12.

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------------- Lea's Sicht -------------

Ich befinde mich mitten am Meer. Das Wasser um mich herum ist klar und schön blau. Es weht ein leichter Wind und es ist angenehm warm.
Ich bin alleine und laufe am Strand entlang, ich habe keine Ziel, sondern laufe einfach.
Dann höre ich hinter mir gedämpfte Schritte und ich drehe mich um.
Dort steht ein Mann mit schönen blauen Augen und sie erinnern mich an jemanden, aber mir fällt nicht ein, an wen.
Er trägt ein dunkelgraues Shirt, seine Hose ist halblang und er lächelt.
Es ist ein herzliches und freundliches Lächeln, er wirkt sehr sympathisch.
"Lea, du musst mit Tante Belle Monatrium verlassen. Es ist besser so und du wirst später erfahren, warum. Sag niemandem etwas davon, geh' einfach. Tante Belle weiß Bescheid und jetzt wach auf und verlasse Monatrium in spätestens zwei Tagen! Bitte", der Mann verschwindet und alles um mich herum tut es ihm gleich.

Ich wache aus dem Traum auf und muss mich erstmal orientieren.
Ich sitze aufrecht auf meinem Bett und versuche zu verstehen, was der Traum zu bedeuten hat.
Wer ist dieser Mann? Seine Augen kommen mir so bekannt vor und es liegt mir auf der Zunge, ich werde es noch irgendwann rausfinden, da bin ich mir sicher!
Hat er nicht gesagt, dass Belle Bescheid weiß? Ich muss zu ihr.

Ich erschrecke mich total und springe auf, denn irgendwas neben mir hat plötzlich angefangen wie verrückt zu klingeln.
Ich realisiere, dass es nur mein Wecker ist und stelle ihn beruhigt aus.

Nach 5 Minuten, in denen ich mich fertiggemacht habe, gehe ich runter um Belle zu fragen, was das alles zu bedeuten hat.
Auf dem Weg fällt mir ein, dass ich seit dem Vorfall mit diesem Sam nichts mehr von Kacies Gedanken gehört habe. Wer ist er denn und warum hofft Kacie, dass er wieder aufwacht und was genau ist passiert? Ich wünschte, ich könnte sie das fragen, doch genau das kann ich eben nicht.
Ich nehme mir vor, später darüber nachzudenken. Jetzt ist mein Traum dran!

"Guten Morgen, Belle! Ich muss mit dir reden", fange ich das Gespräch an und setze mich an den Tisch.
Sie schaut mich erwartungsvoll an und ich beginne.
"Ich hatte einen Traum. Ein Traum, in dem mir ein Mann gesagt hat, dass wir in spätesten zwei Tagen Monatrium verlassen müssen und du über alles Bescheid weißt. Kannst du mir das bitte irgendwie erklären?", frage ich sie und esse eine Blaubeere.
Sie murmelt irgendwas, das ich nicht verstehen kann und schaut mir dann in die Augen. Ich habe irgendwie Angst davor, was sie sagt, aber ich will es trotzdem wissen.
"Lea, wer der Mann in deinem Traum war, dass musst du selbst herausfinden, aber ich kann dir sagen, dass wir seiner Bitte definitiv nachgehen sollten. Du musst selbst drauf kommen, später wirst du alles wissen, aber jetzt ist es noch zu früh. Unsere Aufgabe ist es, von hier zu verschwinden und das ohne große Aufmerksamkeit zu erregen. Wie Jac- ähh ich meine der Mann, gesagt hat, in spätestens zwei Tagen!", ich versteh gar nichts mehr.
Aber wenn das wirklich wichtig ist, dann gehe ich nicht ohne Matt und ich denke, das weiß Belle auch.
Nachdem ich Marie verloren habe, möchte ich ihn nicht auch noch verlassen müssen.
"Matt kommt mit. Sonst gehe ich nirgendwo hin!", sage ich stur und verschränke meine Arme.
"Das war mir bereits klar und ich denke, wenn er niemandem was davon sagt, dann ist das okay!", meint Belle.

Matt hat keine Familie mehr. Sie sind spurlos verschwunden, so wie Marie.
Er lebt bei einer anderen Familie, aber die bedeuten ihm nicht viel, also wird es für ihn nicht schwer sein von hier zu verschwinden.
Ich glaube, dass er auch ohne große Erklärung mitkommen würden. Ich weiß ja eigentlich auch nichts, aber ich habe das Gefühl, dass es das Richtige ist. Es gibt schon irgendeinen guten Grund dafür und den kann ich nur rausfinden, wenn ich wirklich gehe!

Matt kommt wie immer zu spät zum Unterricht und als ich ihn sehe, packe ich seine Hand und ziehe ihn weg von den anderen hinter ein großen Baumstamm.

"Wir müssen reden!", sage ich und er schaut mich erwartungsvoll an.

"Was ist denn?"

"Kommst du mit mir und meiner Tante mit? Wir verlassen Monatrium, schon morgen. Wieso, weiß ich selbst noch nicht genau, aber es muss sein. Wir werden schon noch alles rausfinden. Also, was ist? Kommst du mit uns?", frage ich ihn und ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn er nein sagt.

"Was denkst du denn? Natürlich komme ich mit. Hoffentlich ist es da draußen spannender als hier. Ich wüsste aber schon gerne ein paar mehr Informationen."
Ich freue mich wie verrückt und umarme ihn. Ich hätte nicht gedacht, dass er einfach so ja sagt. Das wäre mir alle viel zu spontan gekommen. Aber so ist er halt, spontan und verrückt!

"Danke, Danke, Danke. Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen! Aber ich kann dir nicht mehr Information geben, denn die besitze ich selbst nicht", sage ich überglücklich. Er ist einfach der beste Freund, den man haben kann!

"Schade, aber okay! Wann geht's denn genau los?", fragt er mich und ich spüre seine Aufregung schon förmlich.

"Sei morgen früh einfach um 8 Uhr bei uns. Nimm alles mit, was du hast. Klamotten, so viel Essen wie möglich und Trinken. Denk dran, sag keinem was davon, ja?", ich will nur sicher gehen.

"Ja okay. Keinen was sagen, alles einpacken und um acht bei so sein. Ich denke das bekomme ich hin", sagt er und lächelt mich an.
Wie ich sein Lächeln liebe, aber wer denn nicht? Es ist einfach perfekt.
Ich schaue in seine dunkelbraunen Augen und er in meine.
Wir sind vom Aussehen genau das Gegenteil des anderen.
Seine Haare sind fast schwarz und etwas länger, meine blond und sie gehen bis fast zu meinem Hintern. Tante Belle macht mir immer so schöne Zöpfe und deshalb stören sie mich eigentlich gar nicht.
Länger als so möchte ich sie aber auch nicht haben.
Er ist groß und muskulös, ich klein.
Aber ich würde nicht sagen, dass ich schwach bin, neben ihm sehe ich wahrscheinlich trotzdem so aus.
Wer würde das nicht?

Wir schauen uns lange in die Augen, so lange, bis es irgendwann unangenehm wird und seine Augen wandern zu meinen Lippen. Diese Momente gibt es ziemlich oft bei uns, aber es ist nie weiter gekommen als das.
Ich weiß nicht, ob ich es gut oder schlecht finden soll.
Wahrscheinlich beides irgendwie.

"Lass uns den letzten Tag hier genießen und alleine sein", schlägt er vor und stimme zu.
Es ist, als sei das eben nie passiert und manchmal macht mich das traurig.

Wir gehen zu der Wiese, wo wir jeden Tag sind.
Der Unterricht findet heute in der anderen Richtung statt, also brauchen wir keine Angst zu haben, dass sie uns hier sehen.
Wir pflücken ein paar Beeren und setzen uns in den Schatten einer großen Weide.
Mein Kopf ist auf seiner Brust abgelegt und wir schweigen.
Ich möchte ihn so gerne von Kacie erzählen und ich kann meinen Mund einfach nicht halten!

"Matt?", frage ich leise.
"Ja, Lea?", antwortet er zurück.
"Ich habe seit ungefähr zwei Wochen ein Geheimnis und ich halte es einfach nicht mehr aus, es nicht mit dir zu teilen", ich setze mich auf und erzähle ihm alles von Anfang an, sogar das mit den Traum von heute morgen erzähle ich.

Ich bin fertig und er schaut mich beeindruckt an.
Er glaubt mir, aber wieso sollte ich ihn auch anlügen und das alles erfinden?

"Warum passieren dir so coole Sachen, und mir nicht?", er kitzelt mich und ich fange an zu lachen.
Das macht er immer und da er viel stärker ist, kann ich mich kaum befreien.

Später reden wir über alles Mögliche. Wie spekulieren, ob Kacie und das, was jetzt passiert irgendeine Verbindung hat, kommen aber auf kein Ergebnis!

Wir liegen in der Sonne und entspannen uns. Bis 18 Uhr bleiben wir hier und dann gehen wir aber doch nach Hause.
Als er nach rechts und ich nach links muss, umarmen wir uns und ich erinnere ihn nochmal daran, dass er pünktlich um acht da sein soll.
Dann gehen wir getrennt weiter.

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