"Machs gut"

1.8K 41 2
                                    

Marie wurde wach in seinen Armen. Das musste aufhören und zwar unbedingt. Es machte sie wahnsinnig ihm ständig so nah zu sein, obwohl sie ganz genau wusste, dass sie ihn niemals haben könnte - was sie natürlich auch gar nicht wollte!
Sie stand auf, wusch sich und als sie zurückkam wurde auch Leon gerade wach. Das Shirt verrutscht, die Haare wild und das Gesicht verschlafen, aber trotz alledessen war er der schönste Mann, den Marie je gesehen hatte.
Wie er dann auch noch leicht lächelte und ein "Ich mach uns mal Kaffee" nuschelte.
Sie nickte nur und kam ihm dann hinterher in die Küche.
"Wie hast du geschlafen?" Fragte er nach den ersten zwei Schlücken Kaffee und Marie musste grinsen, wenn man eins über ihn wissen musste, dann dass er absolut kaffeeabhängig war. Vorher bräuchte man nicht einmal versuchen mit ihm zu reden.
"Ganz gut, Danke, dass du mir einfach zugehört hast gestern" lächelte sie sanft und er nickte ihr nur zu. Sie saßen einfach am Tisch und hingen ihren Gedanken nach.

"Das ist seltsam zwischen uns oder?" Fragte er irgendwann ganz unvermittelt und erwischte Marie vollkommen unvorbereitet.
"Wie meinst du das?" Fragte sie möglichst ruhig, auch wenn ihr Herz bis zum Hals pochte. Als wollte es direkt vor ihm auf den Tisch springen.
"Ist eigentlich auch egal..." sah er wieder auf seinen Kaffee.
"Ja es ist komisch. Und ich weiß auch nicht warum wir ständig wieder in solche Situationen kommen" meinte Marie und sah ihm nicht in die Augen.
"Ich weiß auch nicht was das ist" sie drehten sich im Kreis, aber niemand traute sich zuzugeben, dass es meist gut tat.
"Vielleicht sollten wir vorerst versuchen uns nicht mehr zu sehen. Nicht, dass wir Max und Lisa die Hochzeit zerstören" sprach Marie leise und auch wenn das absolut keinen Sinn hatte und ihr ganzer Körper sich mit jeder Faser dagegen sträubte, war es jetzt zu spät.
"Ja. So machen wir das" meinte er und sah auf. Sein Blick traf genau Marie und sie sahen sich nur an. Warum sah sie auch morgens und ungeschminkt so gut aus. Und warum fesselte sie ihn so. Warum brachte sie sein Herz zum schneller schlagen und seinen Kopf dazu, keinen klaren Gedanken mehr rauszubringen.
Ihre langen blonden Haare waren zu einem Zopf gebunden und ihre sonst so stechend blauen Augen sahen ihn so leer an.
"Ich geh dann mal" riss Marie ihn aus seinen Gedanken. Und er nickte, sah ihr hinterher, wie sie ins Wohnzimmer ging und ihre Sachen holte.
Er konnte sie nicht einfach so gehen lassen, sein Bauch rebellierte.
"Soll ich dich noch nach Hause fahren?" Fragte er, doch sie schüttelte nur den Kopf. Zog sich stoisch ihre Schuhe an und wirkte so ruhig und entschlossen, dass es ihn durchdrehen ließ. Wie konnte sie so sein, wenn er wahnsinnig wurde. Dass es in ihr ganz anders aussah ahnte er nicht annähernd.
Kurz stand sie unsicher vor ihm und ohne darüber nachzudenken legte er seine Hand an ihre Wange, sah sie an und kam ihr näher. Ihre Wärme nebelte ihn ein. Dieser vertraute Geruch nach Schlaf, frischer Wäsche und ihr selbst stieg in seine Nase und er konnte nicht anders. Er legte seine Lippen auf ihre und schloss die Augen. Perplex krallte sie sich haltsuchend an seinen Armen fest. Und während sie dort standen und immer und immer wieder ihre Lippen neu verschlossen wurde Marie bewusst, dass sie das nicht aushielt. Dass ihr genau dieses auf und ab zu viel wurde. Auch wenn diese Momente im Hoch mit ihm wundervoll waren.
Die Tiefen zerbrachen sie dafür umso mehr.
Als sie sich lösten sah sie ihn nicht an, sie torkelte zur Tür und nuschelte noch ein "Machs gut" ehe sie noch vollkommen erledigt und verwirrt vom Kuss die Treppe hinunter stolperte.
Leon stand oben und die Realität traf ihn wie ein Hammer. Sie war weg. Er hatte sie gehen lassen. Verzweifelt und wütend auf sich selber schlug er gegen die Wand.
Jetzt schmerzte zwar seine Hand, aber dieser innerliche Schmerz, diese Hilflosigkeit, die war trotzdem kein Stück besser. Er konnte nichts machen in der Gegenwart dieser Frau. Er war einfach machtlos.
Und jetzt war es eh alles zu spät, sie war weg.
Die erste Frau, die ihn so fühlen ließ. Vielleicht tat ihm das aber auch einfach nicht gut, wenn sie immer in seinem Kopf herumschwirrte, dann könnte er sich nicht voll auf die Karriere konzentrieren.

Marie lief völlig durcheinander nach Hause. Die kühle Luft tat gut, löste ihre Gedanken aber in kleinster Weise. Warum hatte er sie auch noch küssen müssen? Sie war so entschieden gewesen das locker durchzustehen und zu überstehen.
Bloß nicht anfangen zu weinen Marie! Sagte sie immer wieder zu sich selber und blinzelte die aufsteigenden Tränen weg.
Zuhause legte sie sich mit Musik in die Badewanne und entspannte sich erstmal.

Leon hingegen schnappte sich die Laufschuhe und lief los. Einfach weg. Nach zwei Stunden und über 20 km merkte er langsam die Erschöpfung und das war genau das was er gebraucht hatte. Zuhause stand er ewig unter der Dusche, heute stand dann noch ein Tag bei seinem Vater an. Er machte sich fertig und fuhr los, sammelte noch seine Zwillingsschwester Luisa ein und dann machten sie sich auf den Weg.

"Leon, Großer, komm mal mit" meinte sein Vater. Er war immer noch viel zu sehr in Gedanken versunken, klar, dass ihm das auffallen würde.
"Was ist los mit dir? Irgendwas stimmt doch nicht" meinte sein Vater besorgt als sie im Garten standen.
"Eigentlich ist es nichts wichtiges" versuchte er sich rauszureden doch als Eltern merkte sein Vater das natürlich sofort.
"Wenn es dir nicht wichtig wäre, dann würdest du nicht so grübeln. Also du weißt, du kannst über alles reden. Willst du wechseln?" Fragte er ruhig und Leon sah ihn an, ehe er sich überwand zu erzählen.
"Es hat nichts mit Fußball zu tun. Sie heißt Marie" meinte er vorsichtig und sein Vater machte große Augen. Noch nie war sein Sohn so drauf gewesen wegen einer Frau.
"Dich hat es aber richtig erwischt" stellte er klug fest und Leon lachte bitter auf.
"Ja das musste ich jetzt auch feststellen. Dummerweise haben wir heute Morgen abgemacht auf Abstand zu gehen. Weil das so seltsam zwischen uns ist" erzählte er genervt und strich sich nachdenklich durch die Haare.
"Aber du willst sie? Und das weißt du?" Fragte sein Vater vorsichtig.
"Ich schätze schon, wir hatten aber auch keinen so prickelnden Start. Und ich weiß überhaupt nicht mehr mit ihr umzugehen. Ich bin gar nicht mehr ich selbst, wenn sie da ist."
"Dann warte ab. Wenn du sie vergisst, dann war sie es nicht wert. Aber wenn die dir nicht aus dem Kopf geht, dann weißt du, dass du um sie kämpfen musst. Egal um welchen Preis. Aber lass dir nicht zu viel Zeit, wenn sie es schon schafft dich so in ihren Bann zu ziehen bist du sicher nicht der Einzige. Woher kennst du sie denn?" Eltern waren so unfassbar neugierig, aber irgendwo verstand Leon es auch, er hatte schon lange keine Freundin mehr gehabt - diese Jenny Story mal ganz außen vor - das waren bestimmt schon fast drei Jahre...
"Na toll, das werde ich nicht hinbekommen. Sie ist die Trauzeugin von Lisa, Max Verlobter. Und sie ist Peddas Nichte. Also schwierig." Erzählte er mit Bedenken, sein Vater nickte bloß.
"Hör doch einfach mal auf dein Herz. Wenn du sie brauchst, dann rufst du sie an. Und wenn was ist kannst du immer mit mir reden, das weißt du hoffentlich. Du machst das schon. Lass uns wieder reingehen, es wird kalt." Und klopfte seinem Sohn auf die Schulter.

Fools {Leon Goretzka}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt