ELF

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Ich sehe in sein Gesicht. Enttäuschung und Verachtung zeichnen sich darin. Mir rutscht das Herz in die Hose.

Das wollte ich nicht. Ich wollte nicht, dass das zwischen uns rauskommt. Ich hoffe, er weiß das. Dass ich wirklich nur deswegen zu ihm gekommen bin, um mir das zu holen, wonach ich mich schon lange gesehnt habe. Nach Liebe. Nach seinen Lippen. Ihn verraten, das würde ich nie tun! Ich wollte das alles ja gar nicht! So etwas würde ich niemals tun. Ich liebe ihn doch! Tränen rinnen mir über meine Wangen. Immer mehr, bis ich schließlich anfange zu weinen.

In James' Gesicht sehe ich nichts. Keine Wut, keine Gefühle – gar nichts. Es sendet Kälte aus und peitscht mich damit. Ich fühle mich wie eine Betrügerin, wie eine miese Verräterin. Obwohl ich nichts gemacht habe. Wie ein Nichts, das sich an seinen Lehrer herangemacht hat. Ich würde jetzt gerne im Boden versinken. Und nie wiederauftauchen.

Eine Weile stehen wir einfach so da und sehen uns an. Ich friere schon halb, denn sein Blick frostet mich ein. Er macht mich regungslos. Dann reißt sich James davon frei und verschwindet dahin, wo ich gerade wie verrückt rausgerannt bin. Ich folge ihm. Ich will den Konflikt hier jetzt nicht so frei im Raum stehen lassen.

„James!", flüstere ich und greife nach seiner Schulter. „James, es tut mir leid! Du verstehst das alles komplett falsch."

„Nein, das denke ich nicht. Ich weiß ganz genau was hier abgeht. Ich habe keine Lust, Sky! Es war ein Fehler mich auf ein Kind einzulassen, das keinerlei Respekt und Anstand besitzt!", zischt er. Seine Worte tun weh. Sie stechen wie kleine Nadel auf meiner Haut. Er schüttelt verächtlich seinen Kopf. „Auf eine Minderjährige, die noch dazu meine Schülerin ist. Die keinen Ahnung hat, was sie anrichtet!" Er macht eine kurze Pause. „Ich hätte dich für etwas klüger und reifer gehalten." Er wendet sich von mir ab und sieht in die Runde. „Und ihr: Ab in eure Zelte!" Damit verschwindet er nun ganz und zieht den Reißverschluss zu.

Tränen bahnen sich immer noch über mein Gesicht. Ich schluchze leise und sinke gen Boden. Alles, was ich so sehr gewollt habe, habe ich vollkommen zerstört. Und es war nicht mal wirklich meine Schuld. Ich hasse mich. Ich umschlinge meine Beine und lege meine Wange auf die Knie. So bleibe ich für einige Minuten. Beruhige mich etwas. Der Tränenschwall ist verebbt und ich fühle nichts mehr. Keinen Schmerz, der mir die Kehle zuschnürt. Ich sitze einfach nur da und halte meine Augen geschlossen.

Irgendwann spüre ich eine warme Hand, die sich auf meinen Arm legt. Ich lehne mich leicht zurück, als ich merke, dass sich Robin hinter mich gehockt hat. Ihre Arme greifen um mich herum und spenden mir den Trost, den ich gerade brauche.

Niemand sagt etwas und ich bin meiner besten Freundin auch dankbar dafür, dass sie einfach nur da ist.

Meine Lider werden immer schwerer und schwerer, bis ich sie nicht

mehr aufmachen kann. Ich kriege mit, wie wir beide zur Seite kippen. Dann bin ich eingeschlafen.

FORBIDDEN LOVEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt