Meine Gedanken schweiften ab, ich war einfach nur erleichtert, dass Drago und der Große Überwilde besiegt waren. Obwohl es mich interessierte, ob der Drache tot war. Mein Blick fiel auf den fremden Nachtschatten und ich bewegte mich langsam auf ihn zu. Er lebte noch. Sanft bewegten sich seine Flanken und seine Augen zuckten. Vorsichtig streckte ich eine Hand aus, um den mächtigen Drachen zu berühren. Plötzlich schlug der Drache seine Augen auf.
Erschrocken sprang ich zurück. ,Fischbein!" Der Nachtschatten rappelte sich auf, sah sich kurz um, bevor er mich mit schmalen Pupillen ansah. Ohnezahn sprang in mein Blickfeld und knurrte kurz den Drachen an. Der größere Nachtschatten duckte sich und sah Ohnezahn mit seinen stechend gelben Augen an, knurrte kurz, ehe er sich abwand und seine Flügel ausbreitete. Ohnezahn stürzte sich auf den Nachtschatten und hielt ihn davon ab, wegzufliegen. Erstaunt sah ich zu Fischbein, der neben mir zu Halt kam und Ohnezahn genauso verwirrt wie ich musterte. ,,Warum lässt Ohnezahn ihn nicht einfach wegfliegen?", fragte Fischbein.
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich kann mir Ohnezahns Verhalten auch nicht erklären, ich hoffe nur, dass er das Richtige tut."
,,Wollen wir über das Wesentliche spreche?" Fischbein sah mich erwartungsvoll und aufgeregt an.
,,Du meinst, dass der Nachtschatten ein Titanflügler ist?"
Er nickte. ,,Genau das! Und die beiden scheint irgendwas zu verbinden oder?"
Ohnezahn und der andere Nachtschatten umrundeten sich, gurrten, sprangen herum und stupsten sich an. ,,Er war erst freundlich, mir gegenüber natürlich nicht, aber sobald Drago in der Nähe war, hat er uns angegriffen. Ohnezahn scheint ihn auf jeden Fall zu kennen."
,,Hm, ob sie verwandt sind?"
,,Hab ich auch schon überlegt, aber irgendwie glaube ich das nicht. Sie scheinen eher befreundet zu sein."
Der Nachtschatten blieb plötzlich stehen, stellte seine Ohren auf und sprang weg. Ohnezahn folgte ihm sofort, ohne zu zögern. ,,Ohnezahn!" Ich lief ihnen hinterher. Fischbein sprang auf Fleischklops und folgte mir so. ,,Hicks, was haben sie vor?" Ich keuchte, strauchelte und fand mich in den Klauen von Fleischklops wieder. ,,Ich hab keine Ahnung, aber Ohnezahn scheint ihm zu vertrauen und wenn er ohne zu zögern hinter ihm herspringt, muss es etwas Wichtiges sein." Nachdenklich zog ich meine Augenbraunen zusammen. ,,Vielleicht geht es um ein Geheimnis, dass nur Nachtschatten betrifft."
Und plötzlich schoss vor uns der Nachtschatten aus den Bäumen, knurrte und feuerte einen Plasmablitz ab. Kreischend weichte Fischbein mit Fleischklops aus. Ein Knurren erklang von unten, als Ohnezahn den Nachtschatten zurückrief. Verwundert fauchte er zurück und landete neben ihm. Ich wand mich aus Fleischklops Griff und ging zu Ohnezahn. ,,Was ist denn los, Kumpel?" Ohnezahn wand sich um mich herum und bewegte seinen Kopf in Richtung des Sattels. ,,Wo willst du denn hin?" Der Nachtschatten gurrte, sein Blick ging Richtung Horizont. ,,Was ist denn dort?" Angestrengt kniff ich meine Augen zusammen, um dort hinten was zu entdecken. Außer Wasser konnte ich aber nichts erkennen.
Neben uns landeten plötzlich Astrid, die Zwillinge, Rotzbacke und Linda. Groß reden konnten wir nicht, da sich der Titan-Nachtschatten plötzlich in die Lüfte schwang, Ohnezahn, der es mittlerweile geschafft hat, mich in seinen Sattel zu befördern, flog sofort hinterher, sodass den anderen nichts weiter übrig blieb, als hinterher zu fliegen.
,,Wohin fliegen wir?", fragte Astrid sofort. ,,Und warum fliegt der Nachtschatten voraus?"
,,Ich hab selber keine Ahnung. Da sieht man nur, wie unerforscht Nachtschatten tatsächlich sind. Sie scheinen, etwas zu spüren oder zu wissen,."
,,Öde", murmelte Rotzbacke.
Während die Zwillinge wieder mal nur Unsinn machten und redeten, beobachtete ich fasziniert die eleganten Bewegungen der Nachtschatten, die in völliger Harmonie nebeneinander herflogen. Auch wenn der Nachtschatten mir hin und wieder misstrauische Blick zuwarf, schien er mich dennoch zu akzeptieren.
Stunden später waren alle erschöpft, außer die Nachtschatten. Die flogen unbeirrt weiter und bewegten ihre Flügeln mit solcher Kraft, dass die anderen weit hinten lagen. ,,Hicks warte!" Die Rufe der anderen drangen von weit hinten zu mir. Ich drehte mich um und sah, dass die anderen immer weiter zurück fielen. Das Problem war, ich konnte nichts dagegen unternehmen. Entschlossen erhob ich meine Stimme. ,,Fliegt zurück nach Berk und kümmert euch um das Dorf! Ich muss bei Ohnezahn bleiben!" Die anderen zögerten, wanden aber schließlich ihre Drachen und flogen zurück. Erleichtert wandte ich mich wieder nach vorne. Auf dem Weg zu dem Ziel der Nachtschatten kamen wir an den verschiedensten Inseln und Drachen vorbei, die ich gerne erforschen würde, aber leider unbeachtet überflogen wurden. Die Drachen tauchten in einen Nebel hinein und ich konnte kaum noch was erkennen. Aber dank des Echolots der Nachtschatten fanden die beiden einen Weg durch die dichte Nebelwand. Und dann wurde es ruhig. Eine mysteriöse Aura umgab uns, mit großen Augen versuchte ich was zu erkennen. Igrgendetwas Geheimnisvolles lag in der Luft, erwartete uns. Und dann durchbrach ein Drachenschrei die ehrfürchtige Stille. Ohnezahn und der andere Nachtschatten knurrten automatisch, nahmen Kurs auf etwas, was ich nicht erkennen konnte. Schon bald feuerten sie Plasmablitze ab. Mehrere Drachen wurden aufgescheucht und vertrieben, bis keine andere Drachenseele in der Nähe war. Langsam bekam ich Angst und meine Nackenhaare stellten sich auf, als vor uns eine Felsenspitze auftauchte. Die Nachtschatten wurden langsamer, schwebten über der Felsenspitze, bis sie sich in die Augen schauten und in den Sturzflug übergingen. Erschrocken entwich mir ein unmännlicher Schrei. Plötzlich tauchte vor uns die Wasseroberfläche auf und konnte noch im letzten Moment Luft schnappen. Die Drachen schwammen durch das kalte Wasser auf ein unscheinbares Loch in einem Felsen zu. Sie tauchten auf und wir befanden uns in einer wunderbar funkelnden Höhle. Grünes Licht tauchte die Höhle in einen mysteriösen Ort, durch die Bewegung des Wassers tanzten grüne, blaue und violette Lichtflecken über die Steinwände. Ich stieg ab und folgte den Nachtschatten in den vor uns auftauchenden Tunnel. Meine Hand blieb auf Ohnezahns Rücken, da ich in der Dunkelheit nicht viel erkennen konnte.
Mir kam der Weg unendlich lang vor, vor allem weil es immer weiter in die Höhe ging, ich öfters mit meinem Eisenstumpf abrutschte, aber dann tauchte vor mir ein Licht auf. Erleichtert und mit zusammengekniffenen Augen trat ich ins Licht und sah mich staunend um. Hoch oben fiel durch kleine Löcher in der Decke Licht in die Höhle, in der wir uns befanden. Ich blieb mit offenem Mund stehen, während der Titan-Nachtschatten auf ein strohartiges Gebilde zu ging. Ohnezahn folgte ihm mit zuckenden Ohren. Langsam ging ich hinter her. Der Titan-Nachtschatten fixierte mich mit seinen gelben Augen, knurrte, aber Ohnezahn stupste ihn sanft an und gurrte. Der Nachtschatten verharrte noch etwas in der Position und neigte dann seinen Kopf. Ohnezahn war währenddessen hinter mich gegegangen und schob mich sanft auf das Stroh zu. Ich blieb am Rand stehen, erkannte jetzt, dass es ein Nest war, und sah tief im Stroh versteckt schwarze Schuppen. Ohnezahn sprang vorsichtig ins Nest, schnüffelte und schob die Schuppen dann aus dem Stroh. Der Titan-Nachtschatten hatte sich neben mir niedergelassen und sah mich auffordernd an. Unsicher kroch ich auf dieses schuppenartige Etwas zu. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus, berührte das warme Etwas und holte es dann hervor. Erstaunt und mit großen Augen sah ich erst Ohnezahn und dann den Titanflügler an. Es war ein Drachenei, nicht nur irgendeins, er war ein Nachtschattenei.
,,Von diesem Ei hängt die Zukunft der Nachtschatten ab, oder?" Ohnezahn nickte. ,,Wenn es ein Weibchen ist, gibt es Hoffnung für euch, wenn es ein Männchen ist..." Ich ließ den Satz unbeendet. ,,Ist es dein Junges?", fragte ich an den Titanflügler gewand. Dieser nickte, sprang neben mir ins Nest. Beide Nachtschatten schlangen sich um mich und das Ei, hoben ihre Flügel und schützen somit mich und das Ei. Mir wurde warm und ich schloss schläfrig meine Augen.
Ohnezahn und der Titanflügler hatten mir die letzte Hoffnung und ihr größtes Geheimnis gezeigt. Von diesem kleinen ungeboren Drachen hing so viel ab - ich war damals auch klein und hatte die Welt verändert. Ich spürte eine tiefe Verbundenheit zu diesem Drachen und schwor mir, immer auf ihn aufzupassen, bis er es selber konnte.
Und hiermit ist diese Story zu Ende. Danke an jeden, der das hier gelesen hat, was vor langer Zeit mal entstanden ist. Ich hab es endlich geschafft, diese Story abzuschließen, obwohl ich es vermissen werde, zu schreiben. Wer weiß, vielleicht fange ich bald eine neue Fanfiction an.
Danke für jeden Leser :)
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I won't let you go
FanficRotzbacke ist Hals über Kopf in ein fremdes Mädchen verliebt, dass in Berk auftaucht, doch plötzlich wird sie entführt. Die Drachenreiter begeben sich auf den Weg, sie zu retten. Unterwegs stoßen sie auf viele Gefahren, trotzdem erreichen sie die In...