VIERUNDDREIßIG

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„Fatima mach langsam du tust dir noch weh.", rief ich meiner vier jährigen Tochter hinterher, als sie die Stufen runterrannte. Ich lief ihr hinterher, doch so leicht fiel er mir dann doch nicht. „Mama du bist langsam.", sagte meine kleine zu mir. „Deine Mama muss aufpassen, weil sie deinen kleinen Bruder im Bauch hat.", versuchte ich ihr zu erklären. Als ich zu ihr kam. „Mama wie passt er denn da rein?", fragte sie und sah zu meinem Bauch. „Mein Bauch wächst, damit er da reinpasst, weil er in meinem Bauch auch wächst und das isst, was ich esse.", sie sah mich mit großen Augen an. „Aber Mama", sie hielt kurz Inne, „Wie kommt er denn da rein?", ich riss meine Augen auf. „Hast du ihn etwa gegessen?", auch sie riss ihre Augen auf und sah dann in mein Gesicht, ich jedoch musste lachen. „Nein, ich habe ihn nicht gegessen. Wenn du deinen Ehemann stark genug liebst, dann kommt ein Baby in deinen Bauch.", erklärte ich ihr, ohne auf weitere Details eingehen zu müssen. „Komm jetzt gib mir deine Hand, Papa kommt gleich von der Arbeit und wir müssen Essen machen.", sie reichte mir ihre Hand und wir liefen in die Küche. Sie stellte sich auf ihren Hocker neben mich und ich gab ihr das Geschirr, welches in ihrer Küche stand, außerdem legte ich ihr etwas Gemüse hin und ließ sie machen, während ich das Essen zubereitete und mich mit ihr unterhielt. „Wie war es heute im Kindergarten?", sie verzog ihr Gesicht. „Keno kneift mir immer in die Wangen und sagt, dass ich süß bin.", sagte sie. „Wer ist Keno?", hinterfragte ich. „Der große Bruder von Mira, er bringt sie immer zum Kindergarten. Mama Mira hat keine Mama, wieso?", fragte sie mich. Als sie mich das fragte, fragte ich mich selber, ob meine Tochter wirklich erst vier ist. Miras Mama starb an einer Hirnblutung kurz vor Miras erstem Geburtstag, deswegen bringt ihr Bruder Kenan sie zum Kindergarten und ihr Vater holt sie ab. „Fatima weiß du ALLAH hat einen Engel zu sich geholt. Miras Mama war sein Engel und er hat sie bei sich gebraucht. Deswegen musste Miras Mama alles hinter sich lassen und zu ihm gehen. Aber Mira hat ihren großen Bruder und ihren Papa. Und die lieben sie doch auch sehr.", sie nickte und vertiefte sich in ihre Arbeit.

Als das Essen fertig und der Tisch gedeckt war, setzte ich Fatima auf ihren Stuhl und öffnete Semir wie immer pünktlich die Tür. Er gab mir erst einen Kuss auf die Stirn und dann auf die Lippen und lief dann zu unserer Tochter, welcher er auch einen Kuss auf die Stirn gab und sich die Hände waschen ging. „Wie war es auf der Arbeit Schatz?", fragte ich ihn und füllte essen auf seinen Teller. „Anstrengend, die neuen Kunden wollen nicht so Kooperieren, so wie ich will.", ich strich über seine Hand und lächelte ihn an. „Das geht auch vorbei Schatz, du bekommst das schon hin.", er lächelte mich auch an. Gemeinsam aßen wir und während ich das Geschirr wegräumt, duschte Semir unsere kleine Tochter. Als ich fertig war begab ich mich zu den beiden. „Wie sieht es denn hier aus?", fragt ich und stemmte die Hände die Hüften. „Mama wir spielen.", sagte sie und pustete den Schaum des Shampoos zu mir rüber. „Na warte du kleine Hexe.", ich lief zu den beiden, kniete mich hin und spielte mit ihnen.

Frisch geduscht, lief ich mit der kleinen auf ich Zimmer und ließ Semir das Badezimmer kurz trocknen und aufräumen. In ihrem Zimmer trocknete ich Fatima ab, cremte sie ein, zog sie an und föhnte ihr die Haare, anschließend flocht ich ihre Haare und legte sie ins Bett. „Mama ich möchte die kleine Meerjungfrau hören.", ich nahm das Buch raus, legte mich zu ihr und las ihr daraus vor, bis sie einschlief. Ich fuhr das Licht runter und sah ihr vom Türrahmen aus beim Schlafen zu. „Sie ist uns echt gut gelungen.", flüsterte Semir mir ins Ohr. „Ja, das ist sie.", entgegnete ich und wieso auch immer kamen mir die Tränen. Ich lief noch einmal auf meine Tochter zu, roch an ihr und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, ohne sie zu wecken.

Als wie uns an der kleinen Sattgesehen haben, setzten wir uns ins Wohnzimmer, wo ich schon merkte, wie unruhig der kleine wurde. „Oh.", sagte ich und sah dann zu Semir. „Was ist?", fragte er. „Ich glaube Emir will raus.", sagt ich und verzerrte sofort darauf mein Gesicht. Er sprang auf und lief zum Telefon, wo er seine Mutter anrief, sodass sie vorbeikommt, um auf die Kleine aufzupassen. Zehn Minuten später saßen wir im Auto und fuhren zum Krankenaus. Ich hielt meinen Bauch fest und spürte Schmerzen, die schlimmer waren, als die bei Fatimas Geburt. „Semir fahr schneller, etwas stimmt nicht.", ich fing vor Schmerzen an zu weinen und verlor immer mehr und mehr mein Bewusstsein. „Bleib wach Leila.", ich atmete Schwer und sah zu ihm. „Semir ich liebe dich so unnormal sehr.", flüsterte ich und bekam nur mit, wie man mich für die Geburt vorbereitete, da ich nicht genug Kraft für eine normale Geburt hatte, bereitete man mich für einen Kaiserschnitt vor. Semir war die ganze Zeit neben mir. Ich jedoch spürte noch immer, dass etwas gewaltig schieflief. „Semir versprich mit bitte eine Sache.", ich sah schwach zu ihm. „Leila, bitte mich um keine Versprechen. Wir halten gleich Emir in den Armen.", sagte er. „Bitte Versprich mir, dass du auf die Kinder und dich aufpassen wirst, falls mir was geschehen sollte.", mit Tränen in den Augen sah ich ihn an und wartete auf eine Antwort. Auch seine Augen füllten sich mit Tränen und er nickte nur, da er sehr wahrscheinlich einen Kloß im Hals hatte. Wir spürte, wie sie ihn rausnahmen, bekam noch mit wie Semir die Bauchnabelschnur durchschneiden sollte und wie der kleine Stärker anfing zu weinen, als man ihn mir auf die Brust legte und genau in dem Moment verlor ich mein Bewusstsein.

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