Wale Watching in Kaikoura

14 1 0
                                    


Wale Watching in Kaikoura

Am 17. April war es dann endlich soweit. Mein guter alter Reiserucksack stand prall gefüllt vor mir und wartete darauf von mir für eine weitere Abenteuerreise geschultert zu werden. Die Route für die kommenden 2 Wochen hatte ich schon ziemlich genau im Kopf und die Stunde der Abreise nahte. Ich verabschiedete mich mit einer herzlichen Umarmung von meinen beiden Mitbewohnern Aumi und Matthew, die mir in der Zwischenzeit richtig an Herz gewachsen waren. Sie schienen fast ein wenig traurig zu sein, nun für 2 Wochen auf meine Anwesenheit verzichten zu müssen. Aber mir ging es eigentlich auch nicht anders. Ich war sicher, dass mir die beiden nach kurzer Zeit fehlen würden, aber andererseits überwog doch die Freude auf mein bevorstehendes Abenteuer. Und schließlich waren 2 Wochen ja auch keine Ewigkeit, so dass ich schon bald wieder in den Genuss von Aumis leckerem Sushi kommen würde. Matthew war so freundlich mich zum Fähranleger in Wellington zu bringen, von wo aus die Fähren gen Südinsel ablegen. Zielhafen ist dabei die kleine Stadt Picton im Norden der Südinsel.

Die Meerenge zwischen der Nord- und der Südinsel wurde wie so vieles in Neuseeland nach dem guten alten Captain Cook benannt und heißt daher folgerichtig Cook Strait. Sie ist für ihr zeitweise sehr stürmische See und die dazugehörigen heftigen Winde bekannt, mit denen ich auch noch Bekanntschaft machen sollte. Einen kleinen Vorgeschmack darauf hatte ich ja in Wellington schon häufiger erleben dürfen. Die Stadt heißt schließlich nicht umsonst „windy Wellington". In den ersten Tagen und Wochen während meines Aufenthalts in der Hauptstadt der Kiwis hatte ich zunächst große Schwierigkeiten mich mit den teilweise heftigen Winden anzufreunden. Aber der Mensch gewöhnt sich an alles und so gehörte nach einiger Zeit eine steife Brise für mich genauso zu Wellington wie die Universität und Mount Victoria. Aber ich muss gestehen, dass die Winde draußen aus der Cook Strait doch um einiges ungemütlicher waren als alles was ich bisher gewohnt war. Die raue See tat dann noch ihr übriges um die Überfahrt nicht gerade allzu gemütlich werden zu lassen.

Die Fähre stampfte und rollte durch die aufgepeitschte See und schickte immer wieder eine erfrischende Ladung Gischt auf die wenigen standhaften Passagiere, die trotz der widrigen Umstände das Außendeck der Gemütlichkeit des an Bord befindlichen Restaurants vorzogen. Natürlich hatte auch ich mich zu der Handvoll Wagemutiger gesellt, die sich bis auf das Vorschiff vorgekämpft hatten und dort den Wutausbrüchen Poseidons standhaft trotzten. Ein wenig fühlte ich mich wie Captain Ahab auf seinem Schiff, das auf der Jagd nach Moby Dick mit den Unbilden der Hochsee zu kämpfen hatte. Zu meinem Glück befand ich mich allerdings nicht wochen- oder gar monatelang auf See sondern nur die kurzweiligen dreieinhalb Stunden, die die Fähre für die Überfahrt benötigte. Außerdem wurde die See schlagartig deutlich ruhiger als wir in die fjordartigen Marlborough Sounds einfuhren, von denen Picton umgeben ist. Sie sind zwar in ihren Dimensionen nicht ganz mit denen in Norwegen vergleichbar aber dennoch war ich auf Anhieb von den mit einer Vielzahl für mich exotischer Pflanzen bewachsenen Hügeln und Küstenstreifen angetan. Der Wind ließ mit zunehmender Annäherung an den Endpunkt unserer Überfahrt mehr und mehr nach und die Sonne tauchte das angenehm ruhige Wasser in ein wunderschönes Tintenblau. Meine Vorfreude stieg mit jeder Seemeile, mit der wir Picton näher kamen und mein Dauergrinsen mag bei manchem meiner Mitreisenden für Verwunderung gesorgt haben.

Picton liegt an einer kleinen Bucht, die der würdige Rahmen für diese kleine aber feine Stadt ist, die zum Ausgangspunkt meiner Exkursion über die Südinsel werden sollte. Ich hatte mich entschieden, die erste Nacht hier zu verbringen, um nicht gleich mit dem Bus weiter nach Kaikoura hetzen zu müssen. Da es in der Stadt eine relativ große Zahl an Backpacker Hostels gab, hatte ich es nicht für notwendig erachtet, bereits in Wellington eine Reservierung vorzunehmen. In den Hauptreisemonaten des neuseeländischen Sommers wäre dieses Vorgehen wenig ratsam gewesen, da es dann durchaus zu Engpässen in den beliebtesten Hostels kommen kann. Aber da wir uns im April im neuseeländischen Herbst befanden, sah ich keinerlei Schwierigkeiten auf mich zukommen. Außerdem ist Picton doch recht überschaubar, so dass man sich zu Fuß relativ schnell einen guten Überblick verschaffen konnte. Ich entschied mich schließlich für ein Hostel namens „The Villa Backpackers Lodge", da es mir das beste Preisleistungsverhältnis zu bieten schien. Nachdem mein BWL-Studium kurz vor seinem glorreichen Ende stand, wollte ich nicht ein Bett im erstbesten Hostel nehmen sondern den Markt zuerst genau sondieren. Da die Villa aber genau das Hostel war, das ich mir als erstes angeschaut hatte, hätte ich mir die Mühe eigentlich sparen können. Ich nahm es mit Humor und freute mich nach dem Einchecken auf eine leckere Portion fish and chips beim Sonnenuntergang am gemütlichen Hafen.

The Big OE- Begegnungen in NeuseelandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt