Lindas Geschichte

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Ich wachte auf früh am Morgen mit Vogelgezwitscher auf. Schnell machte ich mich fertig und flocht mir meinen gewöhnlichen Zopf. Als ich in Richtung Akademie ging, hörte ich schnelle Schritte hinter mir und wusste sofort, wer es war. Ich kannte nur eine Person, die solche Schritte machte. Ein normales Stapfen und das Quietschen von Eisen. Bevor er mich erreichen konnte, drehte ich mich um und verschränkte meine Arme vor der Brust. War jetzt alles so wie vorher? Wegen diesem neuen Mädchen war ich komplett durcheinander. Was, wenn es genau so wird, wie mit Heidrun? Da hatte er mich auch ignoriert und am Ende hatte ich Recht. Naja, so halb. Hicks sah mich leicht enttäuscht an. ,,Du hast ein viel zu gutes Gehör!", maulte er.

,,Nein, sogar ein Tauber könnte deine Prothese hören." Bei Hicks Gesichtsausdruck musste ich sofort lachen. Hicks lächelte, es war also alles wieder in Ordnung. Erleichtert griff ich nach seinem Hemd und küsste ihn. Er grinste und schob mich in die Akademie, aber nicht ohne Protest. So ließ ich mich schließlich nicht behandeln und eigentlich müsste er das wissen, auch wenn ich bei ihm meist eine Ausnahme machte. Ich boxte ihn und befreite mich aus seinem Griff. ,,Du klammerst wie ein Affe." Beleidigt verschränkte er seine Arme, doch an seinem Gesichtsausdruck merkte ich, dass ihm ein Gegenspruch auf der Zunge lag. Warnend hob ich eine Augenbraune, doch bevor er was erwidern konnte, warf ein schwarzes Etwas Hicks um. Lachend schaute ich einen perplexen Hicks an, der von seinem Nachtschatten abgeschleckt wurde. Hicks schob Ohnezahn von sich runter und gemeinsam erreichten wir nach langer Zeit die Akademie, in der schon die anderen wartetet.

Hinter uns eilte Valka in die Akademie. Sie schaute sich suchend um, bis sie Linda entdeckte und ihr lächelnd in die Arme fiel. ,,Ich hätte nie gedacht, dass ich dich jemals wieder sehen würde!" Alle starrten die beiden verwundert an, bis sie sich nach einigen Augenblicke voneinander lösten.

,,Also...Und nun kommen wir zur Geschichte." Hicks unterbrach die Stille und wippte ungeduldig hin und her. ,,Nicht jeder von euch hat den ganzen Tag frei."

Valka schaute Hicks verschmitzt an. ,,Wie wäre es, wenn ich dir, während wir unterwegs sind, die Geschichte erzähle und Linda sie jetzt den anderen?" Sie wandte sich an Linda. ,,Und den letzten Teil musst du mir auch noch erzählen." Hicks stimmte dem Vorschlag zu, lächelte mich ein letztes Mal an und verließ mit seiner Mutter die Akademie. Ich wandte mich Linda zu, die sich unwohl umschaute, da die gesamte Aufmerksamkeit nun auf ihr lag.

,,Also, ich wohnte auf einer Insel, ungefähr sieben Tagesreisen entfernt..."

~Flashback~

,,Mir reicht's! Ich möchte hier nicht länger bleiben!" Meine Mutter schaut mich erschrocken an. ,,Ich hasse es, dass alle Drachen töten müssen!" Ich renne aus dem Haus und laufe zum Bootsanleger. Dort schnappe ich mir das Boot meines Vaters und segel in der Dunkelheit davon. Der Wind fährt durch mein Haar und spritzt mir Wasser ins Gesicht. Die Nacht ist klar und die Sterne trösten mich mit ihrem hellen Funklen. Am nächsten Morgen erreiche ich eine Insel, die unbewohnt scheint. Aber der Schein trügt. Ich beobachte einige wilde Menschen, die Drachen opfern. Angeekelt verlasse ich sofort diese Insel und fahre weiter. Nach vier Tagen endlosen Suchens einer neuen Heimat gerate ich in einen Sturm, der so heftig ist, dass ich Angst habe, zu ertrinken. Ich weiß, dass die Reise nicht einfach sein würde, aber das sie so schwer wird, hätte ich nicht gedacht. Das Boot läuft mit Wasser voll und ich bete zu Thor, dass ich nicht sinke. Doch trotzdem zerschellt das Boot, das einzige, an dem ich mich festhalten kann, ist ein loses Stück zerschelltes Boot. Halb bewusstlos spüre ich wie mich etwas hochhebt und in den Arm schließt. Als ich aufwache, finde ich mich in einer gigantischen Höhle wieder. Eine Frau, die sich als Valka vorstellt, erzählt mir, dass sie mich mit ihren Drachen gerettet hat. Ich löchere sie sofort neugierig mit vielen Fragen über Drachen, besonders über den Taifumerang. Sie zeigt mir am nächsten Tag das Nest der Drachen und erklärt, dass sie normalerweise auf Berk lebt und nur ab und zu hier vorbeischaut. Ich hatte also echt Glück gehabt. Drei Tage später stehle ich mich in der Nacht davon, um meinen Drachen zu finden, zu zähmen und zu trainieren. Auf der Taifumeranginsel, oder auch Aalinsel wie Valka sie nennt, die sie mir ausführlich beschrieben hatte, finde ich einen verletzten Taifumerang, pflege ihn gesund und trainiere ihn. Seit dem sind wir ein unschlagbares Team.

~Flashback Ende~

,,..und so hatten wir an der Küste von Berk bei einem Rundflug einen kleinen Unfall und mussten notlanden ."

Stille herrschte in der Akademie. Alle Augen lagen auf Linda, die nervös an ihren Haaren herumfummelte. Schließlich brach Fischbein das Schweigen. ,,Wie lange bist du schon hier?"

,,Zwei Tage", kam die Antwort selbstbewusst.

,,Schon peinlich, dass wir sie nicht gesehen haben", murmelte Fischbein nachdenklich.

,,Rotzbacke hat mich ja auch gut versteckt."

Mein Kopf fuhr hoch und ich musterte Rotzbacke argwöhnisch. ,,Und du meinst, du darfst das einfach so?!", zischte ich wütend.

Rotzbacke zuckte nur mit den Schultern. ,,Hab schon mit Hicks drüber gesprochen."

Taffnuss drängelte sich vor. ,,Bist du sicher, dass das Rotzbacke war?", fragte er Linda.

,,Ja", sagte sie lächelnd.

Jetzt meldete sich auch Raffnuss. ,,Frauen haben für gewöhnlich eine Rotzbacke-Allergie." Linda sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. Raffnuss erklärte sofort. ,,Bei Astrid und mir löst er Würgreize aus. Bei Heidrun hat er auch nicht wirklich gut gewirkt. Kein Wunder, dass sie nie lange geblieben ist." Nachdenklich schauten sich die Zwillinge an und zogen die Augenbraunen wissend hoch.

,,Ähm, ja, aber nicht bei mir. Ich mag Rotzbacke wirklich."

Alle starrten sie erstaunt an und mir blieb die Luft weg. Rotzbacke blickte selbstzufrieden durch die Akademie und lächelte breit. Wie gern ich dieses Lächeln aus seinem Gesicht schlagen würde, aber das würde er dann so interpretieren, dass ich eifersüchtig wäre. Bei dem Gedanken schüttelte ich mich angewidert und zog kurz die Aufmerksamkeit auf mich. Raff schien meine Gedanken erraten zu haben und grinste. Unmerklich schüttelte ich meinen Kopf und sah sie warnend an. Fragend schaute ich alle an. ,,Sonst noch Fragen, bevor wir mit dem Training anfangen?"

I won't let you goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt