Ich fühlte mich frisch und ausgeruht als mich die Geräusche des Fernsehers weckten. Es lief gerade How I met your Mother. Super Serie um auf andere Gedanken zu kommen.
Weg von den scheiß Felix-hat-nun-eine-Freundin-obwohl-er-mir-gesagt-hat-er-will-keine-Beziehung Gedanken.
Als ich so Barney Stinson beobachtete, der schon wieder von seiner neuesten Eroberung prahlte, fiel mir Alex ein, weil der ja immer genauso sein wollte wie Barney und ihm auch dementsprechend nachgeeifert hat.
Heute war Alex' erster Arbeitstag auswärts. Ich überlegte, ob ich ihm schreiben sollte oder nicht, beschloss dann aber, ihn später am Abend zu fragen wie es gelaufen war.
Es war schon früher Nachmittag, aber von Lilly und meiner Mutter noch immer keine Spur.
Zum Glück.
Ich hoffte nicht so fertig auszusehen wie ich mich fühlte, jedoch wusste ich dass mein Gesicht verheult und meine Augen verquollen waren und ich war froh das mich meine kleine Schwester nicht so sah.
Ich musste doch stark sein.
Ich musste ihr ein gutes Vorbild sein.
Ich musste mich um sie kümmern, um Beide.
Ich war doch verantwortlich für sie.
Vielleicht kannst du ja deswegen nicht von Zuhause weg.
"Das habe ich mir auch schon gedacht.", flüsterte ich mir zu und griff nach meinem Handy.
Es war Zeit all die besorgten Nachrichten meiner Freunde zu beantworten.
Ich wollte jetzt nichts genaueres erklären, mir war einfach nicht danach zumute, also beließ ich es dabei, ihnen allen einen traurigen Smiley zu schicken.
Komischerweise wollte ich, als ich herausfand das Felix nun eine Freundin hatte, mit jemanden darüber reden, doch inzwischen wollte ich es einfach nur vergessen. Ich wollte das mich alle in Ruhe ließen.
Der restliche Tag verging quälend langsam. Irgendwann gegen Abend kamen Lilly und meine Mutter, von wo auch immer, zurück und ich verkrümelte mich in mein Zimmer um dort weiter depressiv vor mich hin zu gammeln.
Ich wollte keine Gesellschaft und schon gar keine Aufmunterung.
Da ich mich zu rein gar nichts motivieren konnte, lag ich also in meinem Bett und wartete bis die Stunden vergingen und es spät genug war um schlafen zu gehen.
Irgendwann fiel mir ein, dass ich doch Alex schreiben wollte.
Na gut, ich hatte ja für einen Tag sowieso schon genug Trübsal geblasen, also konnte ein bisschen Ablenkung nicht schaden.
Na Alex? Wie war dein erster Arbeitstag? :)
Ich wartete und wartete.
Als ich mein Handy schon frustriert zur Seite werfen wollte, signalisierte es mir mit aggressivem Vibrieren, die Ankunft einer Nachricht.
Ja alles gut, ich fühle mich nur ein wenig überfordert. Wie geht es dir?
Oha, sehr nett dass er mich fragte wie es mir ging. Das tat er sonst nie. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen.
Warum überfordert?! Ja danke, es geht ..
Diesmal kam seine Antwort in nur wenigen Sekunden.
Es ist stressig.
Naja, als Koch ist es ja nie leicht, aber das kommt doch alles mit der Zeit :)
Ich versuchte ihn ein bisschen aufzubauen, denn ich dachte, nicht mal für ihn, der immer so cool und taff tat, war es leicht plötzlich für immer von Zuhause wegzubleiben und noch dazu so weit weg.Da hätte ich mir doch für den Anfang eine Arbeitsstelle in der Nähe gesucht und nicht 5 Stunden Fahrzeit von daheim entfernt.
Ach. Das weißt du, dass das mit der Zeit kommt? Woher das?
Okay. Das saß. Ich starrte erstmal fassungslos auf den Bildschirm. Ja gut, ich war ein Angsthase, aber nicht jeder fing doch schon mit 15 neben der Schule zum Arbeiten an. Und Gastgewerbe war doch auch nicht jedermanns Sache. Oder?
Alex wusste das ich Angst hatte. Das ich Panik vor Neuem hatte. Das ich mich so lange wie möglich vor dem richtigen Arbeiten drückte, weil mir die Angst im Magen saß. Sie lähmte mich und ohne es zu wollen, ohne einen richtigen Grund, musste ich mich andauernd übergeben. Auch wenn es mir scheinbar besser ging, sah mein Magen das oft nicht so und zwang mich anders zu sein. Selten zu Partys zu gehen, selten überhaupt irgendwohin zu gehen.
Ich hatte so schreckliche Angst.
Angst mich wieder vor allen Leuten übergeben zu müssen, wie vor 6 Jahren.
Ich war eine tickende Zeitbombe.
Und all das wusste Alex und trotzdem schrieb er so etwas?
Ich sah ihn direkt vor mir, sein hämisches Grinsen auf den Lippen.
Warum hackte er auf mir herum? Ausgerechnet er. War es denn gelogen? Brauchte man nicht überall eine gewisse Eingewöhnungszeit?
Ich hatte es so satt, dass jeder andauernd auf mir herumtrampelte oder mich grundlos anmaulte.
Ich hatte es ja alles so satt.
Oft wäre ich am liebsten ganz alleine, ohne Freunde, ohne Bekannte, ohne irgendjemanden.
Ohne all diese Menschen, die auf mich herabsahen und mich belächelten.
Ohne all diese spöttischen Gesichter, die dachten, ich würde es nie zu etwas bringen.
Einfach nur ich alleine.
Einfach nur Ruhe.
Ohne das ich mich ständig verteidigen musste.
Lasst mich doch einfach alle mal in Frieden leben.
Und vielleicht einmal, nur ein einziges Mal, ein bisschen glücklich sein.
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Werd' erwachsen, kleines Mädchen
Random"Ich fühle mich einsam. Allein. Warum bin ich nur so? Ich möchte gerne anders sein. Besser. Irgendwann werde ich es euch allen beweisen!" Das Leben der 19-jährigen Sissi wird nur von einem Wort beherrscht: Angst. Die Angst zu versagen, Angst vor der...