Kleid

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"Okay, es ist soweit, Luke, du darfst mir wieder ein Kleid aussuchen." murrte ich mürrisch. Immer wenn ich auf eine Party oder sonstige Anlässe musste, hatte ich mich natürlich anzupassen. Niemand sollte Verdacht schöpfen und auch nur eine Sekunde lang denken, dass das Mädchen in den komischen, einfachen Jeans und einem alten T-shirt die berüchtigte Auftragskillerin Omega war und so musste ich mich ebenfalls rausputzen. Dazu kam noch, dass es bei Männern einfach leichter war, an sie heranzukommen, wenn man leicht bekleidet war, sie waren einfach alle so einfach gestrickt. "Mit Vergnügen, Liv." grinste er und wühlte auch schon in meinem Schrank. "Wie soll ich hier etwas finden? Dass ist alles Kleidung, die ich eigentlich in den Abfall..." "Halt die Klappe!" knurrte ich und unterbrach seine Beleidigung, die er gegenüber meiner Kleidung aussprechen wollte. Nach einer Weile zog er ein kurzes, fast pinkes Kleid heraus, dass ich jedoch mit einem Kopfschütteln ablehnte. "Hast du dir vielleicht mal überlegt, wo ich da die Dolche verstecken soll?" Er stöhnte genervt auf und zog so schliesslich ein kurzes, schwarzes Kleid raus, dass von der Hüfte abwärts ein wenig lockerer war. "Besser." grinste ich und wusste so auch schon genau, wo ich meine Dolche verstecken konnte.

Den restlichen Tag verbrachte ich hauptsächlich neben essen damit, die Mappe zu studieren, die Luke für den Vampiren angefertigt hatte. Vampire waren definitiv nicht meine Lieblingsgegner, sie waren einfach unfassbar schnell und stark, das Leben konnte so unfair sein. Wie ich weiter herausfand, war Stephen generell kein wirkliche unschuldiges Lämmchen. Oft stand in der Mappe irgendetwas dazu, dass er Mundies aussaugte, was für mich schon Straftat genug war und ich fragte mich, wieso der verdammte Shadowhunterrat nicht bereits eingeschritten war, die waren für diese Vereinbarung verantwortlich, nun eigentlich sollte ich mich ja nicht stören, so hatte ich mehr Aufträge, somit mehr Geld und mehr Spass. Meine Auftrag Geberin war wohl diesmal eine Werwölfin, die zufälligerweise eine Freundin des Mundiemädchens war, die beinahe vergewaltigt worden war. Sie bezahlte einigermassen gutes Geld, jedenfalls reichte es, damit ich meine Hände schmutzig machte, aber ganz ehrlich, diesen Mistkerl hätte ich wahrscheinlich auch für zehn Doller ermordet.

"Wartest du wieder draussen auf mich?" sprach ich zu Luke rüber. "Keine Ahnung, wirst du nach dem Kampf noch laufen können?" "Klar, ist nur ein kleiner Vampir." motzte ich und war beinahe schon ein wenig wütend, dass dieser Volltrottel meine Fähigkeiten so schlecht einschätzte. "Na dann, kannst du sicher noch laufen oder die U-Bahn nehmen." grinste er verschmitzt. "Ist das dein Ernst?" "Mein absoluter Ernst!"

Am Abend, als Luke wieder im Ausgang war und weiss Gott wie viele Mädchen belästigt, setzte ich mich in Ruhe aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein. Party war nie wirklich mein Ding. Ich drückte ein wenig auf dem Kästchen rum, bis ich schliesslich einen Sender fand, auf dem nicht die Geissens oder Keeping up with the Kardashians lief und machte es mir gemütlich. Es lief irgendeine Krimiserie, die mich jedoch nicht wirklich interessierte und so konzentrierte ich mich hauptsächlich aufs Essen, dass ich mir zuvor noch vorbereitet hatte. Aus irgendwelchen Gründen schlich sich dieser Volltrottel Alec in meine Gedanken. Und wieder einmal fragte ich mich, wieso die heissen Typen immer Vollpfosten sein mussten. Diese dunklen Haare, diese blauen Augen, selbst diese Strenge und diese Härte im Gesicht sah einfach unglaublich gut aus, von seinem Körper würde ich gar nicht anfangen. Grosse Männer waren einfach schon immer ein riesiger Pluspunkt, keine Ahnung, woher ich diesen Grössenfetisch hatte, aber es war nunmal so, Männer sollten gross sein.

Ganz ehrlich, ich würde es begrüssen, ihn wiederzusehen, es würde ein Spass werden, wie es eigentlich nur werden konnte, wenn man eine chaotische Auftragskillerin mit einem regeleinhaltenden, gerechten Typ zusammentat. Wieso auch nicht, Luke würde so Izzy wiedersehen und irgendein Gefühl sagte mir, dass die beiden sich gut verstehen würden, sie war ähnlich wie er und damit meinte ich jetzt nicht, dass sie eine Schlampe war, aber jedes Mädchen, dass sich so anzog wie sie, wollte bei den Männern auffallen, ausserdem war Luke attraktiv, auf diese totale Checkertour, aber auch das würde sie kaum abschrecken, Izzy war eine Frau, die solche Männer locker handeln konnte, genauso wie ich.

Ømega (Alec Lightwood)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt