"Also wieso genau wollten Sie mit mir sprechen Mister Monteiro?", sprach ich in einem hochnäsigen britischen Akzent um die Stimmung zu lockern, da wir seit bereits fünf Minuten im Park herumliefen aber noch keiner etwas gesagt hatte. Felipe sah mich daraufhin mit einem 'Dein Ernst?' Blick an, woraufhin ich ihm ein breites Grinsen schenkte was so viel wie 'Ich weiß das ich nicht lustig bin aber ich bin trotzdem cute' bedeuten sollte. Da er aber die Message hinter dem Grinsen nicht verstanden hatte seufzte ich auf.
"Okay gut, war ein schlechter Witz. Wir sind bereits über dieses Boss-Angestellten-Dings hinweg. Ich mein ich habe dich so betrunken gesehen, dass du dich nicht mehr richtig bewegen konntest", lachte ich auf.
Gott, diesen Tag würde ich niemals vergessen...
Diesmal warf er mir einen finsteren Blick zu, wobei seine Mundwinkel etwas hochzuckten.
"Stimmt wir sind darüber hinweg...deshalb kann ich dir auch sagen, dass du die Klappe halten und das nie wieder erwähnen sollst", antwortete er. Ich zog scharf die Luft ein. Hatte er gerade gesagt ich solle die Klappe halten?
"So kannst du doch nicht mit einer Frau reden", sprach ich gespielt empört.
"Das ist mir bewusst aber dich sollte es ja nicht stören", schoss er schmunzelnd zurück. Ich warf ihm mein speziellen 'Fucking Asshole' Blick zu ehe ich mein Lächeln nicht mehr verbergen konnte.
"Ha ha", konnte ich nur sagen, weil mir nichts Besseres einfiel. Ich weiß, ich war ein Loser, wenn es um so etwas ging.
Wir liefen noch eine Weile bis ich von meinem Augenwinkel aus etwas sah.
Ein altes Fahrrad lag auf dem Gras. Es war einfach achtlos hingeworfen worden. Aufgeregt lief ich dorthin und richtete es auf.
"Was machst du?", fragte Felipe und sah dabei mit zusammengezogenen Augenbrauen auf das bereits rostige Rad.
"Gleich damit fahren", antwortete ich als wäre es offensichtlich.
"Das gehört bestimmt jemandem", belehrte er mich.
Ich blickte mich im Park um, welcher gähnend leer war.
"Also ich sehe hier niemanden und wenn es jemand noch haben wollte, dann würde es nicht einfach so auf dem Boden liegen, sondern irgendwo angekettet sein", argumentierte ich.
"Außerdem will ich es ja nicht mitnehmen, sondern einfach nur kurz fahren", fügte ich hinzu und setzte mich auf.
"Du bist wahnsinnig", komplimentierte er mich. Also ich nahm es zumindest als Kompliment.
"Natürlich. Ich bin eine Frau", antwortete ich lächelnd und fuhr auf ihn zu. Er stand nur mit verschränkten Armen da und beobachtete mich.
"Du sagst also das alle Frauen wahnsinnig sind?", hakte er mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
"Nein nur die guten", gab ich von mir und fuhr im Kreis um ihn.
"Jetzt wirst du überheblich", kam es amüsiert von ihm.
"Und ich habe auch guten Grund dazu", sprach ich und dachte dabei an den Fortschritt den Xavier bereits gemacht hatte. Ohne auf Felipe zu warten ließ ich die Aussage so stehen und fuhr weiter vor. Von ihm kam keine Antwort als er mir leise folgte. HA! Das heißt er gibt mir recht!
"Okay, könntest du jetzt bitte absteigen damit wir gemeinsam laufen können", rief er mir hinter her. Ich hielt an und wartete auf ihn bis er neben mir stand.
"Nah", sagte ich dann in einer ernsten Stimme und fuhr weiter.
"Lorena", seufzte er auf.
"Okay gut, setz dich hinten auf. Ich fahr dich rum", machte ich einen Kompromiss. Das hatte ich früher immer mit meiner Schwester gemacht.
"Nein ich bezweifle, dass du das packst", gab er sofort von sich.
"Oh komm schon. Dann fährst du eben mich herum, wenn du mir nicht traust", schlug ich vor.
"Wieder nein. Lass uns einfach laufen", blieb er bei seiner Meinung, weshalb ich anfing zu schmollen. Das klappte immer.
"Bitte. So ist es viel spaßiger", versuchte ich ihn zu überreden.
"Nein", kam es von ihm.
"Bitte Felipe. Ich habe das seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht", sprach ich gespielt traurig.
"Nein", antwortete er hartnäckig weiter. Man war der Typ schwer zu überzeugen...
"Bitte, bitte, bitte", flehte ich.
"Lorena nein", sagte er endgültig. Gosch, ich fühlte mich wie ein kleines Kind, dass nicht das bekam was es wollte.
"Wieso denn nicht?", fragte ich genervt.
Er war für einen Moment still bevor er weitersprach.
"Weil ich nicht kann", kam es dann etwas leiser von ihm.
"Du kannst nicht Fahrrad fahren?", hakte ich ungläubig nach um mich zu versichern, dass ich ihn richtig verstanden hatte. Er nickte nur und kratzte sich leicht an der Schläfe. Ich musterte den über 20-Jährigen Mann vor mir.
"Ich... ehm ich hatte nicht wirklich so eine Kindheit wie die meisten", erklärte er dann unbehaglich. Ich konnte nur nicken. Ich wusste nicht wieso ich die Aussage so traurig fand, aber das tat ich. Ich mein als kleines Kind war ich jeden Tag Fahrrad gefahren und hatte mich unglaublich toll gefühlt, da ich die erste von den Kindern in unserem alten Apartmentblock war, die Fahrrad fahren konnte.
"Okay dann bringe ich es dir bei", entschloss ich mich und stieg ab.
"Nein ist schon gut. Ich brauch das nicht zu können. Schließlich kann ich Autofahren", antwortete er schmunzelnd.
"Ich werde es dir trotzdem beibringen also steig jetzt auf", gab ich streng von mir.
"Lorena echt nicht", antwortete er mir im selben Tonfall.
"Felipe. Steig auf", bestand ich darauf und stellte das Fahrrad vor ihm ab.
"Lorena, ich sagte nein"
"Und ich sagte ja also steig auf oder ich lauf jetzt Nachhause", erpresste ich ihn.
"Mir doch egal", schoss er stur zurück.
"Gut", antwortete ich gleichgültig und wandte mich von ihm ab als ich loslief.
Ich war bereits mehrere Meter von ihm weg als ich ihn schließlich meinen Namen rufen hörte.
"Okay, okay! Du hast gewonnen!", gab er auf. Natürlich habe ich das. Grinsend drehte ich mich um und eilte zu ihm während er mir einen genervten Blick zuwarf.
"Ich wusste, dass du dich doch dafür bereit erklären würdest", sprach ich glücklich, weshalb er mit seinen Augen rollte. Man konnte jedoch ein kleines Lächeln auf seinen Lippen sehen.
Hach, he loves me.
"Ich hasse dich", murmelte er. Was sage ich? Er liebt mich.
"Gut setz dich auf, ich halte das Rad", ignorierte ich seine Liebeserklärung like a Boss.
Er seufzte bevor er, dass was ich gesagt hatte in die Tat umsetzte. Es war zunächst etwas wacklig, weshalb ich mich mit aller Kraft anstrengen musste damit das Rad nicht umkippte.
"Holy cow...", atmete ich aus.
"Okay und jetzt fahr einfach los", wies ich ihn ein.
"No Shit", antwortete er sarkastisch, auf was ich nur schmunzelte.
Er fing an zu fahren während ich versuchte das Fahrrad aufrecht zu halten.
"Gut machst du das", lobte ich ihn stolz.
"Lorena?", fragte er.
"Ja?"
"Klappe"
Mein schmunzeln wurde zu einem Lächeln. Wie süß er heute doch war...
"Okay ich werde dich jetzt loslassen, fahr einfach so weiter", gab ich ihm Bescheid bevor ich ihn losließ.
Er fuhr vielleicht ein Meter bevor er anfing zu schwanken. Kurz bevor er aber stürzen konnte, setzte er seine Füße auf dem Boden ab und hielt an.
"Ja, das war doch schon mal gut", kommentierte ich als ich mich neben ihn gesellte.
Er warf mir nur ein 'You serious?' Blick zu auf was ich ihm mit einem Schulterklopfen antwortete.
"Ich bin stolz auf dich", provozierte ich ihn, wobei er immer noch denselben Ausdruck auf dem Gesicht hatte.
"Das hast du echt toll gemacht, du wärst zwar fast hingefallen aber hey das ist jeder am Anfang", redete ich weiter während Felipe vom Rad abstieg.
"Wir könnten es anfangs sogar noch mit Stützrädern versuchen", schlug ich vor aber wurde unterbrochen bevor ich weiterreden konnte.
"Lorena?"
"Ja?"
"Klappe"
Wieso habe ich das nicht vorhergesehen?
"Felipe?", fragte ich dieses mal.
"Ja?"
"Niemals"
Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, was mein Herz schneller schlagen ließ.
Gosch, ich sollte wirklich zum Kardiologen...
"Also wieso hast du mich heute früher entlassen? Im Vertrag stand das ich bis um halb acht arbeiten muss", wechselte ich das Thema und lief bereits los.
Es war ein Moment still als er neben mir lief.
"Wollte etwas Zeit mit dir verbringen", gab er dann von sich.
Damn. Felipe war wirklich ein direkter Mensch.
"Ach ja? Und wieso das?", hakte ich schmunzelnd nach.
"Roy hat mir nämlich erzählt, dass du ihn und Clarke mit einer Fernbedienung bedrohen wolltest als sie dich das erste Mal abgeholt haben und ich habe mir Sorgen gemacht, dass ich meinen kleinen Bruder vielleicht einem Psychopaten anvertraut habe und wollte dich deshalb näher ansehen", antwortete er ohne mit der Wimper zu zucken. Meine Kinnlade klappte mir runter.
"Bitte, was?!", kam es empört über meine Lippen. Dieser miese Roy Typ...verfluchte Snitch.
"Ja aber keine Sorge du machst nicht wirklich den Psychopaten Eindruck. Ich würde dich eher als etwas unstabile Single Frau mit einer leichten Paranoia beschreiben", sprach er gleichgültig.
"Wie bitte?", fragte ich ungläubig, weshalb er auflachte und mich an seine Seite zog.
"Gott, du bist süß", murmelte er amüsiert vor sich hin.
"Ich zeig dir gleich süß", antwortete ich beleidigt und stieß ihn von mir weg.
"Wie? Hast du ein Spiegel in das ich reinschauen könnte?", kam es schmunzelnd von ihm. Bei
dem Satz konnte ich mir das Lächeln nicht mehr verkneifen und boxte ihm auf die Schulter.
"Du bist unmöglich", sagte ich dann mit einem leichten Kopfschütteln und einem Lächeln auf den Lippen als ich ihn ansah.
Zumindest war es unmöglich sich nicht in ihn zu verlieben...
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Brave.
Teen Fiction♧Prequel zu der Monteiro-Reihe.♧ Felipe Monteiro ist der älteste von vier Brüdern. Als sein Vater kaltblütig ermordet wurde, blieb Felipe, der zu dem Zeitpunkt noch 17 war, nichts anderes übrig als die Vater-rolle für Alec, Caleb und Xavier zu übern...