Rettung - oder auch nicht

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,,Du, Astrid?"

Genervt drehte ich mich um. ,,Zum letzten Mal, wir erkunden nicht die Insel!'" Rotzbacke und Raffnuss nervten mich jetzt schon seit gefühlten vier Stunden. Vielleicht war die Zeit aber wirklich schon so schnell fortgeschritten, seit Hicks und Taffnuss sich auf den Weg zur Insel gemacht haben.

,,Wir möchten aber nicht warten, bis Hicks und Taffnuss zurückkommen! Wir müssen jetzt auch handeln!" Rotzbacke stampfte wie ein kleines Kind mit dem Fuß auf den Boden. Innerlich verdrehte ich meine Augen.

,,Es bleibt beim Nein!" Ich drehte mich wieder Sturmpfeil zu und strich ihr über den Hals.
,,Und was, wenn den beiden was passiert ist? Wir müssen Linda retten..." Ich warf ihm einen tödlichen Blick zu. ,,...und ehm...Fischbein." Raffnuss setze sich auf einen Stein neben uns und schielte zu mir rüber. ,,Astrid, uns ist langweilig, können wir nicht einfach bisschen rumfliegen? Du weißt doch, dass wir aus jeder Schwierigkeit bis jetzt rausgekommen sind."

,,Bis jetzt", erwiderte ich trocken. ,,Und meistens auch nur mit Hilfe von Hicks und Ohnezahn."

Rotzbacke stöhnte genervt auf und legte seinen Kopf in den Nacken, verdrehte die Augen und schaute mich dann ernst an. ,,Wir fliegen da rein, suchen Hicks und Taffnuss, befreien Linda, Fischbein und Fleischklops und sind schon wieder weg! Ganz einfach!"

,,Ganz einfach, so so." Ich blickte ihm in die Augen und seufzte.

,,Und was ist, wenn etwas Hicks passiert ist?" Raffnuss stand auf und sah mich an. ,,Ich würde mich immer um meinen Bruder sorgen, das mach ich jetzt auch gerade, und du solltest gerade auch an eine bestimmte Person denken!"

Wie ertappt schaute ich den Stein an, auf dem Raff gerade noch saß, und hob dann wieder meinen Blick. ,,Na gut, aber bei der kleinsten Schwierigkeit, drehen wir um."

,,Klar doch Astrid, so wie immer." Grinsend wandte sich Rotzbacke zu Hakenzahn, der sich gerade mit einem anderen Riesenhaften Alptraum um einen Fisch stritt. ,,Meine Herren, das kann warten." Er klatschte in die Hände und beide Alpträume erstarrte, drehten sich zu ihm um und kurze Zeit später war Rotzbacke ,,etwas" verrußt. Raff stieß mich an. ,,Manche Dinge ändern sich auch nach Jahren nicht an." Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass sie damit nicht nur Rotzbacke und Hakenzahn meinte. Meine Wangen wurde leicht rot und ich sattelte Sturmpfeil, schwang mich auf ihren Rücken und lächelte die anderen an. Raff verdrehte die Augen, als ihr bewusst wurde, dass sie Taff für Kotz und Würg brauchte, aber dennoch stieg sie in den Sattel. Würg sah sie fragend an. ,,Folge einfach Kotz." Augenblicklich musste ich über ihre Worte lachen und erntet einen schrägen Blick.

,,Na dann los!" Die Drachen erhoben sich und steuerten die Berserker-Insel an. Diese lag in tiefster Dunkelheit, in schwärzester Nacht, in...in pechschwarzer Finsternis. Langsam überflogen wir die Insel, aber von Hicks, geschweige denn Taff, war nichts zu sehen. Allmählich begann ich mir richtig Sorgen zu machen. Raff hatte Recht, ich musste schon, seit Hicks wegflog, an ihn denken. Was war passiert? Ging es ihm gut?

,,Habt ihr ihn gesehen?"

,,Wen?" Rotzbacke klang verwirrt. Ich drehte mich mit einem ,,Ernsthaft"-Blick um, aber merkte, dass auch Raff verwirrt aussah. Aber aus diesem verwirrten Blick wurde ein breites Grinsen. ,,Ach der!", rief sie gespielt überrascht. ,,Ja, klar, gleich dort hinten." Dabei zeigte sie hinter sich und ich folgte mit meinen Augen ihrem Finger. Angestrengt versuchte ich etwas zu erkennen, aber ich sah ihn nicht. Wahrscheinlich meinte Raff das auch nur zum Spaß. Natürlich! Wie kurzsichtig kann ich denn sein?!

Rotzbacke schien jetzt auch begriffen zu haben, um was es geht und setzte eine finstere Miene auf. ,,Du darfst dich natürlich um eine Person besonders sorgen, aber ich darf das nicht! Hicks hier, Hicks da. Wenn ich sagen würde, Linda hier, Linda da, würdest du mich in einen Vulkan werfen!"

Mir dämmerte so langsam, was ich unbewusst gesagt habe, und ich wurde leicht rot. ,,Übertreib mal nicht Rotzbacke! Ich würde dir allerhöchstens in die Magengrube schlagen!"

Raff kicherte währenddessen ununterbrochen und fiel beinahe von Kotz, hätte Würg nicht aufgepasst. Augenverdrehend drehte ich mich um und flog in die Richtung, in die Raff gezeigt hatte. Vielleicht ist er ja wirklich da hinten. Bei dem Glück, das die Zwillinge manchmal haben. Tatsälich entdeckte ich einen schwarzen Drachen, der in der Nähe eines Berges auf der Stelle flog. Genau über dem Herz der Insel, wie bei uns in Berk. Reiter und Drache waren viel zu beschäftigt, auf den Boden zu starren, weshalb sie mich erst bemerkten, als ich neben ihnen war. Hicks lächelte mich an und Ohnezahn gurrte freudig. ,,Was gibt es denn für Probleme?" Hicks deutete wortlos nach unten. Ich folgte seinem Blick und stockte. Was ging da vor? Bei genauem Hinschauen entdeckte ich Fischbein und Linda, die von einem Dutzend Berserker umzingelt wurden. ,,Wir müssen ihnen helfen!"

,,Allerdings!" Rotzbacke stürzte an uns vorbei und Raff folgte ihm mit einem lauten Jubeln. Ich grinste Hicks an und folgte den beiden Irren. ,,Sturmpfeil, Stachelschuss!" Zufrieden hörte ich die Schreie der Berserker. ,,Astrid jetzt!" Rotzbacke flog vor Sturmpfeil, Hakenzahn entflammte sich und der Nadder feuerte wieder Stachel ab. Die brennenden Stacheln setzten ein paar Berserker in Flammen, die sich daraufhin auf den Boden schmissen. Linda und Fischbein befreiten sich und liefen los, Linda zu Rotzbacke und Fischbein zu mir. Ich hielt ihm meine Hand hin und zog ihn auf Sturmpfeil, die sofort hochschoss, als sie den Zipper entdeckte. Grünes Gas verteilte sich auf dem Schlachtfeld und Würg entzündete es. Wir flogen hoch, aber Hicks war verschwunden. Suchend schaute ich nach unten, aber er war nirgends zu sehen. ,,Astrid, wir müssen hier weg!"

,,Aber was ist mit Hicks?" Sorgenvoll schaute ich Fischbein an. ,,Wenn Dagur ihn findet, ist er tot!" Pfeile und Steine schossen uns entgegen und schweren Herzen kündigte ich den Rückzug an. Während des Fluges sprach ich kein Wort, vielmehr hangen meine Gedanken an Hicks. Die anderen schienen das zu merken und ließen mich in Ruhe. Auch als wir auf der Insel landeten, wurde ich in Ruhe gelassen. Ich war den anderen dafür sehr dankbar, aber das konnte ich ihnen nicht sagen. Ich denke, sie verstanden es auch so.

I won't let you goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt