Kapitel 3

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„Ich wohne hier. Hast du das etwa vergessen?" Grace schüttelte den Kopf bevor sie ihrer Mutter antwortete. „Nein, aber Dad hat gesagt, dass du heute später nach Hause kommst." Während die beiden miteinander sprachen, ließ ich meine Hände auf Grace Hüften genau dort liegen, wo sie waren. Grace machte keine Anstalten sie wegzuschieben oder von mir zurück zu weichen, stattdessen blieb sie bei mir stehen. Mir gefiel es sehr, dass es ihr anscheinend nichts ausmachte, was ihre Mutter darüber dachte. Mir gefiel es zu gut. Irgendwann würde Grace es nochmal schaffen mich mit ihrer liebevollen, tollen Art umzubringen.

„Da hat dein Dad wohl mal wieder was falsch verstanden. Morgen komme ich später nach Hause. Nicht heute." Ein Ausdruck huschte über Grace Gesicht, den ich nicht richtig deuten konnte, aber er sah nicht unbedingt gut aus. Sorge bereitete sich in mir aus. Sorge, die ich vielleicht besser nicht spüren sollte. Verdammt. Ich würde wegen ihr noch meinen Verstand verlieren, wenn ich das nicht schon längst habe.

„Das ist übrigens Brian.", erklärte Grace ihrer Mutter ohne mich anzusehen. „Hallo Mrs Parker.", begrüßte ich sie freundlich. „Hallo Brian. Schön dich kennenzulernen. Nenn mich doch einfach Darleen, das ist weniger formlich." Ich lächelte Darleen an, da ich diese Geste wirklich sehr nett fand und es mich freute, dass sie anscheinend kein Problem mit mir hatte. Bei Darleen und Grace sah man gleich, dass sie verwandt waren. Sie hatten beide diese umwerfenden Augen, die ich so sehr an Grace mochte. Dieses Blau in dem ich mich immer wieder verlor. In dem ich mich zu oft verlor.

„Bleibst du zum Abendessen?" Ich hatte mit dieser Frage überhaupt nicht gerechnet und dementsprechend brauchte ich kurz um mich zu sammeln. Allerdings kam ich gar nicht erst dazu zu antworten, da Grace bereits zu einer Antwort ansetzte. „Ja, er bleibt zum Essen." Ich sah sie irritiert an. Ich hätte nicht gedacht, dass sie die Idee gut fand, doch es freute mich. „Gut, dann mache ich gleich mehr. Geht doch einfach solange nach oben. Ich räume die letzten Sachen weg und mache dann Essen." Und schon zog mich Grace hinter sich her. Ich ließ sie einfach machen, doch als wir in ihrem Zimmer waren, war ich dann doch neugierig.

„Also warum wolltest du mich unbedingt so schnell in dein Zimmer bekommen?", flüsterte ich ihr ins Ohr bevor ich meine Hände wieder auf ihre Hüfte legte. Allerdings reichte mir das nicht und ich drehte sie zu mir um. Ich sollte es eigentlich besser wissen und ich sollte ihr nicht so nah kommen, aber ich wollte es. Ich wollte es in dem Moment mehr alles andere. Ich wollte in ihrer Nähe sein. Ich wollte sie und dass schon viel zu lange. „Ich wollte nur verhindern, dass meine Mom noch irgendwas Peinliches macht." „Und warum soll ich zum Essen bleiben?" Mein Daumen malte wie von selbst kleine Kreise oberhalb ihrer Hüfte durch ihr T-Shirt. Ich wusste, dass ich besser aufhören sollte. Mir war bewusst, dass sie sowas nie auch nur in Erwägung ziehen würde. Von ihrem Dad fang ich lieber gar nicht erst an, aber dennoch konnte ich nicht aufhören.

Sie hatte mich um den kleinen Finger gewickelt und das schon so verdammt lange. „Hör auf damit.", bat Grace mich mit ruhiger Stimme. „Womit?" „Damit." Sie legte ihre Hand auf meine und stoppte somit die Bewegungen meines Daums. „Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du das machst." Was hat sie da gerade gesagt? Meint sie etwa? Nein das konnte nicht sein. „Wieso?" Ich wollte es wissen. Ich wollte wissen, ob meine leisen Hoffnungen vielleicht doch wahr sein könnten oder ob ich es mir nur einbildete.

Sie sah hob ihren Kopf und blickte mir in die Augen. „Es macht mich einfach nervös und..." Sie beendete den Satz nicht. Sie brachte ihn einfach nicht zu ende. Das machte mich verrückt. Ich wollte wissen, was nach dem >>und<< noch folgte. „Und?" „Brian lass das." „Komm schon Grace sage es mir." „Ich kann nicht." „Warum?" „Weil...weil du gehen wirst, wenn ich es ausspreche." Ich legte den Kopf schräg und sah Grace einen Moment einfach nur an. „Ich werde nicht gehen, versprochen." „Können wir uns darauf einigen, dass ich es dir Samstag erzähle." Ich wollte es jetzt wissen. Jetzt sofort, aber ich wollte sie nicht drängen. Nie. Zu nichts. „Okay." „Danke."

...

Die Woche verging nur sehr langsam und ich überlegte fieberhaft, was ich Samstag mit Grace machen konnte. Freitag kam mir dann der perfekte Einfall. Zwei um genau zu sein. Ich wusste, dass Grace Eishockey mochte. Aus diesem Grund beschloss ich mit ihr zu dem Spiel unseres College Teams zu gehen. Vorher wollte ich aber unbedingt noch etwas Anderes machen. Etwas für das man nie zu alt wurde.

„Hey. Wie sieht's aus? Morgen steigt eine Party in einen der Verbindungshäuser.", erklärte Tyler mir, der heute mal den Tag ohne seine Freundin verbringen musste. „Ne lass mal." „Ach komm schon Alter. Das wird witzig." „Ich habe schon was vor." „Ach und was?" „Etwas, wo du nicht dabei sein wirst." Ich hatte keine Lust darauf, dass Tyler mich mit seinen Sprüchen nervte, wenn er erfuhr, dass ich den Abend mit Grace verbringen würde. Julie hingegen hatte ich es im Laufe der Woche bereits erzählt. Ich wollte wissen, ob sie meinen Plan gut fand und brauchte eben einen Rat. Einen, der nicht saufen beinhaltete. „Wenn du so drauf bist, hat es meistens mit Grace zu tun." Ich sah ihn einfach nur an und ließ mir nichts anmerken. Jedenfalls dachte ich das. „Ich habe voll ins Schwarze getroffen. Du bist manchmal wirklich wie ein offenes Buch." „Bin ich gar nicht." „Doch bist du und nun erzähl schon. Was machen du und Grace morgen?" „Musst du immer alles wissen? Bei Julie hast du mir auch nicht alles erzählt. Worüber ich im Übrigen auch sehr froh bin, da mich manche Sachen einfach nicht interessieren." „Ach komm schon. Ich weiß du magst sie und ich weiß wie sie dich ansieht. Also was läuft da?" „Du interpretierst zu viel in ihre Blicke mein Lieber. Mach mir bloß keine falschen Hoffnungen." „Ich sage dir nur was ich sehe. Sie mag dich Brian. Versau es einfach nicht."


Wenn die Jahre vergehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt