Mittlerweile war ich schon einige Monate Schwanger und fast genauso lang wie ich schwanger war, habe ich meinen Ehemann nicht gesehen. Onur und Ajla gingen zusammen mit mir meine Schwiegereltern besuchen, aber Fatih fanden wir nie vor. Noch nicht einmal in der Firma sah Onur ihn.
Ich betrachtete mich im Spiegel und musste Grinsen. Ich hatte mich an das Kind in meinem Bauch und an das Leben bei Ajla und Onur gewöhnt. Ich war keine Sklavin, sie behandelten mich wie einen Menschen. Sie behandelten mich so, wie ich es verdient hatte.
Vorsichtig strich ich über meine vier Monate alte Kugel. „Mein kleiner Prinz.", flüstere ich und war einfach nur glücklich. Noch niemand wusste, dass es ein junge wird. Ich wollte es niemandem erzählen, weil ich Angst davor hatte, dass sie mich wieder zu sich nach Hause nehmen. Ich möchte da nicht mehr hin. Ich möchte da nicht mehr leben.
Schnell schüttelte ich meine Gedanken weg und zog mich an, dann schloss ich die Tür auf und lief vorsichtig die Treppen runter. „Guten Morgen Ajla.", wünschte ich ihr und setzte mich an den Tisch. „Guten Morgen Leila. Du strahlst ja.", stellte sie fest. „Ich bin auch sehr glücklich die letzten Wochen.", gestand ich ihr. „Ich habe meinen Seelenfrieden gefunden, aber eine Sache belastet mich trotzdem.", sie sah mich fragend an. „Was denn?", wollte sie wissen. „Falle ich dir und Onur zur Last?", sie sah mich entgeistert an. „Nein, tust du nicht. Wir sind froh, dass du hier und nicht bei Fatih im Haus bist. Onur ist zwar noch nicht dazu gekommen mit Fatih zu reden, aber er möchte das mit der Scheidung und der Unterstützung durchziehen, auch wenn seine Eltern nicht glücklich darüber sein werden.", Scheidung. Bei dem Wort lief es mir kalt den Rücken entlang. Ich habe noch immer Gefühle für Fatih und wenn ich dann daran denke, dass ich unsere Ehe einfach so an den Nagel hänge graut es mir. „Aber du musst dich auch entscheiden und dir sicher sein Leila. Wenn du die Scheidung wirklich willst, dann musst du sie durchziehen ohne diese Zweifel, die man in deinen Augen sehen kann.", kurz blickte ich auf meine Hände und dann wieder zu ihr. „Ich trage einen Jungen.", sie riss ihre Augen auf und schüttelte ihren Kopf. „Ajla, die Scheidung zu diesem Zeitpunkt wäre unbedacht. Es ist ein Junge, er wird mir mein Kind wegnehmen, wenn ich ihn verlasse. Ich möchte das nicht.", meine Augen füllten sich mit Tränen und weg war die Freude. „Ich, ich...", fing sie an zu stottern. „Verdammt.", sagte sie und stütze ihren Kopf auf ihrer Hand ab. „Weiß du jetzt wieso mir alles so schwer fällt.", sie nickte. „Wir werden schon eine Lösung finden.", sprach sie mir Mut zu, die ich seitdem ich das letzte Mal bei meiner Frauenärztin war, schon verloren hatte.
...
„Snaho (Schwägerin), ich konnte mit Fatih noch immer nicht sprechen. Er ist seit zwei Tage wieder in der Firma, aber er blockt alle Gespräche ab.", informierte mich Onur. „Du musst nicht mit ihm reden Onur. Es würde sowieso keinen Sinn ergeben. Er hat seine eigene Meinung und er ist Stur, das wird nie etwas. Außerdem wird alles nur noch mehr eskalieren, wenn er erfährt, dass er einen Sohn bekommt. Er wird mit allen Mitteln versuchen mir das Kind wegzunehmen und das möchte ich verhindern. Ich möchte mein Kind bei mir behalten. Es soll bei mir aufwachsen und nicht bei ihm. Deswegen ist eine Scheidung, zum jetzigen Zeitpunkt undenkbar.", erklärte ich ihm. „Ich versteh, du spielst auf den Ehevertrag an. Ja du hast recht, eine Scheidung oder Protest von dir aus, würde ihn nur verärgern und das sollten wir vermeiden. Zumindest jetzt.", ich nickte und nippte an meinem Tee. „Wenn er schon nicht nach mir fragt und es ihn auch nicht interessiert wie es mir geht, hat er wenigstens nach seinem Kind gefragt?", wollte ich von Onur wissen. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass er es getan hat.", gestand er mir und ich nickte. Eine andere Antwort hatte ich auch nicht erwartet. „Könnte ich dein Handy haben, ich müsste ihn etwas fragen?", fragte ich Ajla. „Hier. Willst du hier telefonieren, oder in deinem Zimmer?" „Lieber im Zimmer.", ich stand auf und lief auf mein Zimmer. Mit zittriger Hand entsperrte ich das Handy und suchte die Nummer von Fatih. Ich atmete tief ein und aus und drückte auf seinen Namen, um die Nummer zu wählen. Es klingelte einige Male und genau dann, als ich wieder auflegen wollte, hörte ich seine Stimme.
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Hoffnungsschimmer
RomanceDie Höhen und Tiefen im Leben einer liebenden Frau und eines verlorenen Mädchen. Die Geschichte beschreibt das Leben der 23 Jahre alten Leila, welche schon früh erfahren musste, was es heißt, wenn man nur Mittel zum Zweck ist. Sklaverei, Hass, Liebl...