14. ...mit Tücken...

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Elias' p.o.v.

Ich trat in das Labyrinth ein. Beständig trugen meine Pfoten mich vorwärts.

Elias! Warte!

Ich grinste innerlich, als ich Hev's verzweifelten Aufschrei hörte. Ich antwortete nicht. Sie sollte hier her kommen und mit meinem Verschwinden hatte ich genau dieses Ziel erreicht. Sie schob Panik und rannte mir nach.
Pfoten trommelten rhythmisch auf den Steinboden. Lautes Schnüffeln ertönte. Sie versuchte meine Spur aufzunehmen. Ich triumphierte. Unbewusst, und wahrscheinlich nur dieses eine Mal, rannte mir meine Mate hinterher.

Mach. Das. Nie. Wieder.

Hev knurrte mich wütend an, als sie mich schließlich eingeholt hatte. Beruhigend schleckte ich ihr über den Kopf. Sie wehrte sich nicht, eine unglaubliche Überraschung für mich. Aber gut, wahrscheinlich war sie noch außer Puste wegen ihrem Sprint.

Können wir weiter?
Ja.
Okay. Folgst du mir?
In Ordnung.

Ich fragte mich, warum sie jetzt nicht mit mir diskutierte oder mich nicht beschimpfte. Ich drehte mich um und folgte dem rechten Gang. Ich lief immer an der rechten Seite entlang. Warum?
Weil ich mal in irgendeinem Buch gelesen hatte, dass man aus einem Labyrinth nur dann rauskam, wenn man sich beständig an einer Seite hielt. Schweigend liefen wir durch die unnatürliche Stille.
Die Dunkelheit beraubte uns der Augen, sodass wir an der Wand entlangstriffen und uns mit der Nase und den Ohren orientierten.
Ab und zu fiel durch einen Spalt in der Decke Licht herab und man konnte Teile der unmittelbaren Umgebung erkennen.

D-d-da...

Hev blieb entsetzt stehen und starrte die gegenüberliegende Wand an. Ich wandte mich um. Schwaches Licht gab uns die Sicht auf riesige - Moment! Waren das...? Ja. - Krallenspuren.
Krallenspuren. An der Wand. Unwillkürlich machte ich einen Schritt zurück zu Hev. Sie begann zu zittern und drückte sich ängstlich gegen die Wand. Sanft drückte ich ihr meine Schnauze an die Schulter.
Ein schabendes Geräusch ertönte. Hev zuckte zurück und knurrte leise.
Aus dem Nichts tauchte es auf.
Ein riesiges Etwas. Es sah so aus, wie man sich die Einwohner der Hölle vorstellt.
Ein echsenartiges Wesen mit Klauen und Stacheln. Und es war so groß wie ein Pferd.
Hev kreischte schmerzerfüllt auf. Mein Kopf fuhr herum. Dieses Monstrum hatte eine Klaue in ihr linkes Hinterbein geschlagen!
Dieses Biest wagte es!
Dieses. Biest. Fasste. Meine. Mate. An.
Dieses. Vieh. Tat. Ihr. Weh.
Ich knurrte das Monstrum an und fletschte wütend die Zähne. Ich war froh, dass Hev meine Gedanken nicht hören konnte.

Lass. Meine. Mate. In. Ruhe.

Heaven's p.o.v.

Au!! Es tat so weh! Dieses Vieh hatte seine Krallen in meinem Bein stecken!
Aua!
Ich winselte. Elias sah mich an. Dann begann er wütend zu knurren und fletschte aggressiv die Zähne.
Ich zuckte zurück. War er wütend auf mich? Würde er mir wehtun?
Doch das, was ich dann hörte, wärmte mein Herz, obwohl ich eigentlich keinerlei Gefühle zulassen durfte.

Dieses Biest wagte es!
Dieses. Biest. Fasste. Meine. Mate. An.
Dieses. Vieh. Tat. Ihr. Weh.

Elias knirschte wütend mit den Zähnen und drohte dem Monster offensichtlich.

Lass. Meine. Mate. In. Ruhe.

Mit mühsam unterdrückter Wut starrte Elias das Vieh an. Im Moment störte es mich komischerweise keineswegs, dass er mich als seine Mate bezeichnete. Aber es war ja eigentlich keine Zeit zum Nachdenken, denn das Biest griff uns an.
Mit einem lauten Schmerzensschrei riss ich mein Bein aus den Klauen des Biests. Humpelnd versuchte ich Abstand zwischen mich und dieses Etwas zu bekommen...Mein Bein...Aua...
Panik machte sich in mir breit.
Angst lähnte meine Beine.
Mein Kopf war leer.
Elias schoss an mir vorbei. Das Biest stieß einen schrillen Schrei aus. Laut hallte das Echo durch die sonst ruhige Luft.
Ich humpelte noch ein Stückchen weiter. Elias hing auf dem Rücken dieses Viehs und biss immer und immer wieder zu.
Gequält schrie das Wesen auf.
Und das, was dann geschah, sah ich in Zeitlupe.
Das Biest machte einen Satz nach vorne. Elias fiel herunter und krachte leblos gegen eine Wand. War er etwa tot? Oh nein! Bitte nicht! Bitte!
Das Vieh wandte seine Aufmerksamkeit mir zu.
Langsam wich ich zurück. Mein Herz schlug unnatürlich schnell. Blut rauschte in meinen Ohren. Entsetzen lähmte meine Pfoten.
Noch einen Schritt wich ich zurück.
Und noch einen. Bis ich gegen die Wand stieß. Jetzt saß ich buchstäblich in der Falle.
Scheiße. Und Elias lag leblos auf dem Boden. Ich war alleine.
Wie, zur Hölle, wie sollte ich es schaffen, alleine gegen dieses Biest anzukommen?
Wie?
Ein Winseln entwich mir. Und augenblicklich schämte ich mich dafür. Ich war nicht schwach! Ich war stark. Joe hatte an mich geglaubt. Und Tommy würde mich beschützen.
Ich knurrte wütend auf.

Heaven's personal hell - Die Legende der Urwölfe #SonnenblumenAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt