Werd' erwachsen, kleines Mädchen

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Und sofort als ich die Wohnung betrat überkam mich das vertraute Gefühl der Paranoia.

Ich schloss die Tür und ließ mich langsam zu Boden gleiten. Meine Tasche fiel mir aus der Hand und ich hörte etwas zerbrechen. Na toll. Mit einem unterdrückten Schluchzer versteckte ich meinen Kopf zwischen meinen Knien, schlang meine Arme darum und kniff die Augen ganz fest zusammen.

Beruhig dich. Es ist NIEMAND in der Wohnung. Niemand wird vor dir auftauchen. So wie bei den anderen Malen auch, wo du dich vor lauter Panik nicht mehr rühren konntest. Es ist noch nie etwas passiert. Sei nicht so lächerlich. Du wirst bald 20. Benimm dich nicht wie so ein verdammtes kleines Kind! Als hätten andere in deinem Alter solche Probleme! Kannst nicht mal alleine sein du dummes fettes Mädchen. Oh ja und hässlich hatte ich vergessen. Egal was du machst, dumm, fett und hässlich wirst du immer bleiben! Wundert es dich wirklich warum dich keiner mag? Wer will denn bitte schön so etwas Gestörtes wie dich?

Nun schrie ich auf. Ich konnte diese Gedanken nicht länger ertragen. La la la. Ich hielt mir die Ohren zu und wippte hin und her.

Als würde das helfen.

Ich fing an laut zu schluchzen. La la la. Tränen kullerten über mein Gesicht.

Lächerlich.

Ich wischte sie ärgerlich fort und verpasste mir eine Ohrfeige. "Reiß dich verdammt noch mal zusammen und steh jetzt auf!", sagte ich, diesmal laut.

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