Kapitel 12

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Grace

Ich fand es nett von Robert, dass er mich nach Hause fuhr, aber diese Stille im Auto war ziemlich unangenehm.

Schließlich brannte mir eine Frage auf der Zunge, die ich unbedingt loswerden musste. „Stimmt es?" Ich wendete meinen Blick nicht von der Straße ab, denn ich hatte ein wenig Angst, dass ich eine Grenze überschritt. „Stimmt was?" „Das sie Brians Mutter weggeschickt haben." „Stand das in dem Brief?" „Ja." „Ja, es stimmt, aber ich hatte meine Gründe." Nun sah ich Robert doch an. „Ich weiß, dass stand auch in dem Brief."

Schweigen. Schon wieder.

„Du solltest Brian die Geschichte erzählen. Er sollte es wissen." „Du hast Recht Grace, das sollte er."

Wir fuhren in unsere Einfahrt und ich erkannte sofort, dass Mom und Dad noch wach waren. Ich wollte gerade aussteigen und ins Haus gehen, da hielt Robert mich auf.
„Grace... Gib meinen Sohn nicht auf. Ich weiß er war ein Arsch, aber eigentlich ist er nicht so." Ich lächelte halbherzig, denn ich wusste genau, warum Brian so ein Verhalten an den Tag gelegt hatte. Nichtsdestotrotz war ein Teil von mir auch gekränkt, dass er sich mir nicht öffnete.

Brian

Es waren drei Wochen vergangen seit ich Grace aus meinem Zimmer verbannt hatte. Drei Wochen in denen wir kein Kontakt hatten. Drei Wochen in denen ich versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen, doch ohne Grace gelang mir das nicht. Ich hatte sie rausgeworfen und was noch viel schlimmer war ich hatte behauptet, dass wir eine Grenze überschritten hatten, die wir nicht hätten überschreiten sollen. Kurz gesagt, ich hatte mich ein kompletter Idiot verhalten.

Ich wollte Grace wieder bei mir haben, aber war es für sie nicht eigentlich besser, wenn ich mich von ihr fernhielt.
Das Klingeln der Haustür, riss mich aus meinen Gedanken. Ich stand auf, um die Tür zu öffnen und davor standen Tyler und Julie. Tyler war in den letzten drei Wochen öfter hier gewesen. Oft unangekündigt, doch Julie fast nie. Tyler erwähnte, dass sie bei einer Freundin war und jedes Mal fragte ich mich, ob es sich dabei um Grace handelte.

Ich ließ die Tür offen und ging zurück zur Couch. Selbstmitleid war schon was Tolles und ich ging in den letzten Wochen voll darin auf.

„Nichts da. Beweg dein Hinter von der Couch und zieh dir was Vernünftiges an.", kommandierte mich Julie ohne auch nur „Hallo" gesagt zu haben. „Nein. Mein Outfit ist für meinen Tagesplan genau richtig." Ihr Blick wandert an mir rauf und runter und Skepsis machte sich in ihrem Gesicht breit. Dann rümpfte sie unwillkürlich die Nase.

„Okay, als erstes ab unter die Dusche, sonst bekommst du Grace nie zurück und dann zieh dir was Hübsches an." „Es spielt keine Rolle. Ich habe es mit Grace verkackt." „Wenn du sie in dieses Flugzeug steigen lässt auf jeden Fall." Sofort hatte Julie meine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Was für ein Flugzeug?" „Sie will mit ihrer Mom nach Texas ziehen." „Was?"

Ich sprang auf, rannte nach oben und war in weniger als zehn Minuten komplett fertig. „Na da hat es aber jemand eilig." Ja, das hatte ich. Verdammt. Ich konnte Grace nicht gehen lassen. Nicht so.

Tyler fuhr uns in Rekordgeschwindigkeit zum Flughafen und ich rannte zusammen mit Julie rein während ihr Freund einen Parkplatz suchte. Wir liefen zum nächsten Schalter und Julie erklärte der netten Dame hinter dem Tresen, dass wir für Grace Flug noch ein Ticket brauchten. Ich war mir sicher, dass Grace schon durch die Kontrollen durch war und ich wollte nichts dem Zufall überlassen. Nicht bei ihr. Ich wusste, dass mein Handeln egoistisch war, doch ich brauchte Grace einfach an meiner Seite.

Als Julie meinte, sie wolle mit ihrer Mom zusammen weg, wurde mir klar wie sehr Grace mein Herz schon in Beschlag genommen hatte.

„Sir wir haben nur noch Plätze in der Business Class frei." „Egal." Ich gab ihr meine Kreditkarte, die Dad mir für Notfälle gegeben hatte und machte mich sofort auf zum Gate als sie mir das Ticket gab. 

Wenn die Jahre vergehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt