ACHT

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Nach einer Dreiviertelstunde stehe ich jedoch schon am Treffpunkt. In meinen Händen halte ich eine Tüte mit den Gummistiefeln, und eine mit den Marshmallows, leckeren saure Bonbons und süßem Popcorn.

Ich habe noch etwas Zeit, aber Essengehen möchte ich jetzt nicht mehr, denn Hunger habe ich keinen. Also nehme ich den Bon von gestern aus meiner Hosentasche und werfe ihn in den Mülleimer, der in meiner Nähe steht.

Ich spüre schon vereinzelte Tröpfchen, die nacheinander auf meinen Kopf platschen. Normalerweise sollten die anderen bald hier sein. Hoffe ich zumindest, denn der Regen wird von Minute zu Minute stärker. Meine Schuhe saugen sich schon langsam aber sicher mit Wasser voll und das ist alles andere als ein schönes Gefühl. Ich meine, ich könnte mich wo unterstellen, aber da, wo ich es könnte, habe ich eine schlechte Aussicht auf unseren Treffpunkt. Nun ja, und die Gruppe möchte ich halt auch nicht verpassen.

Da fällt mir gerade ein, ich habe ja eine Regenjacke und Gummistiefel! Der gute Instinkt meiner Mutter – keine Zweifel. Rasch habe ich meine Schuhe von meinen Füßen getreten und schon schlüpfe ich die höhen Stiefel und den Regenmantel. Nun müsste ich kaum mehr zu übersehen sein. Dieses Quietschgelb sieht fabelhaft aus und passt ausgezeichnet zu den Entchen. Regen hin oder her, Mode muss sein.

Langsam trudeln meine Leute ein. Alle sind mit Regenschirmen ausgestattet. Ja, ein Schirm wäre jetzt auch nicht schlecht. Aber wie sagt mein Opa immer? Wie bestehen nicht aus Zucker. Wo er recht hat, hat er recht. Außerdem liebe ich Regen. Wenn es regnet, bin ich total in meinem Element. Als ich noch klein war, sind Mum, Dad und ich immer dann rausgegangen, wenn sich alle in ihre Häuser verzogen haben.

Um Punkt drei Uhr sind schließlich alle da. Wir plaudern noch ein bisschen miteinander, zeigen her, was wir uns Schönes geleistet haben und machen uns dann schlussendlich auf den Heimweg.

Doch ich bleibe stehen und halte auch Mr Parker ab zu gehen, in dem ich ihn am Saum seines T-Shirts festhalte. Er hält an und betrachtet mich abwartend mit erhobenen Augenbrauen. „Was ist denn?"

Ich lasse das T-Shirt los und schaue zu Boden. „Ich... ich habe eine

Einkaufstasche vergessen."

„Aber die können wir doch morgen holen, es schüttet wie aus Kübeln", versucht er mich zu überzeugen. Ich bin stur, bei mir kommt er so nicht weit.

„Nein", schreie ich gegen den Lärm des Regens an. „Da drinnen sind sehr, sehr wichtige Einkäufe. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn die verloren gingen." Ich sehe ihn flehend an.

Er will etwas erwidern, doch er merkt, dass das nichts bringen würde. Kurz dreht er sich zur Gruppe um, die uns mittlerweile anstarrt. Er rennt nach vorne zu Podalsky.

Sie reden etwas.

Sie sehen zu mir.

Mrs Podalsky sieht ihn nachdenklich an. Schließlich nickt sie.

Vom Regen völlig durchnässt läuft er auf mich zu. Ich kann es nicht ganz klar erkennen, aber ich vermute ein kleines Lächeln auf seinen Lippen entdeckt zu haben. Hinter ihm geht die Klasse im Eiltempo nach oben zum Lager.

James' Klamotten sind komplett nass. Der Wind drückt sie ganz an seinen Körper ran, sodass sich jeder einzelne Muskel darauf zeichnet. Von seinem Haar fließt ein kleiner Bach zu Boden und kleine Tropfen bilden sich an seinem Kinn und seiner Nase. Die Tröpfchen, die an seinen Wimpern hängen, betonen sie gerade genug stark, dass es fast so aussieht, als hätte er sich heute Morgen Mascara raufgepappt.

Nun steht er nahe bei mir. Er nimmt meine Hand und läuft unter ein Dach, nicht weit von hier.

Wir stehen da.

Eng zusammen.

Ich kann seinen Herzschlag hören.

Seine Brust hebt und senkt sich bei jedem Mal.

Dann drückt er mich weg, schiebt mich sachte zur Seite und verschränkt seine Arme. „Also, wo hast du diese Einkaufstasche zuletzt gesehen?"

Das ist mir jetzt dann doch ein bisschen unangenehm. Ich kaue auf meiner Unterlippe. „Na ja, wissen Sie, eigentlich gibt es nicht wirklich... eine vermisste Einkaufstasche."

Sein mahnender Blick verrät mir, dass das keine allzu gute Idee war ihn an der Nase herumzuführen. Bevor er irgendetwas sagen kann, meine ich: „Ich kann das erklären, wirklich!" Ich zupfe nervös an meinem Kleid. „Ich wollte... ich habe es wegen uns getan! Nie können wir alleine sein! Sonst gibt es immer jemanden, der... der uns in die Quere kommt. Und dann fällt Ihnen wieder ein, dass Sie mich ja eigentlich gar nicht lieben dürfen."

„Was auch stimmt", wirft er ein.

„Und deswegen weisen Sie mich immer zurück?"

„Ich weise dich nicht zurück, Sky. Andere Lehrer hätten dich schon längst nach Hause geschickt, wenn du mit ihnen so weit gegangen wärst wie mit mir." Er berührt meine Schulter. 

FORBIDDEN LOVEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt