ACHT

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„So, so bist du also wieder zu Hause.", sagte meine Schwiegermutter, als sie zusammen mit ihren Töchtern, meinem und ihrem Ehemann durch die Tür kam. Aus Höflichkeit begrüßte ich alle, so wie es sich gehört und schon setzte sie sich ins Wohnzimmer. Ich hingegen lief in die Küche, legte Gläser und Getränke auf ein Tablett und brachte sie ins Wohnzimmer, dort bediente ich jeden und begab mich wieder in die Küche, um den Kaffee vorzubereiten, da ich wusste, dass mein Schwiegervater sehr gerne, wenn er von einer Reise kommt, einen Kaffee trinkt. Als auch dieser fertig war, brachte ich ihn ins Wohnzimmer, teilte ihn aus und setzte mich neben Fatih. „Wie war die Hochzeit? Waren viele Leute da?", fragte Fatih seine Eltern. „Sehr schön. Du hättest wirklich mitkommen sollen. Elza war wirklich enttäuscht. Aber ich weiß mein Sohn du hast dich geschämt ohne Frau dorthin zu kommen, deswegen bist du auch nicht mit uns gegangen. Ach mein armer Sohn, was sollst du ja auch anderes machen, mit so einer verzogenen Ehefrau an deiner Seite. Hättest du doch nur Edina geheiratet. Mit ihr wärst du besser dran gewesen.", ich sah sie erstaunt an. „Er hätte doch zur Hochzeit kommen können. Ich bin schließlich schwanger. Ich muss nicht zu jeder Hochzeit mitgehen.", sagte ich meiner Schwiegermutter und ignorierte die Aussage, dass mein Ehemann mit einer anderen Frau an seiner Seite besser dran wäre. „Du unverschämtes Pack, wer hat dir überhaupt erlaubt mit mir zu reden. Hast du auch noch das bisschen Anstand, was du besessen hast, verloren?", entsetzt blickte ich zu Fatih und erhoffte mir seine Unterstützung, doch er sagte nichts. Ich schwieg auch, denn ich wollte nicht mit einer Frau reden, die inkompetent war, eine normale Unterhaltung mit ihrer Schwiegertochter zu führen. „Jetzt schweigt sie auch noch und denkt sie sei etwas Besseres.", ich verdrehte nur meine Augen. Nie konnte man es ihr einfach recht machen. Immer hatte sie etwas auszusetzten und zu meckern. Kurz war es still, bis sie am Kaffee nippte. „Bah, noch nicht einmal Kaffee kann sie kochen. Was hast du bei deiner Mutter gelernt? Hat sie dir überhaupt etwas beigebracht? Wahrscheinlich hatte sie selber keine Erziehung und konnte dir dementsprechend auch nichts beibringen.", ich konnte innerlich und vor Wut bildeten sich Tränen in meinen Augen. Hilfesuchend blickte ich zu Fatih, aber wieder sagte er nichts. „Dass du über mich schlecht sprichst, kein gutes Wort über mich sagen kannst und mich nicht magst, das akzeptiere ich. Die Demütigungen, die Erniedrigungen, das Essensverbot und die Schläge, alles lasse ich über mich ergehen wirklich alles. Ich habe dich trotzdem respektiert. Aber Personen, die Töchter haben, selber Mutter sind und dann über andere Mütter schlecht reden, kann ich nicht respektieren. Meine Mutter ist mein Leben. Ich würde ohne auch nur darüber nachzudenken, mein Leben für sie opfern. Ich würde alles für sie tun und dann kommst du daher und sprichst schlecht über sie. Schämst du dich nicht als Mutter, die weiß wie es ist Kinder zu erziehen, über eine andere Mutter schlecht zu reden. Auch wenn du mich oder meine Familie nicht magst, kannst du mir mit Respekt entgegenkommen. Wenn ich alles andere nicht verdient habe, dann habe ich wenigstens Respekt verdient.", mehr wollte und konnte ich nicht sagen. Ich stand auf, sah noch einmal in die Runde und lief auf mein Schlafzimmer. Weinend setzte ich mich auf meine Fensterbank, deckte meinen Bauch mit einer warmen Decke ab, da er schmerzte und blickte aus dem Fenster.

Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, respektlos ihr gegenüber zu werden, aber irgendwann reicht es auch mir. Ich bin kein Stein. Ich bin ein Mensch mit Gefühlen und ich habe es verdient respektiert zu werden, egal wie sehr man mich nicht mag. Ich respektiere doch auch alle, obwohl sie mich wie ein Stück Dreck behandeln, wieso können sie dann nicht mich respektieren.

Immer und immer wieder wischte ich mir meine Tränen weg. Mir wurde schlecht, sodass ich aufstand und mich übergab. Ich konnte nicht einmal auf den Beinen stehen und ließ mich neben der Kloschüssel fallen. Vor Verzweiflung weinte ich. Ich hatte keine Kraft in den Beinen und mein Kopf tat mir weh. Fünf Minuten saß ich auf dem Boden, bis ich hörte wie meine Schlafzimmertür aufging. „Leila?", hörte ich Fatih nach mir rufen. Ich weinte und wollte aufstehen, doch ich konnte mich nicht zusammenreißen. „Leila?", wurde er lauter, bis er die Toilettentür aufriss und mich auf dem Boden sitzen sah. „Was machst du da?", ich sah ihn mit tränenunterlaufenen Augen an. „Hilf mir bitte.", sagte ich zu ihm. „Ich kann nicht aufstehen. Ich habe keine Kraft.", er kam auf mich zu und hob mich hoch. Dann setzte er mich im Schlafzimmer auf dem Bett ab und genau in diesem Moment kam meine Schwiegermutter rein. Sie lief auf mich zu, stellte sich vor mich und sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Du kleines Miststück. Kenne deinen Platz.", sie hob ihre Hand und ließ sie auf meine Wange nieder. Geschockt sah ich erst sie an, dann Fatih. Ohne auch nur ein Wort zu sagen verließ sie das Zimmer.

HoffnungsschimmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt