ACHTUNDZWANZIG

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Man stelle sich den Kerl mit schwarzen Haaren vor :D

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Er lehnt nun an der Maschine und sieht mich an. Er hat sich wieder eine Kippe geschnappt und sie angezündet. Wenn er einen Zug nimmt, schließt er genüsslich die Augen und atmet dann wieder langsam aus. Fast will ich gar nicht tschüss sagen, weil ich mich nicht von ihm trennen will. Aber ich muss. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu, sodass sich unsere Fußspitzen berühren. Er drückt mich an seine Brust und ich schmiege mich fest an ihn. Es rüttelt mich ein bisschen durch, als er die Zigarette zur Seite wirft und draufsteigt.

Der Anzug sieht an ihm so sexy aus, dass ich ausrasten könnte. Vor allem zu seinem schwarzen, zerzausten Haar. Und wenn er dann auch noch eine raucht. Wahnsinn.

Er lässt mich los und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Mit den Daumen streicht er über meine Wangen, dann beugt er sich zu mir herunter und wir küssen uns. Nicht so wie vorher, sondern viel intensiver, weil wir nun Abschied nehmen müssen. Er riecht nach Rauch und irgendwie schmecke ich es auch. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn sein Parfüm macht das wieder wett.

Wir verschränken unsere Finger ineinander. Ich höre sein Herz schlagen. Bumbum, Bumbum, Bumbum. Ich seufze.

„Die zwei Tage mit dir waren echt toll", ich drücke ihn fester. „Du bist ein guter Koch."

„Das finde ich auch."

Ich lehne mich nach hinten, um ihn mit hochgezogener Augenbraue ansehen zu können. „Dass du ein guter Koch bist?"

„Dass ich die Tage mit dir genossen habe."

„Ich werde dich vermissen."

Er lacht. „Es sind doch bloß zwei Tage, bis wir uns wiedersehen."

Ich zucke meine Schultern und runzle meine Stirn. „Zwei Tage können sich wie eine Ewigkeit anfühlen, weißt du?" Bevor ich mich zurückhalten kann, flüstere ich: „Ich frage mich, wie ich es nur mein ganzes Leben lang ohne dich aushalten konnte."

Eine Zeit lang stehen wir einfach nur so da und halten uns in den Armen. Ich lausche Miguels ruhiger Atmung. Fühle, wie seine Brust sich hebt und wieder senkt. Ich nehme den Moment mit ihm ganz wahr und ziehe seinen Duft das letzte Mal ein. Ich liebe ihn...

Nachdem wir uns voneinander gelöst haben, er weggefahren ist und ich ihm solange nachgeschaut habe, bis er nicht mehr zu sehen war, schlendere ich langsam zurück zu meinem Haus.



Heute ist Montag, was so viel bedeutet wie: ich werde ab heute wohl wieder von meinem scheiß Wecker geweckt. Freudensprünge. Ich kann mich gerade noch zurückhalten um nicht glücklich aus dem Fenster zu springen.

Ich sitze mit Mum und Dad am Tisch und beiße genussvoll in die Nutella-Palatschinke hinein. Sie ist so heiß, dass hinten schon das dampfende Nutella auf meinen Teller tropft. Alter, Diät wäre nichts für mich. Denn, wenn das hieße, ich müsse auf solch einen Gaumenschmaus verzichten und als Ersatz geriebene Karotten in Salat essen, würde ich lieber fett werden wollen.

Zwischen hungrigen Bissen blicke ich kurz auf die riesige Wanduhr oberhalb des Herds. Mir bleibt vor Schreck ein Stück Palatschinke im Hals stecken. Mit hochrotem Kopf huste ich es wieder hoch. Meine Mutter klopft mir auf den Rücken, was irgendwie nie etwas hilft, aber sie zeigt damit Hilfsbereitschaft. Ich schlucke das Stück wieder runter und schultere meine Schultasche während ich dabei bin mich von diesem Anfall zu erholen. Doch dazu bleibt mir nicht viel Zeit, denn in knapp fünf Minuten müsste ich eigentlich schon beim Bus sein und bis ich mir meine Schuhe angezogen habe, dauert es genauso lange.

In der Garderobe sehe ich nochmal auf die Uhr, aber diesmal die um mein Handgelenk, und stelle mit Erstaunen fest, dass ich genau zwei Minuten gebraucht habe um vom Esszimmer, das, nebenbei bemerkt, direkt nebenan ist, bis zur Tür zu gehen. Gut, ich habe noch schnell den Rest meiner Palatschinke mit Not in meinen Mund gestopft. Aber, zwei Minuten?

Ohne zu überlegen renne ich aus der Haustüre, geradewegs der Straße entlang. Ich hätte auch mein Fahrrad nehmen können, aber das steht in der Garage und ein dazugehöriges Schloss habe ich nicht. Auch egal. Ich bin in Sport ein Ass. Im Gegensatz zu manch anderen Schülern trete ich den Sportunterricht mit natürlicher und gerechtfertigter Euphorie an.

Ich schlucke schwer. Am Donnerstag haben wir wieder Turnen. Was heißt, dass ich Mr. Parker gegenübertreten muss. Mir bleibt nichts Anderes übrig. Irgendwie fühle ich mich nicht wohl bei dem Gedanken, dass ich in kurzer Hose und Tank-Top vor seinen Augen, unter seinen Anweisungen turnen muss. Mit all den anderen Mädels, die uns knutschen gesehen habe. Das ist das Peinlichste, was mir jetzt passieren könnte. Unwillkürlich werden meine Schritte kleiner und mein Tempo verlangsamt sich. Verdammt. Das habe ich total vergessen. Oder es einfach versucht so gut wie möglich zu verdrängen. Mit Erfolg, aber das Problem ist damit auch nicht gegessen. Ich habe jetzt ja nicht mal mehr genügend Zeit um mir irgendetwas einfallen zu lassen. Ich kann ja schlecht schon wieder sagen, dass ich nicht Sport machen kann, weil ich meine Tage bekommen habe. Nicht nur, dass es auffällig wäre. Sondern auch, dass habe ich mich letztes Mal schon damit entschuldigt habe. Aber da hatte ich wirklich meine Erdbeerwoche. 

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