Kapitel 16

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Das Taxi hält vor einem älteren Gebäude an, aber auf den ersten Blick sieht es nicht nach einem Restaurant aus oder insgesamt nach einer Gegend, wo viele Menschen unterwegs sind. Voller Vorfreude nehme ich Nathans Hand und höre noch, wie das Taxi mit quietschenden Reifen davon fährt.

"Gefällt es dir?", fragt Nathan und blickt mich ernst an, als würde er tatsächlich glauben, dass es mir gefalle. Aber um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau, wie ich das heruntergekommene Gebäude, die dreckigen Fenster und die große verstaubte Tür, vor der wir stehen, finden soll.

"Na ja...es hat was.",plappere ich. Ich höre ein angehaltenes Lachen von Nathan und merke erst jetzt, dass er über meine Antwort lacht. Er weiß also, dass es kein schönes Gebäude ist.

Spielend schlage ich nach seinem Arm und und nehme anschließend wieder seine Hand in meine, verschränke unsere Finger und neige mein Gesicht zu ihm.

"Und jetzt?"

Ein Lächeln umrundet seine Mundwinkel. "Werden wir reingehen!"

Mit meiner freien Hand mache ich die große Holztüre auf und wage einen Schritt hinein. Im Schlepptau mit Nathan. Meine Augen blicken in jeden Winkel und fast meine ich, wir wären plötzlich wo anders. Denn all das alte und schäbige von Außen, scheint im Inneren keine Rolle zu spielen. Nicht ein einziger Fleck Dreck ist zu sehen, nicht einmal der Boden ist staubig, sondern glänzt mir entgegen. Ein langer Flur führt zu einer weiteren Türe, die aus Glas und edlem Holz besteht. An den Wänden hängen viele Gemälde, eingerahmt in goldene Rahmen mit verschnörkelten Rändern. Die Eingangstür fällt ins Schloss, lässt mich kurz zusammenzucken.

"Und was sagst du jetzt?", holt mich Nathan aus meinen Gedanken. Er blickt mich erwartungsvoll an, so, als wisse er, dass es mir gefällt, mich begeistert.

"Es...es ist bezaubernd.", flüstere ich und betrachte weiter den Flur, der mir wie in einem Palast vorkommt. So groß, so glänzend, so atemberaubend.

Plötzlich schleicht sich ein Gedanke in mein Gehirn ein. Ein sehr wichtiger, denn nun frage ich mich, wie Nathan wissen kann, dass es hier so wunderschön aussehen kann, sich alles einem Palast ähnelt.

"Warst du schon mal hier?", frage ich und richte nun meine ganze Neugier auf den Jungen mit den haselnussbraunen Haaren. Ich sehe wie sich etwas in seinem Gesicht tut, sich seine Mundwinkel anspannen.

"Ja. Aber schon vor langer Zeit, Harper. Damals war ich 15 Jahre alt, als ich das Gebäude zum ersten Mal betreten habe.", erzählt Nathan und scheint tief in seinen Gedanken versunken zu sein.

Mein Herz sagt mir, dass ich jetzt gleich einen weiteren Teil seiner Vergangenheit erfahren werde, ihn wieder ein Stückchen besser kennenlernen werde.

"Du weißt ja, wie ich damals war. Draufgängerisch und ein totaler Frauenheld. Deswegen war ich hier damals auch nicht alleine. Meine zwei Kumpels und drei Mädchen waren dabei. Wir waren alle völlig mit Alkohol zu gedröhnt. Ich glaube, ich konnte nicht mal mehr bis drei zählen, aber die Schönheit dieses Gebäudes, zumindest von Innen hat sich irgendwie in mein Gehirn festgesetzt." Nathan schließt für einen kurzen Moment seine Augen, ehe er wieder fortfährt. "Du fragst dich sicherlich, wie wir überhaupt hier rein gekommen sind. Wir sind eingebrochen. Zumindest glaube ich das, aber anders kann es gar nicht sein, denn man muss zu den Öffnungszeiten der Besichtigungen kommen. Aber keine Angst, Harper. Wir haben heute nicht eingebrochen, man kann das Gebäude auch mieten." Nathan lächelt mich an. "Jedenfalls haben wir hier damals ziemlich viel Scheiße angestellt. Wir waren ja völlig dicht. Als wir dann abhauen wollten, haben uns draußen die Bullen aufgehalten und uns verhaftet.", sagt Nathan.
"Und das war das erste Mal, dass ich verhaftet und eine Jugendstrafe bekommen habe. Nichts spektakuläres, aber es hat mir klar gemacht, dass ich nicht noch einmal was kriminelles machen möchte." Nathan atmet tief durch, schaut mich an und wartet auf eine Reaktion von mir.

"Ich wollte das du das weißt, Harper. Die Geschichte ist ein Teil von mir, denn ich bin deswegen vorbestraft.", sagt Nathan leise, fast als fühle er sich bei diesen Wörtern unwohl. Wieder einmal bin ich Nathan dafür dankbar, dass er es mir erzählt hat, denn um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, dass er vorbestraft ist. Aber das finde ich keineswegs schlimm oder abstoßend, denn ich liebe ihn mit all seinen Fehlern.

Um die Atmosphäre aufzulockern sage ich ernst: "Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich auf vorbestrafte Typen stehe." Ich nähere mich ihm bis kein Luftzug mehr zwischen uns kann, schlinge meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn zu meinen Lippen hinunter. Weiche, feuchte Lippen treffen auf meine und wir beide blenden völlig unsere Außenwelt aus, befinden uns in einer Art Blase, in der wir uns beiden das Gefühl geben füreinander da zu sein. Komme was wolle!

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Über 7000! Ihr seid der Wahnsinn!
Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr es mich freut, dass ihr dieses Buch hier lest.
Also nochmals vielen, vielen Dank!

Was glaubt ihr wird hier in diesem Gebäude auf Harper warten?

Ich weiß, ich lasse euch noch ein bisschen zittern, aber nicht mehr lange und dann wisst ihr es auch. 😅

Love Is Stronger 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt