Kapitel 20

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"Schau mal stefan, ich finde den hier super!" "Nein, der ist doch viel zu klein!" "Lieber klein und zackig als groß und dappig!" "Ne komm karin, wenn bei mir in die Wohnung nach Jahren mal wieder ein Weihnachtsbaum kommt, dann muss es schon was großes sein!" "Nach Jahren?" "Ja was glaubst du denn? Ich besorge mir doch keinen Baum, wenn ich sowieso nur alleine bin. Was soll ich denn dann damit machen - Tannennadeln zählen?" Wir standen jetzt schon gefühlt eine Stunde in der Kälte und konnten uns einfach nicht auf einen Weihnachtsbaum einigen. Zu groß, zu klein, zu stupfig, zu kahl und und und - egal welcher Baum, einer hatte immer etwas auszusetzen. "Du sag mal, wenn für dich Heiligabend in den letzten Jahren ausgefallen ist, hast du dann überhaupt einen baumschmuck bei dir daheim? Geschweigedenn einen baumständer?" "Ach Mist, da war ja noch was, aber was man nicht hat, das lässt sich ja besorgen." "Kein problem, ich habe daheim bei mir genug davon. Meine Mutter hatte es vor ein paar jahren sehr gut mit mir gemeint. Du zahlst den Baum und ich Steuer den Rest was die Dekoration angeht dazu!" "Deal!" Wir lachten uns beide an und genau in dem Moment heben sich gleichzeitig unsere Zeigefinger und zeigten in die selbe Richtung. "Der ist es - der ist perfekt!" "Nicht zu klein und auch nicht zu groß - eine wunderschöne Nordmanntanne", stellte ich fest und stefan stimmte mir nickend zu. "Haben Sie sich entschieden", kam dann auch der Verkäufer mit einer säge auf uns zu. "Wir würden gerne den hier nehmen", wies ich ihn an. "Da haben sie eine schöne Wahl getroffen!" "Finde ich auch", meinte Stefan stolz und schaute mich dabei direkt an. Ich wusste in dem Moment nicht genau, worauf er hinaus wollte, erwiderte seinen Blick aber mit einem herzlichen lächeln. Schnell war der Weihnachtsbaum transportsicher verpackt und wir machten uns auf den weg zu Stefans Wohnung. Zwischendrin hielten wir noch kurz bei mir daheim an um die wichtigen Dinge für die Dekoration zu holen. Rote Kugeln, die Strohsterne, Lebkuchen und vor allem die Lichterkette durften nicht fehlen. Schnell war der Baum dann auch fertig aufgestellt und geschmückt. Er sah einfach wunderschön aus und ich freute mich schon sehr darauf übermorgen mit Stefan Weihnachten zu feiern. Zum Abschied umarmten wir uns wie meist kurz, doch dieses kurz war dieses mal irgendwie sehr relativ gedeutet. Tief zog ich seinen Geruch in meiner Nase auf. Diese Geborgenheit und Wärme - wie sehr ich sie vermisst hatte. Sie gaben mir kraft. Als wir uns wieder lösten stolperte ich leicht benommen von meinen Gedanken und seiner Nähe einen schritt nach hinten. Doch leider stand ein leerer Karton der Weihnachtenskugeln im weg. Ich spürte den aufkommenden Luftzug um meine Nase, doch schneller als ich schauen konnte lag ich dann in zwei kräftigen, schützenden arme. "Hey, aufpassen mein weihnachtsengel!" Mich traf ein Schlag, der wohl noch härter war als der Aufschlag auf dem Boden gewesen wäre. Was hatte er da gerade gesagt? MEIN WEIHNATSENGEL? Doch länger Zeit über die zwei Wörter nachzudenken blieb mir nicht, da ich plötzlich etwas weiches, feuchtes und dennoch lang ersehntes auf meinen Lippen spürte. Ein Kuss voller Gefühle. Noch nie zuvor hatte ich so etwas erlebt. Stromschläge durchfuhren dabei meinen Körper. Meine augen hielte ich fest geschlossen, während meine Hände einmal quer durch seine Haare wuschelten, bevor ich zurück in die Realität kam und mich panisch von ihm löste. Ohne ein weiteres Wort zu sagen ließ ich von ihm ab und stolperte hinaus aus seiner wohnungstüre. Ich ging schnellen schrittes zu meinem kleinen smart, in dem ich erstmal ein paar Minuten hinunter kommen musste. Was war das gerade eben?

Der Lehrer - 3 Truths - They will change everything! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt