Ein Deal

184 8 0
                                    

Ich kippte halbvolle Becher angewidert in einen Eimer, der schon fürchterlich stank. Diese Brühe würde besser wirken als Rohrfrei, dachte ich bei mir. 

Eine über das ganze Gesicht strahlende Leah stürmte auf mich zu und nahm mich fest in den Arm.

"Ist er nicht toll?", rief sie begeistert und hüpfte aufgeregt wie ein kleines Kind auf und ab.

"Nein", antwortete ich trocken und stapelte die entleerten Becker. Nachdem ich geduscht hatte und dieses ganze Makeup losgeworden war, hatte ich mich wieder wie ein Mensch gefühlt. In meinen eigenen Klamotten dann endlich wieder wohl und bereit aufzuräumen, obwohl ich kaum mitgefeiert hatte.

Leah sah aus, als würde sie gleich anfangen zu heulen.

"Was?", fragte sie betroffen.

"Leah, du willst das ich immer ehrlich zu dir bin, richtig?"

Sie nickte mit glasigen Augen.

"Ich glaube nicht, dass er der Richtige für dich ist", brachte ich nach all den Jahren endlich über die Lippen. Bei keinem ihrer Freunde hatte ich versucht ihr diesen auszureden, doch nun war mir es auch über immer abzunicken und hinterher zu trösten. Ich befürchtete eben, dass Trey noch viel mehr Dreck am Stecken hatte, als man vermuten konnte.

"Wie kannst du so etwas sagen?", wimmerte sie schockiert, "Trey hat dir doch nichts getan. Und Luke war auch nett zu dir, obwohl du echt gemein zu ihm warst."

Ich sah sie perplex an.

"Ich? Gemein?", rief ich erbost aus, "Hast du ihm mal zugehört?"

Oh, Gott. Jedes Wort gegen Leah tat mir weg. Ihr stiegen Tränen in die Augen und sie wandte sich von mir ab.

"Du kannst wieder mit mir reden, wenn du normal geworden bist", zischte sie und rannte ins Treppenhaus. Ich blickte ihr hinterher. Selbst die wenigen Plastikbecher in meiner Hand fühlten sich unendlich schwer an. Wie sollte ich das nur jemals wieder gut machen?

Ich räumte stillschweigend weiter auf. Als ich die meisten Becher entleert hatte, griff ich nach einer Plastiktüte und sammelte Müll auf. Studenten waren Schweine!

Logan kroch wie ein Häufchen Elend die Treppen herunter und seine gequälte Miene erhellte sich kurz, als er mich sah.

"Stanki, du schon wach?", brummte er. Ich gluckste leise in mich hinein. Das geschah ihm recht.

"Ja", antwortete ich extra laut, "Und ich fühle mich super."

Ich quietschte bei dem letzten Wort absichtlich schrill. Er verzog das Gesicht.

"Du bist grausam", grollte er und setzte sich auf einen Stuhl, "Gott, wie das hier stinkt. Ich kotze gleich."

Ich lachte und erstickte beinahe daran, als ich Leah die Treppe hinuntereilen sah. Ihre Augen waren rot gerändert vom Weinen und sie würdigte mich keines Blickes.

"Leah!", rief ich erschrocken aus. Ich musste mich entschuldigen, so schnell es ging.

Den Müllsack drückte ich achtlos dem verkaterten Logan in die Hand und eilte meiner Freundin nach.

"Oh, oh, Sturm im Paradies?", witzelte er, was ich nur am Rande wahrnahm.

Draußen konnte ich nur hilflos mit ansehen, wie Leah auf das Bike hinter Trey stieg und davonfuhr. Ich stieß einen wütenden Laut aus.

Meine Chance mich bei ihr in nächster Zeit zu entschuldigen hatte sich gerade in Rauch aufgelöst.

Wie nachtragend sie war, wenn es um ihren Angebeteten ging bekam ich zu spüren, als ich sie die nächsten Stunden nicht erreichte. Entweder sie drückte mich weg, oder hatte das Handy ausgeschaltet. Gegen Abend war ich so weit, dass ich schon die Nummer von Leahs Eltern auf Anschlag hatte und bereit war sie anzurufen. Deren Anrufe würde Leah niemals ignorieren.

Nicht nichts...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt