NEUNUNDZWANZIG

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Und schon wieder saßen wir im Flugzeug. Da ich kurz davor war meine Periode zu bekommen, ging mir Semir auf die Nerven weshalb ich bestand neben seiner Schwester und seiner Nichte zu sitzen. Ich hatte es ihm auch mit diesen Worten erklärt, weshalb er damit einverstanden war und ich in Ruhe neben einer Schwester sitzen konnte. Ich nahm die Kleine auf meinen Schoß und spielte etwas mit ihr. Als sie müde wurde, legte ich sie an meine Brust und so schlief sie ein. Ich versuchte gleichmäßig zu atmen und mich nicht viel zu bewegen, da ich sie nicht wecken wollte.

Sie ist so niedlich und so klein und zerbrechlich. Sie benötigt noch so viel Unterstützung und Hilfe. Wenn ich sie so auf meiner Brust schlafen sehe, wird mein Wunsch nach einem Kind noch größer. Ich schaffe es für einige Stunden diesen Drang sehr gut zu verdrängen, doch ich habe das Gefühl, dass ich es nicht mehr lange hinbekommen werde diese Emotionen und dieses Verlangen zu unterdrücken. Dadurch, dass ich ein totes Kind auf die Welt bringen musste, hat es eine sehr große Lücke in meinem Herzen hinterlassen und nur ein weiteres Kind, kann diese Lücke füllen. Was nicht heißt, dass ich den Verlust des Kindes und die Schmerzen vergessen werde. Oder dass das neue Kind mein totes Kind ersetzten wird. Denn dazu wird es nie kommen. Denn nichts und niemand wird mein erstes Kind, auch wenn es eine Totgeburt war, ersetzen können und niemand wird seinen Platz einnehmen können, nur die Leere und Sehnsucht in meinem Herzen wird ein gemeinsames Kind mit Semir füllen können, mehr nicht.

„Soll ich dir die Kleine etwas abnehmen?", fragte mich Merima. „Nein bitte lass sie liegen.", sie nickte und verstand sofort was Sache war. „Ich habe mit Semir gesprochen. Er lässt sich nicht umstimmen. Tut mir wirklich sehr leid für dich.", ich schloss kurz meine Augen und atmete tief ein und aus. „Ich respektiere das und habe wirklich Verständnis für seine Entscheidung. Ich wollte damals wo ich noch mit Fatih verheiratet war auch kein Kind, da ich nicht bereit war. Er wollte es auch nicht, bis ich stur wurde und mit Absicht keine Kinder haben wollte. Ich wurde dann ungewollt schwanger, konnte mich aber damit einfach nicht abfinden. Es war sehr schwer für mich zu akzeptieren, dass ich schwanger war, aber je größter das Kind in mir wurde, desto stärker wurde der Wunsch danach und die Liebe und Sorge um es. Und als ich es dann, Gott bewahre alle Kind, tot auf die Welt bringen musste, entstand eine Lücke in meinem Herzen, die die Sehnsucht nach einem Kind sehr groß macht.", erklärte ich ihr. Sie sah mich traurig an und wusste nicht, was sie sagen sollte und das konnte ich nachvollziehen, denn sie hatte schon mit Semir gesprochen, doch konnte nichts bewirken.

In Montenegro Angekommen, schnappten wir und zwei Taxis und ließen uns zu Papas Haus fahren. Die Fahrer luden unsere Koffer aus, wurde bezahlt und fuhren dann auch wieder weg. Ich lief meinen Schwiegereltern nach und betrat das Haus. Da ich mich nicht auskannte, zog ich meine Schuhe aus und wollte meinen Schwiegereltern nachlaufen, doch Semir hielt mich auf. „Unsere Wohnung ist Oben. Das hier und ist Mamas und Papas Wohnung.", verwirrt sah ich Semir an. „Ich dachte, dass wir alle zusammen in einem Haus leben würden.", er lachte. „Ja, aber meine Eltern unten und wir oben.", ich nickte und wollte meinen Koffer hochtragen, doch mein Schwiegervater und Semir übernahmen das Koffertragen schon. „Hier muss geputzt werden.", stellte ich fest, als wir die Wohnung betraten. „Es ist doch alles sauber.", kam es von Semir. „Es richt nach Staub, überall liegt Staub der weg muss, die Handtücher, die hier standen und die Bettwäsche müssen gewaschen werden und dann erst kann man hier wohnen." Er sah mich wie ein kleines Kind an. „Guck nicht so. Entweder gehst du jetzt Essen kaufen oder du bleibst hier und hilfst mir.", in diesem Moment klopfte es an unserer Tür. Ich öffnete sie und sah meinen Schwiegervater. „Kann ich kurz mit Semir sprechen.", ich nickte. „Natürlich komm doch rein.", er betrat die Wohnung und lief zu Semir. „Deine Mutter macht gerade einen Hausputz und hat mich und Alen raugeworfen, willst du mitkommen, wir gehen Nahrungsmittel und etwas Fertiges zum Essen kaufen.", Semir nickte. „Sehr gerne." „Deine Mutter hat uns auch schon ein Zeitfenster von zwei bis drei Stunden dafür verschrieben.", Semir und ich lachten, dann zog sich Semir seine Schuhe an und verabschiedete sich mit einem Kuss von mir.

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