schuh von der Dame sabbern und das hat sich dann auch erledigt. Also Kacie, beruhig dich. Alles wird gut, einfach nur lächeln und höflich sein. Diesmal klappt es bestimmt.
"Kommen Sie bitte mit mir, Miss Wood. Direktor Hamilton zeigt in Richtung Verwaltungsflur und ich werfe Svea einen vielsagenden Blick zu. Sie hält ihren Daumen hoch, aber ich weiß, dass sie schon etwas neidisch auf mich ist. Das kann ich aber verstehen.

Direktor Hamilton öffnet die Tür zu dem Büro, in dem man die Kinder kennenlernt und mit ihnen reden kann.  Ich sehe, dass auf den beiden Sesseln rechts von mir jemand sitzt und links ebenfalls eine Person. Es ist ein Mädchen, in etwa dem Alter wie ich. Sie hat braunes langes Haar und schöne grüne Augen. Die zwei Leute auf den Sesseln rechts sind dann wahrscheinlich ihre Eltern.
"Hallo, Kacie. Ich bin Daniel Abernathy. Das ist meine Frau Ellen und das unsere Tochter Nikki. Wir haben sie vor etwa zwei Jahren adoptiert." Daniel macht einen netten Eindruck.
"Hallo. Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen!"
Nach etwa 30 Minuten habe ich Vieles über die Abernathys erfahren und ich finde sie jetzt schon toll. Sie möchten mich gerne in zwei Wochen, wenn alles klappt, in mein neues zu Hause aufnehmen und ich bin so aufgeregt. Das ging so schnell und es kam so unerwartet.

Abends liege ich in meinem Bett, nachdem ich Svea natürlich alles erzählt habe. Sie freut sich wirklich für mich, aber es ist natürlich schade, sie hier zu lassen. Am liebsten wäre es mir, wenn sie einfach mitkommt. Ich denke noch lange über das, was mich erwarten wird nach und schlafe schließlich ein.

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