Danke für alles.

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"Leon, wir sollten das nicht tun" flüsterte Marie, ihre Stirn an seine gelehnt. Konnte ihm nicht in die Augen sehen. Der Kerl machte sie wahnsinnig, aber rational gesehen war es völlig falsch, was sie hier tat. wenn sie so weiter machte, dann wäre sie auf dem besten Weg sich in ihn zu verlieben. In diesen Idioten.
"Warum fühlt sich das dann so gut an, Marie?" Stellte er die Gegenfrage und Marie biss sich auf die Zunge. Ja verdammt, er hatte sowas von recht. Es fühlte sich gut an, und rational war das was sie taten schon lange nicht mehr zu begründen. Also zog sie ihn wieder näher an sich und hielt sich an ihm fest. Er gab ihr in dem Moment genau das Stück Halt und Zuhause, was sie brauchte. Hoffentlich nur um wirklich nicht allein zu sein.
Weiter kam sie nicht beim Nachdenken, weil seine Hand sich in ihren Nacken schob und sie dort sanft streichelte.
Er küsste so gut. Es brachte sie um den Verstand. Und Leon? Der hatte endlich das, was er wollte. War dieses Gefühl von Ohnmacht und Leere los und hielt diese Frau in seinen Armen.
"Warum vermisst du zuhause?" Fragte er leise zwischen zwei Küssen und Marie atmete durch, ehe sie sich an seine Schulter lehnte und ihn ansah. Er strich ihr über den Rücken.
"Hamburg ist toll - für meine Karriere. Aber das ist nichts was mich ausfüllt. Weißt du wovon ich spreche? Dieses Gefühl von Wärme, Vertrautheit, vielleicht Zugehörigkeit. Ich komme aus dem Ruhrpott und an Abenden wie heute wird mir bewusst, wie sehr ich an meiner Heimat hänge" erklärte Marie vorsichtig und zuckte mit den Schultern. Warum zur Hölle erzählte sie ihm das. Er wollte doch sicher was anderes hier als sich ihre wirren Gedanken anzuhören, aber was genau wollte er hier?
"Ich weiß was du meinst, diese Leere, die einen auffrisst und man hat das Gefühl irgendwas machen zu müssen, aber man weiß nicht was?" Fragte er mit einem müden Lächeln, ja er verstand sie, vermutlich viel zu gut.

"Was tun wir hier überhaupt?" Fragte Leon resignierend. Doch Marie richtete ihren Blick auf und sah ihn so unendlich traurig an. "Bitte bleib" hauchte sie nur und Leon wusste, dass er ihr diesen Wunsch niemals abschlagen könnte, zumal es genau das war, was er sich ebenso wünschte.
Er griff ihre Hand und streichelte darüber, dann zog er sie in eine Umarmung, ihr Kopf an seiner Schulter, ihr Gesicht an seiner Brust und ihr Atem an seinem Hals.
Dann gingen sie in Maries Schlafzimmer. Sie legte sich mit ihrem Kopf auf seine Brust und hörte seinem Herzschlag zu. Das war es, ihr persönliches Zuhause-Gefühl für diesen Abend. Langsam sanken sie beide ins Land der Träume, in Maries großem weichen Bett, in seinen Armen, an seine Brust gezogen. Sein Atem kitzelte sie ganz leicht im Nacken, er war so unfassbar warm, aber das war gleichzeitig so angenehm, weil es draußen knapp unter 0 grad hatte.

Mitten in der Nacht wurde Leon wach. Er spürte diese langen blonden Haare an seiner Nase kitzeln und schloss nochmal langsam die Augen. Er atmete tief ein und aus, dann zog er sie wieder näher an sich. Vielleicht sollte er abhauen, den beiden den "Morgen-Danach" der etwas anderen Art ersparen. Aber im Moment, da hatte er alles was er wollte. Und es tat ihm gut, er war glücklich und fühlte sich befreit. Also schlief er wieder ein und merkte noch wie Marie ihn wieder näher an sich zog.

Wirklich wach wurde er um sieben und da fiel ihm auf, wie falsch das alles war. Er sollte schleunigst hier wegkommen. Das hatte alles keinen Sinn. Diese Frau war so unerreichbar und seine Gefühle ohnehin ein totales Wirr-Warr. Er hatte sich noch nicht einmal mit ihr normal unterhalten. Wie verrückt war das bitte? Und selbst wenn dieses Kribbeln nicht verschwinden würde, hätte es absolut keinen Sinn. Sie hatten zwei mal eine Nacht miteinander verbracht. Wo war da noch der Reiz?
Gerade schlug er vorsichtig die Decke zur Seite und sah sie so unfassbar friedlich, glückselig schlafend dort liegen. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer und dann stand er auf. Schnappte seine Hose und die Sweatshirtjacke. Dann ging er in die Küche. Zog sich die Schuhe an und fand einen Zettel, auf dem er ihr eine kleine Nachricht hinterließ. Dann machte er sich auf den Weg zum Auto und bereute bereits an der Haustür, dass er gegangen war. Einfach nur feige, was er dort abzog!

Marie wurde wach und neben ihr war das Bett aufgewühlt. Sie ließ sich wieder ins Kissen fallen und strich sich mit den Händen über das Gesicht. Er war hier gewesen, das war kein Traum. Sein Geruch verriet es ganz eindeutig und ohne nachzusehen wusste sie, dass er weg war. So war er eben.

In der Küche lief gerade Ihr Latte Macchiato durch und sie entdeckte einen kleinen Zettek auf dem Tisch liegen.
Danke. Für alles.
War schön!

Das war es. Nicht einmal ne Unterschrift, die hätte sie wenigstens auf Amazon versteigern können. Lachend über ihre eigenen Gedanken verdrehte sie die Augen, wann war sie so verbittert geworden. Nie hätte sie sich etwas aus diesen Kerlen gemacht. Aber nun... da schon? Er war ein gottverdammtes Arschloch nach diesem Abend gestern und traurigerweise fiel sie anscheinend immer wieder darauf rein.
Bloß keine Tränen vergießen und nicht mehr an ihn denken!

Aber wie sollte es auch anders sein, wenn man versuchte etwas zu verdrängen dann war es nur noch stärker. Und so waren ihre Gedanken bei ihm am Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag war es sogar so schlimm, dass wenn er dagewesen wäre, sie ihn direkt wieder an sich ran gelassen hätte.

Und dann spielte auch noch Schalke in Hamburg, eine Woche, bevor Marie nach Hause fahren würde zu ihren Großeltern. Gut nur, dass Hamburg eine riesige Stadt war und die Spieler direkt ins Stadion und zurück mit dem Bus fuhren. Dachte sie...

Fools {Leon Goretzka}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt