Heaven's personal hell - Die Legende der Urwölfe #SonnenblumenAward2018

8. (Wer)wolf.

Elias' p.o.v.

Monster? Wir waren Monster? Dieses Wort rief einige unschöne Erinnerungen in mir wach. Sehr, sehr unschöne Erinnerungen.
Und eine Nacht, die ich aus meinem Gedächtnis streichen wollte, wenn nur irgendwie möglich. Jas knurrte verzweifelt. Hev kicherte leise. Ich sah sie an. Sie war eindeutig amüsiert. Zu amüsiert. Sie kam mir langsam vor, als wäre sie der Teufel in Person... Ein Teufel mit einem unschuldigen, engelsgleichen Aussehen.
Langsam ging ich auf Vivian zu. Sie quiekte panisch auf und versuchte vor mir zu flüchten. Doch ich war schneller. Ich riss ihr die Fotos aus den Händen. Sie schniefte. Hev verdrehte die Augen.
Ich sah mir das erste Foto an. Bääh. Darauf hätte ich verzichten können. Wirklich. Vivian und Jasper. Nackt. Auf dem Bett.
Moment. Woher kam dieses Foto eigentlich? Wer hatte es aufgenommen? Ich hob meinen Blick. Vivian liefen Tränen aus den Augen. Hev lachte leise.
Sie?! Wie kam sie an solche Fotos?! Sie grinste und hob eine kleine Kamera. Eines dieser Teile, das auf Bewegungen reagierte und dann ein Foto schoss und an einen Computer sendete...
Jas sah mich fragend an. Wortlos reichte ich das Foto weiter. Vivian schluchzte weiter. Jas wurde blass. Sehr blass. Er sah seine Mate an. Langsam ging er einen Schritt auf Vivian zu. Mit tränenverschleierten Augen sah sie zu ihm auf.
Als ich das nächste Foto ansah hätte ich fast geseufzt. Das war wirklich putzig. Vivian lag schlafend im Bett, Jas hatte einen Arm um sie gelegt und sah liebevoll auf sie herab. Ich musste lächeln. Für dieses Foto war ich dieser Hev irgendwie dankbar.
Auch das Foto reichte ich wortlos an Jas weiter. Das nächste Foto war ähnlich. Jas stand, angezogen allerdings, neben Vivians Bett und küsste sie sanft. Die Vivian auf diesem Bild lächelte im Schlaf und Jas sah einfach nur glücklich aus.
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wann würde ich dieses Glück, das ich da sah, verspüren? Wann? Wann war ich endlich an der Reihe?
Vivian heulte noch immer. Jas sah verzweifelt aus. Er hatte anscheinend keinen blassen Schimmer, was er tun sollte.
Mit den drei Fotos in der Hand setzte sich Jas neben Vivian auf's Bett und sah sie sanft an. Tränen quollen unaufhörlich aus ihren Augen. Jas nahm vorsichtig ihre Hand. Sie zuckte zusammen. Hev's Blick war ein kleines bisschen schuldbewusst. Aber eben nur ein kleines bisschen.
"Was ist an den drei Fotos denn so schlimm?", flüsterte Jas leise und legte sie ihr auf den Schoß. Vivian schluchzte.
"Es ist das.", sagte sie zittrig und deutete auf das letzte Foto. Das, das ich in den Händen hielt.
Und dann fiel mein Blick darauf. Ich erstarrte. Shit. Das war nicht in diesem Zimmer aufgenommen worden. Sondern unter der Dusche.
Es zeigte Jas. Und das wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, wenn er nicht gerade mitten in einer Verwandlung fotografiert worden wäre. Und das sah wirklich schrecklich aus.
Seit wann verwandelte man sich unter der Dusche?!
Monsterhaft. Ich verstand Vivian gerade vollkommen. Wäre ich ein Mensch, dann wäre ich auch entsetzt...
Jas sah mich fragend an.
"Oh Gott.", flüsterte ich schockiert. Das war...creepy. Dieses Foto, diese Aufnahme musste vernichtet werden. Unbedingt.

Und diese Hev... Ihre Reaktion war seltsam. Sie grinste.
"Was seid ihr?", flüsterte Vivian entsetzt. Jas und ich tauschten einen vielsagenden Blick.
"Sie sind Hündchen.", kam es trocken von Hev. Hündchen? Hunde? Niemals! Wir waren Wölfe! Aber...Moment...
"Wie ich dir schon erklärt habe...", sagte Hev minimal genervt. Moment. Sie hatte es Vivian erklärt?! Was?! Wie?!
Woher wusste sie...
"Heaven?", unterbrach Jas sie irritiert. Sie grinste leicht.
"Hatte mal 'nen guten Freund.", erklärte sie uns seelenruhig. Bemerkte nur ich die Trauer in ihrem Blick?
"Hunde?", kam es perplex von Vivian. Ich schüttelte den Kopf.
"Wir sind, wie Dad auch, Werwölfe.", sagte Jas sanft zu seiner Mate. Vivian starrte ihn an.
"WAS?!", brüllte sie, "WILLST DU MICH VERARSCHEN?!", schrie sie hinterher. Jas schüttelte seinen Kopf. Vivians Miene gefror.
"Das ist anatomisch und biologisch gesehen nicht möglich.", wisperte sie. Ich grinste. War ja klar, dass sie so reagieren würde.
"Und wissenschaftlich bewiesen ist das auch nicht.", sagte sie leise. Hev gluckste vor Lachen. Sie grinste mich fröhlich an und ich erwiderte ihr Lächeln. Eigentlich war sie ja recht hübsch...
"Ich kann's dir beweisen.", murmelte Jas in Vivians Richtung. Sie sah ihn mit großen Augen an. Dann nickte sie zögerlich. Ein verschmitztes Grinsen huschte über Jas' Gesicht. Es freute ihn, daß Vivian so reagierte, auch wenn es etwas befremdlich war...
Hev rutschte weg und machte Platz für Jas und seine Wolfsgestalt. Sie setzte sich neben Vivian und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.
Jas stand inzwischen fast vollkommen nackt da.
"Moment!", quietschte Vivian. Jas sah sie überrascht an.
"Du willst dich doch jetzt nicht ausziehen, oder?", fragte sie ihn unsicher. Jas runzelte die Stirn.
"Naja...Du wolltest einen Beweis. Und das geht nur so.", sagte er verwirrt, "Und außerdem, ist ja nicht so, als ob du mich noch nicht nackt gesehen hättest.", fügte er mit einem kleinen perversen Grinsen hinzu. Vivian lief rot an. Hev lachte los und hielt sich die Hände vor's Gesicht.
Dann setzte das berühmt-berüchtigte Knacken ein. Knochen verschoben und verformten sich. Der Schädel wurde länger. Eine lange Schnauze wuchs.
Kurzum, wenige Sekunden später stand Jas als Wolf vor uns.
Ich wollte ja wirklich nicht angeben, aber ich konnte das schneller. Aber ich war ja auch der Alpha...
Vivian starrte Jas verwundert und ungläubig zugleich an.
Mit großen, treuen Hundeaugen sah mein Beta zu seiner Mate auf und legte vorsichtig seinen Kopf auf ihre Beine.
"Kann ich wieder hinschauen?", nuschelte Hev hinter ihren Händen hervor. Jas knurrte bestätigend. Vivian zuckte kurz zusammen. Hev hatte sich aufgerichtet und warf einen kurzen Blick zu mir. Eine winzige Träne lief aus ihrem Auge, aber das bemerkte wieder nur ich.
Vivian hatte nur noch Augen für ihren neuen 'Hund'. Sie streichelte Jas über den Kopf und zerwuschelte sein Fell. Und mein Bruder schien das zu genießen.