Mein Blick fuhr zu Hicks. Niedergeschlagen saß er da an Ohnezahn gelehnt und still rann ihm eine Träne nach der anderen die Wange hinunter. Das letzte Mal hatte ich ihn so niedergeschlagen vor einem halben Jahr gesehen, als Haudrauf gestorben war. Wie wäre es mir ergangen, wenn meine Mutter nie für mich da gewesen wäre, mein Vater gestorben wäre und Sturmpfeil jetzt vergiftet dort auf dem Boden gelegen hätte. Ich konnte mir nur denken, wie sich Hicks fühlen musste. So viel hatte er schon durchgemacht, aber trotzdem war er ein gutes Oberhaupt, schon seit er 15 war. Und wir hatten ihn von Anfang an als unserern Anführer akzeptiert. Naja, die einen mehr und die anderen weniger. Wir hatten von ihm gelernt, dass der Verstand meist stärker war als Muskeln. Wir alle hatten ihm viel zu verdanken und jetzt mussten wir ihm helfen, Ohnezahn wieder auf die Beine zu bekommen. Ohne Ohnezahn würde er keinen Sinn mehr in seinem Leben sehen, das wusste ich, obwohl ich auch eine große Rolle in seinem Leben spielte. Aber ich hatte es schon oft bemerkt, wie tief seine Beziehung zu seinem schwarzen Nachtschatten war, er war immerhin sein erster richtiger Freund, der immer zu ihm gehalten hat. Er hatte ihn unzählige Male schon gerettet und ihr Band war ein wirklich starkes. Die Beziehung, diese Harmonie zwischen den beiden war etwas Besonderes und sie sollte nicht heute hier und jetzt enden. Und dafür würde ich sorgen, wir alle.
Ich setzte mich neben Hicks, nahm ihn in den Arm und strich behutsam über seinen Kopf. Er lehnte sich an mich und schluchzte leise auf. ,,Astrid, was wenn er jetzt geht? Ich weiß nicht, was ich ohne ihn machen soll."
,,Shhh, wir werden ihn retten, Hicks, wir haben so viel hinbekommen, gemeinsam, und jetzt werden wir alle mit all unseren Kräften helfen, Ohnezahn zu heilen." Ich strich über Ohnezahns Schuppen. Sie waren kalt und rau. Ich stand auf und überlegte. Hicks sah zu mir hoch, sah meine Entschlossenheit, lächelte schwach und stand ebenfalls auf. Fischbein gesellte sich zu uns. ,,Er sieht schwach aus. Mir kommt das bekannt vor. Wisst ihr noch als unsere Drachen so schwach waren wegen dem blauen Oleander?"
Fischbein sah mich nachdenklich an. ,,Das stimmt. Sie langen nur den ganzen Tag und waren schwach. Aber bisher habe ich keine Anzeichen für Schnupfen entdeckt. Der gehört ja schließlich auch dazu oder nicht?"
Hicks legte nachdenklich seine Hand unter sein Kinn. ,,Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich glaube, dass es eine Mischung von verschiedenen Giften sein muss. An blauen Oleander musste ich auch schon denken, aber mich erinnert das auch an hochkonzentrierte Drachenwurz."
Krampfhaft dachte ich nach. Blauer Oleander, dafür hätten wir das Gift eines Glutkessels gebraucht. Bei Drachenwurz hätten wir einfach warten müssen, bis das Gift sich aufgelöst hätte. Aber wo bekamen wir einen Glutkessel auf die Schnelle her? Die anderen schienen sich auch damit zu beschäftigen und allmählich schwand auch meine Hoffnung.
Hinter uns erklang ein Lachen. Wir drehten uns zu Tyra um. Wirbelwind hatte ihre Flügel angelegt und ließ das Mädchen nicht aus den Augen. ,,Ihr liegt gar nicht so schlecht, aber die Hauptzutat fehlt."
Ich konnte Hicks Wut sehen und hoffte, er würde jetzt nicht sein Gesicht verlieren. Wir durften ihr nicht vertrauen, sie versuchte uns nur auszuhalten. Aber Hicks schien anderer Meinung zu sein, denn er ging auf sie zu und fragte ruhig. ,,Was für eine Zutat?"
Tyra lachte wieder. ,,Denkst du, ich sag dir das einfach so? Als ob ich dir verrate, welche Stoffe in violettem Grimora stecken." Sie riss erschrocken ihre Augen auf und verriet sich damit selber.
Hicks warf ihr einen vernichtenden Blick zu. ,,Raff, Taff, holt Salzwasser, Rotzbacke und Linda, ihr sucht violetten Oleander, Fischbein, du bleibst bei Ohnezahn." Er wandte sich an mich. ,,Wir suchen den Rumpelhorn."
Ich wusste nicht, was er vorhatte, aber ich konnte mir denken, dass es etwas mit Dagur zu tun hatte, da der gerade mit dem Rumpelhorn unterwegs war. Schnell stieg ich Sturmpfeils Rücken, auf dem Hicks schon saß, und gab ihr das Startzeichen. Sie hob ab, nachdem sie Ohenzahn noch einen besorgten Blick zuwarf. Hicks navigierte uns zielsicher über die Insel. Ich wusste nicht, ob ich wissen wollte, woher er die Insel so gut kannte. Ich konnte es mir sowieso schon denken, bei den vielen Erkundungsflügen, die er gemacht hatte. Wir landeten vor dem Drachenstall und siehe da, ein verrückter Berserker mit seinem neuen Freund, der Rumpelhorn, traten aus dem Stall. Dagur sah uns etwas perplex an, lächelte dann aber. ,,Hicks Bruder, wir haben alle Drachen befreit und Rumpi hat eine Freundin gefunden!" Wir sahen hinter die beiden und tatsächlich entdeckten wir ein Rumpelhornweibchen. Das erklärte vielleicht den Tatendrang des Rumpelhorns, er wollte nur seine Gefährtin zurückhaben. Jetzt wirkte er viel ruhiger und er schien Dagur wirklich zu mögen. Dagur sah uns plötzlich verwirrt an. ,,Wo ist Ohnezahn?"
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I won't let you go
FanficRotzbacke ist Hals über Kopf in ein fremdes Mädchen verliebt, dass in Berk auftaucht, doch plötzlich wird sie entführt. Die Drachenreiter begeben sich auf den Weg, sie zu retten. Unterwegs stoßen sie auf viele Gefahren, trotzdem erreichen sie die In...