SIEBZEHN

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„Ich habe um 17 Uhr Feierabend."

„Gut, dann komm ich dich um 17 Uhr abholen."

„Darfst du noch Autofahren?"

„Ja, darf ich noch bis zum siebten Monat. Danach wurde mir geraten das Autofahren einzustellen."

„Ach so. Bis 17 Uhr dann."

Ich legte auf, trank meinen Kaffee aus und begab mich zu meiner Gruppe mit den kleinen Kindern. Ich schaute ihnen beim Spielen zu. Ich liebe diesen Bereich, kleine Kinder bis drei Jahre. Welche, die teilweise noch immer bemuttert werden müssen und dann welche wiederum, denen man die Windel wechseln und die man zum Schlafen legen muss. Ich ging auf bei meiner Arbeit. Ich liebe es einfach mit den ganzen Kindern zusammenzuarbeiten. Hier kann ich einfach so sein, wie ich bin, ohne mich verstellen zu müssen. Und wenn es sogar sein muss, kann ich hier wieder Kind sein. „Leila?", rief mich eines der älteren Kinder aus einer anderen Gruppe. „Ja?", schenkte ich ihr meine Aufmerksamkeit. „Bist du verliebt?", fragte sie mich mit einem frechen Grinsen und trat an mich heran. „Wie kommst du darauf?", wollte ich von ihr wissen. „Mama liebt Papa. Wenn ein Mädchen einen Jungen liebt, musst du doch auch verliebt sein?", erklärte sie mir eine Schlussfolgerung. „Um verliebt zu sein braucht man einen Partner. Deine Mama hat deinen Papa, deine Oma hat deinen Opa und ich habe keinen Partner, also bin ich auch nicht verliebt.", versuchte ihr einem fünf jährigen zu erklären, wieso ich nicht verliebt war. „Und wozu braucht man einen Partner?", ich nahm sie auf meinen Schoß. „Man braucht einen Partner, um mit ihm alles Teilen zu können, um einen Freund zu haben, der für einen da ist und der vor allem gerne für einen da ist.", sie sah mich mit großen Augen an. „Um seine Süßigkeiten und sein Eis mit ihm zu teilen?", ich lachte. „Ja genau.", sie sah mich lächelnd an. „Dann ist also Tim mein Partner.", sie sprang von meinem Schoß und lief raus, ich lief ihr nach, um zu sehen was sie macht. Sie lief zu Tim und sah ihn lächelnd an. „Du bist jetzt mein Partner und wir sind verliebt.", sagte sie ihm und nahm seine Hand. Ich musste über sie lachen und war über meine Aussage nur zu schockiert. All die Jahre hatte ich es vor mir und war blind. Ich habe es einfach nicht bemerkt. Erschüttert über meine Erkenntnis, lief ich zurück zur Gruppe und kümmerte mich um die Kinder, die alle nacheinander, je später es wurde, abgeholt worden sind.

Gegen 17 Uhr machte ich Feierabend, verabschiedete mich von allen und wartete vor der KiTa auf Ajla, welche keine fünf Minuten später vor mir stand. „Soll ich fahren?", fragte ich sie. „Oh ja bitte, mir ist schlecht geworden.", sie schaltete den Motor aus, schnallte sich ab und überließ mir das Steuer, nachdem wir uns richtig begrüßt hatten. „Wo sollen wir hinfahren?", wollte ich von ihr wissen. „Vapiano.", sagte sie entschlossen. „Gelüste?", hinterfragte ich lachend. „Oh ja.", ich startete den Motor und fuhr los. „Wie war dein Tag?", fragte sie mich. „Sehr lustig.", gestand ich ihr. „Wieso das denn?", hinterfragte sie. „Erzähl ich dir beim Essen, wie war dein Tag? Ist der Kleine auch schön aktiv?", sie schnaubte. „Zu sehr, manchmal tut es mir wirklich weh.", beschwerte sie sich und verstummte dann. Ich sah kurz zu ihr rüber. Ihr Blick hatte sich geändert. „Ajla alles in Ordnung?" „Ja, nur...", fing sie an und brach ab. „Es ist jetzt schon so lange her meine Liebe, bitte mach dir keinen Kopf mehr darum. Ja mein Kind lag leblos in meinem Bauch, Melajcat sa tobom i sa tvojim Djetetom (Seien die Engel mit dir und deinem Kind), aber ich habe es überstanden. Im Endeffekt war das tote Kind meine Karte aus dieser Familie und im Nachhinein meine Kraft.", erklärte ich. „Und solange dein Kind lebt und sich in die bewegt, solltest du froh sein und an dich denken, nicht an mich.", fügte ich noch an. „Ich weiß, aber da ich jetzt selber Gefühle bekomme, die vorher nicht da waren, kann ich in Ansätzen nahvollziehen, wie du dich gefühlt hast.", ich lächelte sie leicht an. „Mach dir keinen Kopf Ajla, es ist wirklich alles gut. Ich werde von jeder erdenklichen Seite unterstützt und das tut mir wirklich gut." „Das freut mich wirklich sehr Leila.", kurz nach unserem Gespräch im Auto waren wir auch schon bei Vapiano angekommen.

HoffnungsschimmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt