Die Befreiung

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Nachdem wir auf der Insel gelandet waren, entdeckte ich ganz viele wilde Drachen. Fasziniert sah ich die verschiedensten Arten, aber besonders freundlich sahen sie auch nicht aus. ,,Was machen die denn hier?", fragte ich leicht ängstlich.

,,Auf dem Weg hierher sind wir denen begegnet und Ohnezahn hat sie zusammengetrommelt, um uns zu helfen. Ich weiß noch nicht mal bei was." Astrid zuckte mit den Schultern, sah mich aus dunklen Augen an und wandte sich dann wieder Sturmpfeil zu.

,,Hey Astrid, ihm passiert schon nichts, Ohnezahn hat ihn bestimmt gerettet." Astrid drehte sich mit einem kleinen, sehr schwachen Lächeln um und wollte antworten, als plötzlich Raffnuss völlig außer Puste auftauchte und sich mit ihren Händen auf ihren Knien abstützte. ,,Ich denke nicht, dass Hicks bei Ohnezahn ist."

,,Warum?" Astrid wandte sich den beiden zu und ließ ihre Axt zu Boden gleiten. Ihr Blick war sorgenvoll und bestimmt befürchtete sie das Schlimmste.

,,Ohnezahn ist auf dem Weg zu dieser Insel, auf einem Schiff", erklärte Raff. Astrid schnappte nach ihrer Axt. ,,Sie wollen Ohnezahn hier verstecken!"

Ich mischte mich ein, holte einen Stock und begann in den Staub zu zeichnen. ,,So, das ist diese Insel, das die Insel der Berserker. Sie wollen Ohnezahn hierher bringen." Mit dem Stock tippte ich auf die kleinere Insel. ,,Dabei wissen sie nicht, dass wir hier sind."

,,Wir müssen sie überraschen." Linda stellte sich zu uns und deute auf die Küste dieser Insel. ,,Dort fangen wir sie ab und befreien Ohnezahn."

,,Gute Idee, Linda. Lass uns losfliegen!" Astrid nickte Linda zu, schwang sich auf Sturmpfeil und schon sausten die beiden weg. Ich kletterte auf Würg, zwar etwas unsicher, aber Fleischklops war ja nicht hier,  und warf einen Blick auf Linda, die ziemlich erstaunt aussah. Rotzbacke lachte. ,,Astrid hat irgendwas genommen. Wunder dich nicht." Schmunzelnd sprang sie auf Wirbelwind und gemeinsam folgten wir Astrid. Hoffentlich ging es Hicks gut. Ohne Ohnezahn und uns konnten ihm so viele Sachen passieren. Sorgenvoll dachte ich nach. Dagur war unberechenbar. Aber die eigentlich Frage ist, wieso wollte er Ohnezahn hier verstecken, wenn er ihn doch auch bei sich gefangen halten konnte? Oder was ist mit Hicks passiert? Hoffentlich tat ihm Dagur nichts, Linda und ich konnten uns ja geradeso befreien, aber Hicks ist alleine, ohne Ohnezahn und er hat nur sein Inferno. Egal, wie lange ich mir den Kopf zerbrach, ich verstand diesen Plan von Dagur einfach nicht. Jahrelang war uns bewusst, dass er Hicks und Ohnezahn haben wollte, er hat ihn hierher gelockt, um ihn zu fangen. Und jetzt? 

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als wir die Küste erreichten und wir ein kleines Schiff ausmachten. Es steuerte gerade die Insel an. ,,Also der Plan ist wie folgt..." Alle waren einverstanden und schon sauste Sturmpfeil los. Alle Bogenschützen konzentrierte sich nur auf Astrid, sodass sie Rotzbacke und Linda nicht bemerkten, die von beiden Seiten auf die Bogenschützen schossen. Ihre Drachen flogen sofort wieder außer Reichweite der Katapulte, die Stur mpfeil aber gezielt zerstörte. Nun kamen Raffnuss und ich an, Kotz verteilte Gas rund um das Schiff und Würg entzündete es. Weißer Nebel stieg vom Wasser auf und man konnte kaum was erkennen. Sturmpfeil schoss an mir vorbei, landete auf dem Schiff und ich hörte Astrids Stimme. ,,Wir übernehmen jetzt das Schiff!" Auch Hakenzahn und Kotz & Würg landeten auf dem Schiff, während Wirbelwind in der Luft blieb.

,,Haha, das glaubt doch auch nur ihr", lachte ein Berserker. Plötzlich hörte ich ein Platschen und dann brach ein kleiner Kampf auf dem Schiff aus. Der Nebel begann sich zu lichten und so konnte ich beobachten, wie Linda von Wirbelwind sprang und half, die Berserker in Schach zu halten. Die Drachen brüllten und bald schon hatten wir wieder alles im Griff, doch das Schiff schwankte so sehr, dass es drohte umzukippen. ,,Passt auf! Schnell runter vom Schiff!", rief ich und die anderen schwangen sich schnell auf ihre Drachen und hoben ab. Linda jedoch rannte zu einem Käfig und versuchte die Tür zu öffnen. In dem Käfig saß Ohnezahn, der beunruhigt grummelte und sich gegen das Gitter drückte. Er schmiss sich mit solcher Kraft gegen die Gittertür, dass der Käfig umkippte und das Schiff noch mehr schaukelte. Hakenzahn wollte gerade den Käfig packen, als das Schiff umkippte und Linda und Ohnezahn im Ozean verschwanden. Wirbelwind tauchte ins Wasser und kurze Zeit später tauchte sie mit Linda auf dem Rücken wieder auf, während Hakenzahn ebenfalls im Wasser verschwand. Er brauchte länger bis er wieder auftauchte. In seinen Klauen hielt er den Käfig mit Ohnezahn und Astrid eilte ihm zu Hilfe. Sturmpfeil griff nach dem Käfig und gemeinsam brachten wir Ohnezahn zu unserem Lager.  Dort schnappte sich Astrid ihre Axt und brach den Käfig auf. Ohnezahn stürzte heraus, warf Astrid um und schleckte sie einmal ab. Lachend befreite sie sich aus seinem Griff und sah uns alle an. ,,Gute Leistung." Ohnezahn schien unruhig geworden zu sein und schaute sich suchend um. Wahrscheinlich suchte er Hicks, der aber leider nicht hier ist. ,,Wir müssen uns einen Plan ausdenken, wie wir Hicks befreien", sprach ich meine Gedanken laut aus. Ohnezahn fuhr zu mir herum und sah Astrid aus großen Augen an. ,,Ja, du hast Recht." Sie tätschelte Ohnezahn und sah ihn nachdenklich an. Dieser jedoch schob seinen Kopf unter sie und beförderte sie auf seinen Rücken. ,,Ich denke nicht, dass das eine..." Astrid öffnete seine Schwanzflosse und schon hoben sie ab. ,,...gute Idee ist." Hilflos drehte ich mich zu den anderen um. Rotzbacke zuckte mit den Schultern. ,,Ich sag nur, wie bei Wirbelwind und mir. Da kannst du noch so vernünftig reden, das bringt nichts." Raffnuss fügte noch hinzu, dass man Astrid von nichts abbringen kann, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Sie hatte Recht. Astrid war zu stur. Hoffentlich passierte ihr nichts, denn wenn ja, hätten wir alle unsere Anführer, die meist einen kühlen Kopf bewarten, verloren.

,,Was jetzt?" Linda hatte die Frage, die alle plagte, laut ausgesprochen. Niemand wusste eine Antwort darauf, bis Raffnuss auf den Himmel zeigte und laut "Taff" rief. Ob er uns helfen konnte, bezweifelte ich, aber nachdem er gelandet ist, sich die ganze Geschichte angehört hatte, äußerte er die wahrscheinlich erste Idee, die ihm durch den Kopf schoss.

,,Wie sagte Thor doch einst mit seinen weisen Worten? Rache ist süß." Er zuckte mit den Schultern. ,,Zerstören wir die Insel."

I won't let you goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt