Kapitel 5

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Ich schrecke hoch und höre mein wild pochendes Herz, spüre den Schweiß, der sich auf meiner Stirn gebildet hat.

Ich sehe mich im Raum um und sehe neben mir einen schlafenden Nathan, der noch immer so daliegt, wie wir eingeschlafen sind. Und als ich zur Uhr sehe, darauf ablese, dass es erst kurz nach 15 Uhr ist, atme ich erleichtert auf. Das alles war nur ein verrückter Traum, sage ich in Gedanken und streiche mir über meine Stirn. Ich spüre wie mein gesamter Körper pocht und der Auslöser dafür ist ein Traum. Ein Albtraum.

Eilig stehe ich auf und gehe ins Badezimmer, mache hinter mir die Türe zu und lasse mich an einer Wand hinuntergleiten. Meinen Kopf lasse ich in meine Hände fallen und schon spüre ich, wie die ersten Tränen meine Augen verlassen, wie sie brennend über meine Wange laufen.

Ich kann nicht fassen, dass ich so etwas geträumt habe, dass ich mich nicht gewährt habe, als mein ekelhafter Chef mich angefasst und geküsst hat. Das ich einfach alles über mich habe ergehen lassen.

Ein Schluchzen dringt aus meinen Mund und auch bin ich ratlos, wieso ich weine, warum ich mich damit quäle.

Dieser Traum hat sich so echt angefühlt, dass man fast meinen könnte, es wäre die Realität. Doch zum Glück war es das nicht!

Und auch hoffe ich innig, dass mein Traum nicht in der Wirklichkeit passiert, dass das heute Morgen nur ein Missverständnis mit meinem Chef war, dass er mich einfach in Ruhe lässt.

Ein Geräusch lässt mich aufsehen. Nathan kommt die Türe herein und tastet sich nach mir ab. Als er mich zu fassen bekommt, nimmt er mich in seine Arme und fragt: „Was ist passiert, Harper? Wieso weinst du?" Seine Stimme klingt so besorgt, so mitfühlend, dass es mir das Herz bricht.

Ich möchte nicht, dass Nathan mich so sieht. Ich will auch nicht, dass er etwas von heute Morgen oder meinen Traum erfährt, denn ich kann Nathan unmöglich mit meinen Krempel belasten, wo er doch selbst so viel mit sich trägt.

Ich wische meine Tränen weg und sage zu ihm: „Es ist nichts passiert. Ich habe einfach nur schlecht geträumt, das ist schon alles." Eine direkte Lüge ist es nicht, aber trotzdem fühle ich mich schlecht, da er mir heute sein Herz ausgeschüttet hat, mich hat sehen lassen, wie es ihm schlecht ging. Und was mache ich? Ich verkrieche mich in meinen Ängsten und lüge ihn an.

„Und was hast du geträumt, wenn ich fragen darf?" Nathan streichelt meinen Rücken und drückt mich nah an sich.

„Ich kann mich schon fast nicht mehr erinnern.", sage ich und höre zu weinen auf, zumindest so gut es möglich ist.

„Ich weiß, dass du lügst, Süße. Du kannst mir alles sagen, das weißt du doch." Nathan nimmt mein Gesicht in seine Hände und sieht mir tief in die Augen.

Mich sehen Augen an, die nichts sehen können und trotzdem den Anschein haben, als könnten sie etwas sehen. Als könnte Nathan mich sehen, mir anmerken, dass ich lüge.

„Ich weiß, dass ich dir alles sagen kann. Aber es gibt wirklich nichts was ich dir erzählen müsste.", sage ich und weine nun endgültig nicht mehr.

„Musst oder willst du nicht?" Nathan streichelt meine Wange und senkt seinen Kopf zu mir, damit er mir einen Kuss auf die Stirn hauchen kann.

„Können wir bitte das Thema wechseln?" Meine Stimme klingt gereizter, als gewollt.

Nathan runzelt seine Stirn und löst sich von mir, nimmt seine Hände von mir, lässt Abstand zwischen uns.

„Warum willst du es mir nicht erzählen?", versucht Nathan es noch einmal und sieht mich verwirrend an. Er fährt sich einmal durch die Haare und schüttelt dann seinen Kopf, schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an.

Love Is Stronger 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt