XLII

20.1K 806 173
                                    

Ich entleerte die Umkleidekabinen als Ryan auf mich zu lief.
"Miss Troypes kann ich Sie nächsten Freitag auf der Geschäftsfeier erwarten?", fragte er höflich mit einem Lächeln. Es war schon fast komisch, dass er im Geschäft diese kommerzielle Fassade aufrechterhielt, obwohl er mir erst gestern gezeigt hatte, wie weit er die Boba-Kugeln spucken konnte.
"Natürlich. Es findet keine Feier ohne mich statt", antwortete ich lächelnd.
"Das freut mich zu hören", gab er geradezu strahlend von sich.
"Lorena? Du wirst an der Kasse gebraucht", sprach Dion, die ihren Kopf in den Umkleideraum streckte.
"Komme", antwortete ich ihr und lächelte Ryan nochmal kurz an bevor ich die letzten Klamotten eilig an den Ständer hing und an die Kasse lief.

Um 14.00 Uhr hatte ich meine Mittagspause und Punkt genau fand mich Ryan im Personalraum auf.
"Zum Italiener?", fragte er, wobei die anderen Mitarbeiter alle vorne bei den Kunden waren.
"Oh ehm heute nicht. Ich habe mir selbst etwas eingepackt", sagte ich ihm freundlich ab, auf was er anfangs mit einem ziemlich enttäuschten Gesichtsausdruck reagierte aber es dann mit einem Lächeln überspielte.
"Ist gut. Dann ein anderes Mal", antwortete er und verließ kurz darauf den Raum.
Ich setzte mich an den Tisch, der speziell für die Pause da war und packte mein Essen aus. Ich hatte mir heute extra etwas von daheim mitgenommen, da ich nicht wollte, dass das tägliche Mittagessen mit Ryan zur Routine wurde. Nicht etwa, weil ich etwas gegen ihn hatte oder sonst was, sondern eher aus Respekt zu Felipe. Denn obwohl er gesagt hatte, dass er nichts gegen die Freundschaft einzuwenden hatte war mir klar, dass es ihm ein Dorn im Auge war und falls die Rollen vertauscht wären, würde ich dasselbe von ihm erwarten. Also versuchte ich meine Beziehung zu Ryan auf einem angemessenen Arbeitnehmer und Arbeitgeber Niveau zu halten.
Nach meiner Schicht kaufte ich noch schnell die Klamotten ein, die ich mir zur Seite legen gelassen hatte.
Ich hatte tolle Sachen für die Jungs gefunden und ein noch besseres Lingerie-set für mich.
"Bye. Bis morgen", verabschiedete ich mich von meinen Kollegen ehe ich raus ging und in den Wagen stieg. Es war wieder Roy, der mich abholte, da Felipe heute länger auf der Arbeit war.
"Na wie geht es uns heute so?", fragte ich ihn als ich mich anschnallte nachdem ich die Tüten auf den Sitz neben mich gelegt hatte.
"Kann mich nicht beschweren und Ihnen Misses Monteiro?", hakte er nach und blickte mich dabei kurz vom mittleren Spiegel an bevor er losfuhr.
"Noch bin ich Miss Troypes und wie oft habe ich dir gesagt mich Lorena zu nennen?", antwortete ich gespielt genervt, wobei meine Mundwinkel hochzuckten.
"Zu oft Misses Monteiro", antwortete er schmunzelnd, was ich mit einem leichten Kopfschütteln und einem Lächeln abtat. Während Roy fuhr schrieb ich mit Cheryl. Wir wollten uns am Wochenende treffen und da am Sonntag eh Amelie vorbeikam, damit Felipe sie von seinen Qualitäten überzeugen konnte, lud ich sie auch an dem Tag ein. Wie sagt man so schön? Zwei Fliegen mit einer Klatsche. Außerdem würde sie Kelsey und Alessandro mitnehmen und ich fände es gut, wenn Xavier mal mit anderen Kindern in Kontakt käme und für die anderen drei wäre es natürlich auch mal etwas anderes. Ich hatte eigentlich auch noch vor gehabt Lilly einzuladen aber sie hatte bereits etwas mit Lyon vor. Und wenn Lillian wegen eines Typen nichts mit mir machen konnte, dann hieß es, dass sie wirklich verliebt war, denn normalerweise hatte ich immer Priorität. Es freute mich, dass sie endlich jemanden gefunden hatte mit dem sie es ernst meinte, sonst switchte sie immer nur zwischen One-Night-Stands hin und her.
"Danke fürs abholen und herfahren", bedankte ich mich bei Roy als er im Hof hielt. Er nickte nur und ich stieg aus.
Mit den Tüten in der Hand sperrte ich die Haustür auf und trat ein.
"Jungs? Ich habe euch etwas mitgebracht!", rief ich in das Anwesen und konnte kurz darauf mehrere Füße die Treppen runter rennen hören.
"Bitte sag mir, dass es ein neues Videospiel ist", kam es aufgeregt von Alec.
"Bitte sag mir, dass es Stripper sind", gab Caleb grinsend von sich.
"Und bitte sag mir, dass es Duct Tape ist, um Calebs Mund zuzukleben", meldete sich Jay zu Wort.
"Duct Tape wäre zwar eine grandiose Idee gewesen aber nein es sind Klamotten", antwortete ich amüsiert und hörte daraufhin zwei Seufzer, die jeweils von Caleb und Alec kamen. Xavier und Jay freuten sich derweil.
"Ich hoffe die Seufzer haben die Bedeutung: 'Oh Gott wie kann ein Mensch nur so liebenswert sein? Ich kann nicht glauben, dass diese Frau uns so gerne hat und uns Klamotten kauft.' Ansonsten gibt es Playstation-Verbot", sprach ich halb scherzend und halb ernst.
"Genau...das haben wir gemeint", antwortete Alec mit einem komischen Blick.
"Das hoffe ich für euch", gab ich kurz von mir bevor ich ins Wohnzimmer lief, wo ich mich hinsetzte.
"Das ist für Alec", fing ich an als sie abwartend vor mir standen und überreichte Alec seine Sachen.
"Das ist für Jay."
"Caleb."
"Und zuletzt noch für Xavier", beendete ich es und nahm die, noch nicht ganz leere, Tüte auf meinen Schoß. Ich hatte da die Reizwäsche drin und ich hatte kein Bedürfnis, dass die Jungs davon erfuhren.
"Dankeschön", bedankte sich Jay strahlend.
"Voll. Danke", kam es auch von Alec, der zufrieden auf seine Sachen sah.
Xavier umarmte mich als Dank.
"Gern geschehen", antwortete ich glücklich darüber, dass sie Gefallen an den Kleidungsstücken gefunden hatten. Der einzige der sich noch nicht bedankt hatte war Caleb. Er musterte die Jeans und das Oberteil in seinen Armen skeptisch bevor er seinen Blick anhob und mich lächelnd ansah.
"Ich hätte nicht gedacht, dass du so einen guten Geschmack hast", sprach er statt einem Dankeschön, weshalb ich amüsiert meinen Kopf schüttelte.
Das war das beste was man von Caleb kriegen konnte.
"Natürlich habe ich den. Ich bin schließlich mit deinem Bruder zusammen", antwortete ich grinsend und er verzog sofort sein Gesicht.
"Ist ja gut, wenn du vor ihm schleimst aber du musst es nicht auch hinter seinem Rücken machen", kommentierte angewidert und ich konnte nicht anders als aufzulachen. Caleb war etwas anderes...und mir tat die Frau leid, die er später mal heiraten würde. Also falls eine überhaupt so geduldig war sich auf ihn einzulassen.
"Okay und jetzt will ich alles anprobiert sehen. Am besten legt ihr mir einen Catwalk hin", forderte ich alle auf und lehnte mich zurück auf die Couch.
"Wir sind keine Mädchen", gab Alec mit zusammengezogenen Augenbrauen von sich bevor die anderen drei ihm zustimmten und alle hoch in die Zimmer gingen, um Videospiele zu spielen.
Ich atmete nur enttäuscht aus.
Wenn ich mal Töchter hatte würde ich ständig mit ihnen Modenschauen veranstalten...mit Jungs ging das wohl nicht.

Im nächsten Kapitel treffen die Jungs endlich auf Kelsey und Sandro :D

Brave.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt