SECHSUNDZWANZIG

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Er lief auf meine Mutter zu und umarmte sie provokant. „Und deine Mama liebt mich mehr als dich.", er streckte mir die Zunge zurück aus und gab meiner Mutter einen Kuss auf die Stirn und ich schmolz dahin. „Wir lieben euch beide.", sagten unsere Mütter gleichzeitig. Semir und ich liefen aufeinander zu und stellten uns gegenüber. Ich sah verlegen auf meine Hände und spielte mit ihnen, während er mich grinsend ansah. „Hey Prinzessin.", sagte er und ich sah ruckartig rauf. Er gab mir nur auf die Schnelle einen Kuss auf die Lippen und rannte aus dem Zimmer. Meine Wangen wurden rot und ich sah ihm geschockt hinterher. Alle um mich herum fingen an zu lachen nur ich sah beschämt auf den Boden und kam mir vor wie ein Teenager, der zum ersten Mal verliebt war.

Ruhig setzte ich mich neben meine Mama und dachte über die Situation von eben nach. „Sie ist so versunken in ihren Gedanken und denkt immer nur an Semir.", hörte ich Nejla sagen und wurde somit aus meinen Gedanken gerissen. „Was hast du gesagt?", hinterfragte ich, weil ich nicht ganz mitbekommen hatte, was sie gesagt hat. „Ach nichts, schon gut. Wir können nachvollziehen wie es ist, so kurz vor der Ehe.", ich sah sie mit großen Augen an. Die anderen lachten nur.

...

Aufgeregt saß ich im Frisörsalon. Es fühlte sich so an, als sei es meine erste Hochzeit. Ich bin so fröhlich und niemand konnte mir das nehmen. „Gefällt dir die Frisur?", fragte mich meine persönliche Frisöse. „Ja, sie ist sehr schön geworden.", sie lächelte mich an und machte dann mein Make-Up.

Semirs Familie würde mich von zu Hause abholen, obwohl ich vorgeschlagen hatte, dass wir uns alle im Standesamt treffen. Dennoch wollte er einige Traditionen beibehalten.

Als wir alle fertig waren, fuhren wir nach Hause und zogen uns unsere Kleider an und warteten auf die Familie von Semir. Es war abgesprochen, dass sie nur vorfahren, Semir und einige andere kurz ins Haus kommen, mich abholen und dann fahren wir auch sofort weiter zum Standesamt, da wir unseren Termin recht früh hatten.

Als wir die Autos vorfahren sahen, stieg die Nervosität noch mehr an. Ich wartete im Wohnzimmer auf ihn, aber meine Familie ist seine an der Tür empfangen gegangen. Mit einem breiten Grinsen und in einem dunkelblauen, sehr schönen Anzug trat er ins Wohnzimmer. Ich schmolz bei seinem Hinblick dahin und konnte es einfach nicht abwarten seine Frau zu werden. Er reichte mir die Hand, zog mich zu sich, gab mir einen Kuss auf die Stirn und führte mich aus dem Haus. Draußen begleitete man uns bis zum Brautauto und schon fuhren wir alle zusammen Richtung Standesamt.

Dort angekommen begaben wir uns in einen extra Raum und warteten, bis es endlich Zeit war zum Standesbeamten zu gehen. Meine Hände zitterten vor Aufregung und mein Herz drohte zu platzen. „Ich fühl mich gerade wie 18.", gestand ich Semir, ehe wir uns auf den Weg zum Standesbeamten machten.

...

Nach der Eheschließung, applaudierten alle und beglückwünschten uns. Sofort darauf fuhren wir zum Saal, wo uns auch schon die Musikanten erwarteten. Den ersten Tanz machten Semir und ich. Danach wurde alles Kreuz und Quer getanzt. Von Volkstänzen, bis hin zu Paartänzen. Alles war dabei.

Abends schnitten wir unsere Hochzeitstorte an und ich schmiss meinen Blumenstrauß, der eigentlich auch nicht geplant war, aber meine Trauzeugin hatte ihn mitgebracht sodass ich ihn mitnehmen musste.

„Ich freu mich auf nachher.", flüsterte Semir mir ins Ohr, als wir dabei waren unsere Hochzeitstorte zu schneiden. „Was passiert denn nachher?", mache ich auf unwissend und versuchte die Tatsache zu überspielen, dass er mir mit dem flüstern des Satzes, eine enorme Gänsehaut verpasste. „Tu doch nicht so.", sagte er und piekte mir in die Seite. „Du hast schon. Jetzt erst einmal Pause.", mit aufgerissenen Augen sah er mich an. „Meinst du das ernst?", ohne zu lachen drehte ich meinen Kopf zu ihm. „Ja.", entgegnete ich. Er sah mich völlig entgeistert an. So als könne er meinen Worten keinen Glauben schenken. „Aber wir müssen unsere Ehe vollziehen.", protestierte er. „Das haben wir schon vorgezogen. Jetzt gibt es keinen Vollzug mehr.", ich sah ihn immer noch ernst an. „Leila, das kannst du doch nicht machen. Hätte ich das gewusst, hätte ich mich noch öfter an dich rangeschmissen vor der Hochzeit.", mit einem wütenden Blick sah ich ihn an. Was soll diese Aussage denn bedeuten, dass ich so leicht ins Bett zu bekommen bin. Es war sowieso schon ein Fehler, dass ich mich ihm vor der Ehe hingegeben habe. Aber das kann er nicht verstehen.

HoffnungsschimmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt