Der Stadtplan

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Nachdem ich wieder draußen stand, musste ich Luft holen. Darauf musste ich erst mal zurechtkommen. Ich fühlte mich gar nicht so schwerreich an. Seltsam. Das war dann wohl die Promiliga. Versuchte ich innerlich zu scherzen, aber das klappte nicht.

Ich ging die Straße runter, bis zur Ecke, wo mein, nein, der nette Fahrer meinte, dass es dort Stadtpläne geben würde. Ich stand an der Ecke und drehte mich im Kreis. Ich sah überhaupt nichts. Wollte er mich verarschen oder so etwas in der Richtung? Das konnte ich überhaupt nicht ab.

Ich zog mein Handy aus der Tasche und dann den Zettel mit der Nummer. Ach ja, Peter Hale war sein Name. Ich speicherte mir die Nummer ein und die erste Suche bei Whats app ging los.

>> Whats App verbindet Leute<< was du nicht sagst.  dachte ich mir und suchte bei Favoriten, wo er auftauchte. Das Bild. Was war das denn? Neugierig tippte ich auf seinen Namen und wurde direkt zum Chatfenster gebracht. Voll uninteressant gerade. Ich tippte auf sein Bild und glaubte es nicht. Ich musste lachen. Eine angeschnallte Ananas auf dem Rücksitz. Der Spruch in seinem Status war nicht besser. >> Wenn einer Anna nass macht, dann bin ich das.<< WTF dachte ich, wischte mich grinsend zum Chatfenster zurück und begann zu tippen.

Ich: ‚Hallo? Schön, dass es Ihrer Ananas gut geht. Wollte nur mal fragen, ob das mit dem Kiosk ein Witz war, ich stehe hier und es gibt keinen. Vielen Dank!‘

Ich schickte die Nachricht ab. Erst ein Haken, dann der zweite. Dann kam >Online< und dann >schreibt<

Schön, dachte ich und wartete. Oh Nachricht.

Peter: ‚Auch Hallo. Ja, Anna geht es gut. Danke der Nachfrage. Es war kein Witz. Vor Ihnen die Ampel und rechts auf der linken Seite der Park. Habe ich gern gemacht.‘

Ich schnaubte und sah mich um. Keine Ampel. Warum, um alles in der Welt war hier keine Ampel? Meine Mundwinkel verzogen sich nach unten. „Hmpf. Hmpf. Hmmmmmmmmmmmpf.“

Ich: ‚Hier ist keine Ampel. Kein Kiosk. Hier ist nur ein blöder Blumenladen mit der bescheuerten Aufschrift >Geben Sie der Natur ein Zuhause< Ich werde diese Stadt gleich dem Erdboden gleich machen und dann wird außer einem großen Krater nichts mehr vorhanden sein.‘

Ich schickte sie ab und kurz darauf bekam ich die Antwort.

Peter: Haha. ‚Ja, meine Gute, dann sind Sie statt nach unten, nach oben gelaufen. Also Beine in die Hand, wieder an der Bank vorbei und dann ist dort die Ampel. Wenn es nichts ausmacht, würde ich gern den Weltuntergang noch nicht auf meiner To-Do Liste auffinden müssen.‘

Ich las die Nachricht, stapfte wieder in die Richtung aus der er ich gekommen war und sah die Bank böse an, obwohl sie nichts dafür konnte.

Ich: ‚Sehr lustig. Sie haben gut reden. Hatten Sie etwa Zeit, die Witze in der Zeitung zu lesen?‘

Die Nachricht ging raus und wenige Meter später stand ich an der großen Kreuzung - und sah den Park und den... Kiosk. Ich kniff meine Augen zusammen, riss die Tür auf und trat ein. Ein älterer Mann sah mich erschrocken an, als ich so reinplatzte. Ich erwiderte den Blick und legte mein Entschuldigungsgesicht auf. „Hallo, tut mir leid. Ich wollte Sie nicht verärgern. Ich habe eine kurze Frage. Führen Sie Stadtpläne?“ fragte ich freundlich und dem Gesichtsausdruck vom Mann nach, konnte ich mir die Antwort schon denken.

„Das tut mir sehr leid. Ich habe vor einigen Minuten den letzten Stadtplan an einen jungen Mann verkauft.“ ich seufzte. Das war so klar gewesen. „Danke trotzdem.“ Ich verließ den Kiosk wieder, stand an der Straße und überlegte mir ernsthaft, mal ganz kurz für eine Minute auszurasten. Ich entschied mich dann aber doch dafür, das an jemand anderem auszulassen und grinste fies.

Ich hatte eine Nachricht auf meinem Handy.

Peter: ‚Ja, ich habe mir brav die Witzeseite durchgelesen, wenn Sie möchten, kann ich Ihnen ja einen Witz schreiben. Lachen lockert die Gesichtsmuskulatur. Vor allem, wenn keine Stadtpläne mehr vorhanden sind.‘

Geschockt sah ich mich um. Und nach mehrmaligen hinsehen erkannte ich, das er wenige Meter von mir entfernt an seinem Auto stand und sich dagegen lehnte. Das war wirklich ein sehr schlechter Witz. Ich ging auf ihn zu. Für Schnecken war es Schallgeschwindigkeit, für die Tour de France das Sprintertrikot. Ich stoppte vor ihm, als er mich angrinste und mit einem Stadtplan in der Hand wedelte.

Sauer wollte ich ihm den Plan wegnehmen, doch er war schneller.

„Na, na, na.  Wer wird es denn gleich so eilig haben?“ fragte er mich und ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie haben zwei Möglichkeiten, Mr. Hale. Entweder händigen Sie mir sofort den Stadtplan aus, oder…“ Er fiel mir ins Wort und grinste dabei blöd. „Oder was?“ fragte er und ich tippte mit einem Fuß auf dem Boden. „Oder, Mr. Hale, ich verklage Sie. Und wenn Sie wissen wollen weswegen, werde ich es Ihnen gerne sagen. Behinderung der Justiz mein Freund, außerdem Bloßstellung. Und wenn Sie mir noch ein paar Minuten Zeit geben, finde ich noch mehr. Warum haben Sie den letzten Plan gekauft? Wollen Sie mich ärgern?“ fragte ich ihn, wusste nicht, ob ich gereizt und belustigt sein sollte.

Er musterte mich und reichte mir dann den Stadtplan. Wie einfach man jemanden überzeugen konnte, wenn man von der Justiz sprach. Ich nahm den Plan und lächelte zufrieden.

„Ich hab den Plan nicht dort gekauft. Ich habe auf Sie gewartet und wollte Ihnen meine Ananas zeigen.“ Er hielt einen Moment inne und ich sah ihn mit offenem Mund an. „Ich… ich meinte... diese hier.“ stotterte er und öffnete die hintere Tür, wo tatsächlich eine Annans angeschnallt war. Ich lächelte und er lächelte verlegen zurück. Irgendwie war das ja schon süß. Ich hörte bei dem Gedanken sofort auf zu lächeln und räusperte mich. „Wie schön!“ sagte ich und er schloss die Tür. „Ich habe gesehen, dass jemand mit dem Stadtplan raus kam, habe dann nachgefragt und der Verkäufer sagte mir, dass alle weg seien. Also bin ich schnell zum nächsten Geschäft gelaufen und habe einen Plan für Sie gekauft.“ gab er zu und blickte mich mit treuen Knopfaugen an. War das sein Ernst? Guck gefälligst anders, sonst buchte ich dich ein. Ich lächelte. Und war das jetzt wirklich alles, was ich zu bieten hatte? Lächeln? Und dann wahrscheinlich noch wie eine Hormon gesteuerte 12 Jährige, die die Stars aus der Bravo ansabberte und heimlich die Dr. Sommerseiten las, um zu erfahren, was sie vermeiden konnte, wenn sie einen Freund hatte. Oh bitte. Das war so lächerlich. Ich musste lachen, meine Gedanken waren wirklich der Hit.

Peter sah mich währenddessen fragend an. „Warum lachen Sie denn? Ich hab doch gar keinen Witz gemacht.“ sagte er und ich musste mich wohl entschuldigen. „Tut mir leid. Meine Gedanken. Sie haben nichts Falsches getan. Danke für den Stadtplan. Was bekommen Sie denn dafür von mir?“ fragte ich zurück und lächelte schon wieder. Er lächelte zurück. „Schon in Ordnung. Wie wäre es mit einer Fahrt zum Revier?“ fragte er mich und ich nickte. „Okay. Einverstanden.“ sagte ich und stieg bei ihm ein.

Er ging schnellen Schrittes auf die Fahrerseite, stieg ebenfalls ein und brachte mich zum Revier. Als er dort auf dem Parkplatz fuhr und den Wagen abschaltete, wollte ich mich bedanken, aber bevor ich etwas sagen konnte. kam er mir zuvor.

„Halten Sie mich bitte nicht für aufdringlich, aber wo wohnen Sie eigentlich?“ Ich war überrascht und wusste im ersten Moment gar nicht, was ich sagen sollte. „Ich... äh... Madison Street. Warum fragen Sie?“ Er blickte auf den Stadtplan. „Naja, weil das von hier aus eine ganz schön weite Strecke ist. Sie können gerne im Stadtplan nachsehen. Ich wollte Ihnen anbieten, Sie nach Hause zu fahren. Ich würde dann mit Anna hier warten.“ grinste er und ich lachte kurz. Er sagte wohl die Wahrheit. Ich sah zu Anna nach hinten. „Na dann unterhalten Sie sich mit Anna. Ich brauche ein Moment.“ sagte ich, stieg aus und betrat dann nach wenigen Schritten das Revier von Beacon Hills. 

Teen Wolf - Stirb an einem anderen TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt