ZWANZIG

6 0 0
                                    

Hihi, dieses Bild :D

________________________________________________

„Wie, ich bin die Freundin?" Was?

„Es hat einen Grund, warum du hier bist."

„Und der wäre?"

Miguel schüttelt seinen Kopf. Auf einmal ist er so verschlossen. „Ich kann ihn dir nicht sagen."

„Warum nicht? Vertraust du mir etwa nicht?"

Wieder schüttelt er seinen Kopf. „Doch. Ich muss erst einen klaren Kopf fassen." Er schiebt seine Hände in die Hosentaschen. „Darum bist du hier."

Er merkt, dass ich verwirrt bin. „Verstehe mich nicht falsch, Sky. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst, wie wir nach Hause kommen."

„Warum hast du es dann zugelassen?"

„Ich wollte einfach nur Zeit mit dir verbringen. Und in der Schule ignorierst du mich meistens..."

„Aber du hättest mich doch einfach mal fragen können, ob ich mit dir reden möchte."

„Da ist ja das Problem. Ich komme nie an dich ran."

Oh, das ist mich nie aufgefallen. „Es tut mir leid, dass ich immer so abwesend zu dir war. Das war nicht meine Absicht."

Vorsichtig fragt er: „Du bist nicht sauer?"

Ich überlege. Eigentlich sollte ich ja total wütend auf ihn sein, oder? Und ihn hassen? Sollte ich jetzt nicht aufgebracht sein? Aber ich bin nichts von alle dem. Ich zucke meine Schulter. „Nein, aber wenn du drauf bestehst..."

„Nein! Ich bin erleichtert, dass du so gelassen reagierst. Das hätte ich nicht erwartet."

„Ich weiß auch nicht. Normalerweise bin ich nicht so."

Er zwinkert mir zu. „Na, dann hab' ich wohl Glück gehabt."

Lächelnd nicke ich. „Du bringst Seiten bei mir zum Vorschein, die ich selbst noch nicht kannte."

„Ist das ein gutes Zeichen?"

„Denke schon."

Trotzdem war es in gewisser Maßen falsch, was er gemacht hat. Klar, ich wäre sicher niemals mit ihm mitgegangen, wenn er gefragt hätte, ob ich mit zu einer Verwandten kommen möchte. Ich meine, wir kennen uns kaum. Aber in der Schule hätte er mich doch locker mal beiseite nehmen können. Als ich in der Mensa saß. Oder bei meinem Spind war.

Aber ich frage mich, was er damit meinte, als er sagte, dass es einen Grund gäbe, weshalb ich hier bin. Ich kann mir nichts daraus zusammenreimen. Ich habe nicht einmal eine Ahnung. Und erklären will er auch nichts weiter. Als er das eben vorhin gesagt hat, spürte ich eine Distanz zwischen uns. Es war, als würde er nicht gerne darüber sprechen. Als wäre es einfach noch zu früh. Ich akzeptiere seine Antwort, obwohl mich das Ganze nicht so richtig loslassen möchte.

Wir überqueren eine kleine Straße. Miguel hält mich zurück, als ich ein Auto nicht kommen sehe und fast bei Rot rübergegangen wäre.

Bei einem kleinen Wiesenplatz machen wir Halt. Wir setzen und im Schneidersitz gegenüber. Ich lehne an einer dicken Eiche und sehe mich etwas um. Ich sehe in lauter strahlende Gesichter. Natürlich gibt es ein paar, denen die gute Laune der anderen anscheinend auf den Zeiger geht und deswegen ein Gesicht ziehen, als hätte man ihnen das letzte Stück Tiramisu weggegessen. Aber davon gibt es nicht viele.

Ich rupfe Gras aus der Erde und schaue zu Miguel, der ebenso die Umgebung intensiv wahrnimmt. Als er zu mir schaut, kann ich nicht anders und gebe zu: „Ich bin irgendwie froh hier mit dir zu sein und nicht zuhause."

„Das freut mich", meint er lächelnd.

Unsere Knie berühren sich und die Haare im Nacken stehen mir zu Berge. So viel Nähe bin ich nur von James gewohnt. Aber sonst von niemandem.

Seine Pupillen schnellen von einem Auge zum anderen. Er lehnt sich nach vorne und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Seine Stirn berührt meine und meine Haare fallen nach vorne. Sachte nimmt er sie zu einem Zopf und stopft sie in mein T-Shirt. Dann nimmt er mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. Ich merke, dass es ernster wird. Es würde komisch sein, jemanden zu küssen, den ich gerade mal ein paar Stunden richtig kenne. Und nachdem ich noch immer nicht wirklich über James hinweg bin.

Ich kichere und lege meine Hand auf seine Brust, um Distanz zwischen uns zu bringen. „Doch nicht hier, Miguel."

„Natürlich", meint er, steht auf und zieht mich ebenfalls hoch.

Wir spazieren ein bisschen durchs Dorf. „Du hast irgendetwas an dir, was mich beeindruckt."

Wenn ich jetzt sage: Echt? Was denn? Dann klingt das so, als hätte ich viel Beeindruckendes an mir und würde fragen, was speziell er meint. Also sage ich nichts und grinse in mich hinein.

FORBIDDEN LOVEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt