26. Konsequenzen...

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Ein kleiner Zeitsprung in die Zukunft.
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Elias p.o.v.

Ich hatte Hev versprochen, dass ich sie von der Schule abholen würde. Und ich hielt meine Versprechen. Normalerweise und nur, wenn es um Hev ging. Noch zehn Minuten. Dann würde Hev aus der Türe kommen. Mit ihrem Abschlusszeugnis in der Hand. Sie hatte sich wahnsinnig angestrengt die letzten Wochen. Sie wollte ein sehr gutes Zeugnis. Und das sollte sie höchstwahrscheinlich auch bekommen...
Ich lehnte mich an mein Motorrad und behielt die Türe sorgsam im Auge. Ich wollte Hev nicht verpassen...
Ich fuhr prinzipiell nur Motorrad. Wie Hev. Wir liebten beide den Geschwindigkeitsrausch. Den Nervenkitzel. Die Herausforderung.
Wir waren uns ähnlicher, als ich am Anfang gedacht hatte. Aber in einigen Dingen waren wir auch verschieden wie Tag und Nacht.
Die Schultüre öffnete sich. Schüler kamen herausgeströmt. Massen schoben sich vorwärts.
Mädchen starrten mich an. Sie versuchten mit mir zu flirten. Sie schmissen sich an mich ran. Ich wusste, dass ich gut aussah. Ich war schließlich ein Wolf. Aber ich ignorierte sie gekonnt. Keine von ihnen war Hev. Ich gehörte nur Hev. Und sie mir.
Ich nahm die Sonnenbrille ab. Mädchen himmelten mich an. Herrje. Wie hatte ich das vor Hev nur aushalten können?
Hev kam mit Jas und Vivian aus der Schule. Die drei sahen mich und winkten. Ich hob grüßend die Hand.
"Cooles Bike, Mann.", sagte ein Typ zu mir. Ich nickte. Komplimente über mein Motorrad waren immer erlaubt.
Hev kam herbei. Der Typ erstarrte.
"Kennt ihr euch?", fragte er mich entsetzt. Ich nickte wieder. Der Kerl hatte mein Motorrad gelobt, da konnte ich auch halbwegs freundlich sein...
"Meine Freundin.", antwortete ich geistesabwesend. Ich betrachtete Hev. Sie war so schön...
So wunderschön...
Und das beste daran: Sie gehörte nur mir.
"Alter, dein Ernst?", der Typ war offensichtlich schockiert.
"Hey!", sagte Hev und grinste mich an. Ich musste lächeln. Wie immer, wenn ich sie sah.
"Hey, Süße.", schnurrte ich und küsste sie. Den Typen hatte ich schon vergessen, obwohl er entsetzt "Süße?! Die bringt dich um!" fauchte.
"Hallo.", grinste Hev den Kerl an. Ich sah sie fragend an.
"Man kennt sich?", fragte ich mit erhobener Augenbraue und leicht skeptisch. Sie nickte.
"Erster Schultag hier. Ich hab ihm zwei Mal in die Eier getreten.", erklärte sie. Ich knurrte wütend. Was hatte der Kerl gemacht, dass sie zu solchen Maßnahmen gegriffen hatte? Ich drehte mich sehr wütend um. Der Typ war weg. Sein Glück, mein Pech. Hev grinste.
"Fahren wir?", wollte sie wissen. Sprachlos nickte ich. Ich reichte ihr ihren Helm. Nachdenklich betrachtete sie ihn und wog ihn in der Hand.
"Was ist los?", flüsterte ich. Sie hob den Kopf.
"Um ehrlich zu sein, ich hab Schiss.", sagte sie ebenso leise. Ich seufzte erleichtert. Wenn es nur das war...
"Das musst du nicht.", sagte ich leise. Sie nickte.
"Ich weiß. Aber trotzdem...", sie sah mich verunsichert an. Ich lächelte und nahm ihr Gesicht in beide Hände.
"Musst du nicht.", flüsterte ich und fuhr mit meinen Lippen sanft über ihre. Sie erwiderte meinen Kuss. Ich schlang meine Arme um ihre Taille und hob sie hoch. Schließlich setzte ich sie auf dem Motorrad ab. Sie legte ihre Beine um meine Hüften und zog mich zu sich. Hev...Meine Hev...Ich war süchtig nach ihr...
Ich würde ihr die Welt zu Füßen legen. Ich trage sie auf Händen.
Ich lese ihr jeden Wunsch von den Augen ab.
Bleib bei mir, Hev. Verlass mich nicht. Verlass mich nie... Bitte...
Hev's Arme lagen um meinen Nacken. Meine Hände auf ihren Hüften.
Ich liebte sie einfach. Sie war mein. MEIN!
"Chrm, chrm.", räusperte sich Jas. Hev löste sich von mir und wurde rot.
"Steht dir.", raunte ich ihr ins Ohr. Hev wurde noch röter. Vivian und Jas grinsten.
"Hier sind kleine Kinder.", meinte Jas. "Das war nicht wirklich jugendfrei.", gab auch noch Vivian ihren Senf dazu. Hev lief noch röter an, falls es denn noch möglich war...
Ich legte einen Arm um ihre Taille und zog sie zu mir. Sie versteckte ihren Kopf an meiner Brust. Lange Haare fielen ihr übers Gesicht.
Jas grinste.
"Endlich! Dann wird Dad sich in Zukunft auch über euch beschweren.", triumphierte er. Hev stöhnte leise. Ich stimmte ihr insgeheim zu. Dad war etwas uneinsichtig geworden. Na ja. Das war untertrieben. Seit Jas und Vivian fast jede Sekunde aneinanderklebten und hemmungslos rummachen, war Dad viel strenger zu Hev und mir. Als ob wir sowas vor anderen machen würden...
Aber gut. Kein Kuss, kein Händchenhalten vor ihm und Marianne. Kein Sex während die beiden im Haus waren.
Aber es gab ja auch noch den Wohnwagen...
Hev kicherte leise und legte ihren Kopf an meine Schulter. Liebevoll sah ich auf sie herab. Sie grinste mich an.
Jas hatte seine Hände inzwischen in Vivians Hosentaschen vergraben. Die beiden klebten mal wieder aneinander.
Hev sah mich an.
"So schlimm sind wir nicht.", flüsterte sie mir zu. Ich nickte.
Die Beziehung, die Hev und ich führten, war nicht wie die von Vivian und Jasper. Die beiden vertrauten sich blind. Und sie waren auch blind, wenn es um Rücksicht auf andere ging...
Einmal waren Hev und ich von unserem Kurs heimgekommen und die beiden hatten auf dem Küchentisch...
Nun ja. Hev war entsetzt schreiend aus dem Zimmer gerannt. Ich hatte Jas einen Killer-Blick zugeworfen und war ihr hinterhergestürmt.
Später hatte ich Vivian und Jas dazu verdonnert den Tisch mit Sagrotan abzuschrubben. Es hatte seine Vorteile ein Alpha zu sein...
Hev hatte ich im Wohnwagen gefunden. Und dann hatten wir uns über den Kurs unterhalten. Wir besuchten regelmäßig einen Vertrauenskurs für Partner.
Und diese Tante, Hev hielt sie übrigens für bekloppt, war der Ansicht, dass sich jedes Problem durch Sex lösen ließ. Wie gesagt, die Tante hatte einen Knall. Das war eigentlich zum Fenster rausgeworfenes Geld...
Eigentlich. Aber an dem Nachmittag hatten wir einvernehmlich beschlossen, dass wir den Ratschlag dieser Tante mal ausprobieren würden, weil wir uns - mal wieder - über das Thema 'Künstliche Befruchtung' gestritten hatten. Nun ja.

Und hinterher hatten Hev und ich vereinbart, auf Verhütung zu verzichten, da das Geld an anderer Stelle besser zu gebrauchen war. Irgendwie musste das verschwendete Geld für den Partnerkurs wieder rein kommen...

"Wir sollten langsam wirklich mal los.", sagte Hev sanft und strich mir über die Brust. Ich nickte erschrocken. Sie hatte mich aus meinen Gedanken gerissen.
"Bis später.", meinte Jas und ging mit Vivian zu seinem Auto.
Hev zog sich den Helm über den Kopf. Ich tat das gleiche. Dann stieg sie hinter mir auf das Bike und schlang ihre Arme um mich. Ich grinste zufrieden vor mich hin. So sollte es sein. Hev sollte an mir kleben.
Ich ließ den Motor laut aufheulen. Jas antwortete mit seinem Auto.
Vorsichtig fuhr ich vom Schulhof. Ich wollte ja keine kleinen Kinder überfahren...In der Hinsicht war ich dann doch rücksichtsvoller als mein Beta.
Als ich dann endlich den Highway erreicht hatte, wurde ich überholt. Von Jas. Ich knurrte. Mein kleiner Bruder würde mich nicht abhängen. Niemals! Ich war der Alpha. Ich war der Ranghöhere! Ich würde gewinnen! Immer! Ich gab Gas.
Hev quietschte erschrocken auf und klammerte sich noch mehr an mir fest. Viel besser. Ich gab noch mehr Gas. Hev erdrückte mich fast... Aber es gefiel mir.

Ich überholte Jas schließlich in der Einfahrt vor Dads Haus. Fluchend warf er den Autoschlüssel nach mir. Lachend warf ich ihn zurück.
"Der Bessere gewinnt eben!", rief Hev vergnügt. Überrascht drehte ich mich um. Sie lächelte mich an und schob ihre kleine zarte Hand in meine.
Und schon war Dad da. Er warf uns allen einen strengen Blick zu.
"Was habe ich gesagt?", sagte er wütend. Marianne kam lächelnd aus dem Haus und umarmte ihn von hinten.
"Lass sie doch.", murmelte sie. Dad rang mit sich. Dann drehte er sich mit einem Knurren um.
"Eine Minute habt ihr. Dann drehe ich mich um und es ist Schluss!", drohte er uns. Marianne schüttelte belustigt den Kopf und verdrehte die Augen.
Vivian und Jas verloren keine Sekunde. Sofort begannen sie sich zu befummeln und zu küssen. Minimal angewidert wegen den beiden wandte ich meinen Blick Hev zu. Sie lächelte mich schüchtern an. So ganz vertraute sie mir noch immer nicht...Aber immerhin eine Basis war schon geschaffen...
Sanft legte ich meine Lippen auf ihre. Sie lächelte in den Kuss hinein, was mir die Gelegenheit gab, meine Zunge in ihren Mund zu schieben...

"Die Minute ist rum!", schrie Dad und knurrte uns wütend an. Zwar war ich offiziell der Alpha, aber er war immer noch...Dad. Er war mein Vater, ich sollte auf ihn hören. Manchmal.
Mist. Hev löste sich von mir und lächelte vorsichtig.
Mit einem Ruck warf ich sie mir über die Schulter und trug sie ins Haus. Dads genervten Blick ignorierte ich geflissentlich. Jas protestierte leise. Ich grinste. Hev kicherte. Jas durfte nicht das mit Vivian machen, was ich gerade mit Hev tat. Höhöhö.
Einmal muss man ja die Ich-bin-der-Ältere-und-bin-von-Dad-unabhängig-Karte ausspielen...
Ich setzte Hev auf ihren Platz am Küchentisch. Sie grinste mich fröhlich an. Ich sah mich schnell um. Sehr gut. Dad war noch nicht da. So stahl ich mir noch einen Kuss von ihr, bevor Dad wieder zu meckern begann...Über Jas und sein Verhalten.

Nach dem Essen, Hev aß neuerdings mit, stand ich auf und trug Hev in den Garten zu meinem Jeep.
Sie würde heute die Menschen hinter den Wölfen kennenlernen. Und deren Mates.

Sanft nahm ich Hev in die Arme und drückte sie an mich. Sie sah mich unsicher an.

"Sie werden dich lieben.", flüsterte ich in ihr Ohr. Sie warf mir lediglich einen Blick zu.
Sie war unsicher, nervös und ängstlich.
Fest umschloss ich ihre Finger mit meiner Hand. Sie hörte auf zu zittern. Ich hauchte ihr einen Kuss auf die rechte Schläfe.
"Sie werden dich akzeptieren, Hev. Du bist meine Mate. Du bist ihre Luna. Du bist ein Wolf. Du bist wunderschön und stark. Sie werden dich akzeptieren, Hev.", wisperte ich lautlos. Sie schluckte und straffte die Schultern.
"Dann mal los.", meinte sie entschlossen. Ich musste lächeln.
Das war meine Hev. Stark, selbstbewusst und entschlossen.
Meine Luna.
Sie war so schön...
Und sie gehörte mir.
Auf ewig.

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Es folgt noch ein Epilog.

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