Auf dem Flur wich uns ein jüngerer Student respektvoll aus. Er wich eher Luke aus, mich bedachte er mit einem erstaunten Blick. Sollten die doch denken was die wollten, in einer Woche war ich hier ohnehin raus.
Ich war erleichtert, dass Berta vor der Tür stand und nicht sein Motorrad.
Er schloss das Auto auf und wir stiegen fast zeitgleich ein. Filmreife Szene, dachte ich bei mir.
Kaum hatte er den Motor gestartet, versuchte er die Sprache noch einmal auf die Sache eben zu bringen und druckste herum.
"Bist du echt...", stammelte er wie ein Schuljunge, "...noch Jungfrau?"
Warum hatten Männer nur immer so viel Angst vor einer Jungfrau? Als hätte ich eine unheilbare Krankheit, weshalb keiner mit mir schlafen wollte. Ich verdrehte die Augen. Dieses Gespräch hatte ich schon ein oder zweimal geführt. Dass ich mit diesen Typen nichts mehr zu tun hatte, sagte doch alles. Die meisten hielten sich danach für selbstlos, wenn sie mir ihren Penis anboten um diese "Sache" aus der Welt zu schaffen.
"Ja", gab ich ihm schlussendlich die Antwort, die er vermutlich hören wollte. Er atmete hörbar aus. Ich war verwundert durch seine Reaktion.
"Weshalb ist das so wichtig?", fragte ich spitz.
"Es ist nicht wichtig. Ich hab mich nur gewundert..."
"Warum mich noch keiner geknallt hat?", stellte ich die Frage, die ihm vermutlich auf der Zunge lag.
"Nein... ja... Ach, das bekommst du sowieso wieder in den falschen Hals, egal was ich jetzt sage", fluchte er.
"Ist schon okay", seufzte ich. Dieses Thema war weit weniger rotes Tuch, als mein Name oder wenn man mich als verklemmt hinstellte. Das tat er ja nicht. Die Tatsache Jungfrau löste auch in mir immer wieder die Frage nach dem Warum aus.
"Ich denke, einfach weil es sich nie so ergeben hat", gab ich zu, "Du solltest mittlerweile wissen, dass ich nicht gerade der sozialste Mensch bin. Und Männer sind... irgendwie ein Rätsel für mich. Die Wenigsten sind tiefgründiger als eine Pfütze und deswegen vermute ich, ist der Rest für mich auch nicht besonders interessant."
Ich sah von der Seite, wie sich ein Lächeln auf Lukes Gesicht legte.
"Bin ich also eine Pfütze?"
Ich lachte ungehemmt los.
"Keine Ahnung", japste ich.
Auch Luke lachte mit mir, während er sich auf das Fahren konzentrierte.
"Ich hätte vorgeschlagen, dass wir im Clubhaus etwas essen", meinte er, "Dann wäre das auch direkt Teil deiner ersten Maßnahme zur Angstbewältigung."
"Ich habe keine Angst", wiedersprach ich ihm trotzig.
"Na, ein Mädchen, das keine Angst vor The Ring, The Purge oder Chucky der Mörderpuppe hat, wird doch mit so harmlosen Bikern klarkommen", witzelte er.
"Aber hallo", pflichtete ich ihm bei. Und schon war ich schon wieder in meiner eigenen Aussage gefangen.
Okay, Jane, du wirst da jetzt ohne Vorurteile reingehen. Mir kam die Idee, dass es womöglich half wenn ich mit Luke darüber sprach.
"Ihr verkauft aber keine Drogen?", piepste ich.
"Nein", antwortete Luke überraschend ernst.
"Prostitution?"
"Nein."
"Waffen?", kam mir in den Sinn.
"Handel nein, Besitz ja", gab er zu. Ich schnappte nach Luft, als er zwischen meine Beine griff und das Handschuhfach öffnete. Dort lag, gut sichtbar, eine Pistole.
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Nicht nichts...
RomanceJane gibt sich mit dem zufrieden, was sie vor ihrer Nase hat. Job, Wohnung, beste Freundin und Eltern, die sie unterstützen. Es ist alles in Ordnung, bis sie mit ihren lebendig gewordenen Vorurteilen konfrontiert wird und gezwungen ist, Kompromisse...